„Alarmsignal“ oder Muffensausen? – „Beobachter“ besorgt über AfD-Sympathien bei der Bundeswehr

 

MAX ERDINGER
Foto: Collage
 

Die AfD hat etwa 35.000 Parteimitglieder, davon etwa 2.100 Berufssoldaten. 11 von 91 Abgeordneten der Partei seien ehemalige Berufs- oder Zeitsoldaten. In anderen Parteien ist die Quote deutlich niedriger. Nun kandidiert der 64-jährige Joachim Wundrak für das Amt des Oberbürgermeisters von Hannover. Der Mann ist ehemaliger General der Luftwaffe, war einige Jahre Mitglied der CDU und trat erst 2017 in die AfD ein. Zur Abwechslung sind es einmal nicht die „Experten“, die alarmiert sind, sondern die „Beobachter“.

Die Beobachter sollen es als „Alarmsignal“ und „bittere Pille“ bezeichnet haben, dass nun ein ehemaliger Berufssoldat für die AfD als OB-Kandidat antrete, wie der merkur berichtet. Erst neulich habe der CDU-Politiker Friedrich Merz bedauernd einen Rechtsruck der Bundeswehr konstatiert, was allerdings nicht stimmt. Merz hatte bemängelt, daß seine Partei, die CDU, Sympathien von Bundeswehrangehörigen an die AfD verliere. Recht eigentlich hatte Merz also den Linksruck seiner eigenen Partei bedauert, nicht einen Rechtsruck bei der Bundeswehr. Aufs Ganze gesehen dürfte nämlich auch die Bundeswehr diesen Linksruck der CDU mitgemacht haben, weil es sonst keine gute Erklärung für die besorgten „Beobachter“ gäbe, die zunächst von der BILD ausgemacht worden waren.

 

Einer dieser „Beobachter“ ist Erich Vad, der ehemalige militärpolitischer Berater von Kanzlerin Merkel. In der BILD äußerte er sich ernsthaft so: „Das Thema Sicherheit ist zu wichtig für unser Land, als dass man es den Rechten überlassen sollte.“ Beobachter des Beobachters wenden allerdings ein, daß es gerade wegen der wichtigen Sicherheit für unser Land gut sei, wenn man das Thema den Rechten anvertraut, weil bei denen niemand auf die Idee käme, das Amt des Verteidigungsministers zweimal nacheinander mit gänzlich unmilitärischen Frauenspersonen zu besetzen, die weniger an Kampf, Ausrüstung und Kameradschaft denken, sondern „Streitkräfte“ zuvörderst mit „Schwangerenuniform“ und „familienfreundlicher Großbetrieb“ übersetzen.

Aber Beobachter Vad ist nicht allein. Es gibt noch einen zweiten Beobachter. Dabei handelt sich um den ehemaligen Nato-General Hans-Lothar Domröse. Der hat Folgendes beobachtet: „Die politischen Versprechen müssen endlich eingelöst werden, damit die regierenden Parteien die Bundeswehr nicht verlieren“. Auch hier kritisieren die Beobachter des Beobachters den Beobachter. Es sei gut, meinen sie, wenn dem Volk, das die regierenden Parteien loswerden will, wenigstens die Bundeswehr erhalten bleibe, anstatt daß die regierenden Verliererparteien die Bundeswehr auf ihrem Weg in die Verhasstheit einfach mitnehmen.

Die AfD hatte sich dafür ausgesprochen, die Bundeswehr umzustrukturieren. Unter anderem fordert sie eine Rückkehr zur Wehrpflicht. Die Bundeswehr wurde zuletzt aus den Reihen der AfD heraus heftig kritisiert. Freilich wäre die Forderung nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht illusorisch, solange sie nicht durch die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht für junge Männer und Frauen ersetzt wird. Man kann nicht beides haben: Gleichstellung und Paritätsgedöns einerseits und eine Wehrpflicht exclusiv für junge Männer andererseits. Die Frage nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht hängt nicht zuvörderst am Militärischen, sondern an der Durchsetzung der altbekannten, zivilgesellschaftlichen Gleichbehandlungsforderung, die erfahrungsgemäß aber immer dann aufgegeben wird, wenn die frauenrechtliche Rosinenpickerei bedroht wäre. Die Frage nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht ist im Grunde die nach der erstmaligen Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht auch für junge Frauen. Das macht die Sache ein bißchen komplizierter, als es auf den ersten Blick aussieht.

