Landtagswahl in Baden-Württemberg – Angst vor Wahl-Versagen: Guido Wolf macht Merkel zum doppelten Sündenbock

Mittwoch, 24.02.2016, 06:24 · von FOCUS-Online-Redakteurin Linda Hinz

Guido Wolf, Winfried Kretschmann, Grüne, CDU, Angela Merkel

dpa/Uwe AnspachWahlkampf mit Merkel: Die Bundeskanzlerin und der CDU-Spitzenkandidat für die baden-württembergische Landtagswahl, Guido Wolf, bei einer Veranstaltung.

Die baden-württembergische CDU fällt in Umfragen hinter die Grünen. Spitzenkandidat Guido Wolf macht sich bereits auf die Suche nach Schuldigen für sein Scheitern – und wird bei Kanzlerin Angela Merkel gleich doppelt fündig.

Es ist Guido Wolfs Bankrotterklärung als Wahlkämpfer. Gerade noch hat er gemeinsam mit Julia Klöckner die Festlegung tagesaktueller Flüchtlingskontingente gefordert – und sich damit einmal mehr von der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin abgesetzt.

Im nächsten Moment beschwert er sich darüber, dass sein Rivale, der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Angela Merkel für ihre Flüchtlingspolitik lobt – und die nichts dagegen unternimmt. Merkel müsse sich gegen die verbalen Umarmungen des Grünen-Politikers öffentlich verwahren, soll Wolf bei einer internen Präsidiumssitzung gefordert haben, wie die „Welt“ unter Berufung auf Teilnehmer berichtet.

Wie genau er sich das wohl vorstellt? Soll die Kanzlerin sagen: „Nein, der Kretschmann hat unrecht, wenn er mich lobt. Hören Sie sich lieber alle an, wie der Wolf mich kritisiert?“

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Hinter den Grünen

Eigentlich sollte man meinen, dass Kretschmanns Lob dem CDU-Mann gelegen kommt – gibt es ihm doch die Möglichkeit, sich von dem so beliebten Ministerpräsidenten abzugrenzen und sich als Alternative für all jene zu präsentieren, die mit Merkels und Kretschmanns Willkommensgesten nicht einverstanden sind. Doch stattdessen gibt Wolf nun den Beleidigten.

Der Druck auf ihn wächst. In einer aktuellen Insa-Umfrage im Auftrag der„Bild“-Zeitung landete die CDU erstmals mit 30 Prozent hinter den Grünen. Bei der Bundestagswahl 2013 hatte die Partei in Baden-Württemberg noch 45,7 Prozent der Zweitstimmen bekommen.

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Merkel als doppelter Sündenbock

Also macht sich Wolf bereits auf die Suche nach Schuldigen für sein drohendes Versagen. Und wird bei Merkel gleich doppelt fündig. Die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende soll nicht nur auf Bundesebene als Sündenbock in der Flüchtlingskrise herhalten, sondern auch auf Landesebene.

Tatsächlich stecken die CDU-Wahlkämpfer vor den Wahlen am 13. März in einem Dilemma: Für die Wähler ist es nicht die Landespolitik, sondern vor allem die Flüchtlingskrise, die zählt. Hier sind viele unzufrieden mit dem Kurs der Kanzlerin, und das schadet den Kandidaten. Trotzdem wäre es zu riskant, sich ganz offen von Merkel abzuwenden.

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Ihr Heil suchen die CDU-Spitzenkandidaten in einem Drahtseilakt: Einerseits Abgrenzung von Merkel – andererseits nie so viel Abgrenzung, dass es einem als Illoyalität ausgelegt werden könnte.Großes Geschick auf diesem Drahtseil beweist bislang Julia Klöckner aus Rheinland-Pfalz.

 

Wolfs Nominierung kam für viele überraschend

Für viele kam es überraschend, dass sich der Mann mit dem seltsam rötlichen Haarschimmer gegen Schäuble-Schwiegersohn und Südwest-CDU-Größe Thomas Strobl durchsetzte. Der  einzige, der keinerlei Zweifel an Wolf zu haben schien, war Wolf. Fröhlich erklärte er Baden-Württemberg zum „Wolfserwartungsland“.

Doch nun ist auch Wolf nicht mehr so erwartungsfroh. Und so baut er schon einmal vor für eine mögliche Niederlage – und macht Merkel zum Sündenbock. Doch letztlich könnte Wolf Merkel und ihrer Flüchtlingspolitik sogar dankbar sein müssen. Wenn er verliert, dann hat er eine gute Ausrede. Und dann redet keiner darüber, dass Wolf dem Grünen Kretschmann vielleicht auch in einem Wahlkampf ganz ohne Flüchtlingskrise nicht viel entgegenzusetzen gehabt hätte.

Mit seinen Äußerungen zum Verhältnis Kretschmann/Merkel hat Wolf einmal mehr bewiesen, dass sein Gleichgewichtssinn hier nicht besonders gut entwickelt ist.

Quelle: Focus-online vom 24.02.2016

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Ulrike
Ulrike
8 Jahre zuvor

Hoffentlich knallt es richtig bei den Wahlen damit unsere Volksverdummer in Berlin mal aufwachen.

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