Leider ist es nun nicht gerade die AfD, die den Eindruck erweckt, als hätte man dort gemerkt, wie sehr einem der institutionalisierte Staatsfeminismus auf der eigenen Kavaliersnase herumtanzt. Wäre es anders, hätte man von dort wohl schon einmal – außer der Forderung nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht – weitergehende Forderungen zur Reetablierung ehemals männlicher „Privilegien“ vernehmen müssen, respektive Forderungen nach einer Gleichverpflichtung. Davon ist dem Beobachter sämtlicher Beobachter aber nichts bekannt.

Muffensausen?

Tatsächlich ist es wohl so, daß die verhassten Altparteien und die ihnen nach dem Munde redenden „Beobachter“ – zur Zeit noch eher theoretisch – fürchten, in Form der Bundeswehr könnte ihnen ein ernstzunehmender Gegner erwachsen, der zu allem Überfluß auch noch schwer bewaffnet ist. Wenn das der Fall wäre, dann wäre das wiederum ein Indiz dafür, daß jemand ein schlechtes Gewissen hat. Und das wiederum würde bedeuten, daß Hopfen und Malz, was die deutschen Altparteien angeht, noch nicht bzw. gar völlig verloren sind. Die Bundeswehrsympathien für die AfD und umgekehrt sind deshalb kein Grund zur Sorge, sondern Anlaß für Hoffnung. Die Macht hat am Ende immer derjenige, der sich durchsetzen konnte. Ob er vorher recht hatte oder nicht, spielt im Resultat keine Rolle. Auch dem Wunschdenken sind natürliche Grenzen gesetzt.

 

Formal gibt es keinen Grund, sich über soldatische AfD-Mitglieder Sorgen zu machen. Schließlich ist der deutsche Soldat offiziell nichts anderes als ein „Bürger in Uniform“, was freilich auch wieder nichts anderes ist, als eine schön ausgedachte Illusion, die von der Realtität des militärischen Seins abgekoppelt etabliert worden ist. Der Soldat weiß jederzeit, daß er eigentlich nicht „Bürger in Uniform“ ist, sondern „Bürger als Kanonenfutter“ – und daß er deswegen die Uniform anhat. Kein Bürger außer dem Soldaten würde die Verantwortung für das eigene Leben oder Nichtleben einfach so einer hierarchisch übergeordneten Instanz anvertrauen. Die Schlüsse, die er daraus zieht, daß er das tut, haben mit staatstheoretischen Überlegungen des Soldaten zu der Frage, als was man den Soldaten auf politischer Ebene am liebsten begreifen würde, herzlich wenig zu tun. Das Militärische lebt in der Realität, nicht in der Schönheit des Gedankens. Und schon dreimal nicht lebt das Militärische im Gemeine & Gefinde irgendwelcher Verteidigungsministerinnen, die vom Militärischen und seinen überlebensnotwendigen Traditionen so viel Ahnung haben wie der Hund vom Eierlegen.

Quelle: journalistenwatch.com vom 28.07.2019 


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Ulrike
Ulrike
4 Jahre zuvor

Darf ein Soldat keine eigene Meinung mehr haben? Warum müssen alle mitmachen bei der Hetze gegen die AfD. Bloss weil es die Altparteien so wollen?

Wahrscheinlich geht unseren Politiker so langsam der Arsch auf Grundeis. Das ist das schlechte Gewissen Herrschaften.

gerhard
gerhard
4 Jahre zuvor
Reply to  Ulrike

Sie irren…diese Leute haben kein Gewissen.

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
4 Jahre zuvor

In deren „Satzung“ steht: Sie sind nur Ihrem Gewissen unterworfen. Ein Freibrief. Der nützt dann auch nichts…