Senioren aus Altenheim werden vor die Tür gesetzt – Altenheim in Ennepetal soll Flüchtlingsheim werden

HEIMPLÄTZE

Altenheim in Ennepetal setzt alle Bewohner vor die Tür – Betreiber verdient mit Flüchtlingen mehr Geld

Von Stefan Scherer

Das Seniorenheim Brunnenstraße ist am Montag leer gezogen worden. Die plötzliche Rasanz bei der Maßnahme verärgert die Angehörigen stark.

Ennepetal. Das Seniorenheim Brunnenstraße in Ennepetal ist wirtschaftlich am Ende. Angehörige hatten nur drei Tage, um neue Plätze für die Bewohner zu finden.

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„Verbringen Sie Ihren Lebensabend in herzlicher Atmosphäre“, lautet der erste Satz auf der Internetseite des Seniorenheims Brunnenstraße. Doch mit der Herzlichkeit war es am vergangenen Freitag vorbei. Da erfuhren die Angehörigen plötzlich – manchmal sogar nur über eine Mailbox-Nachricht – dass ihre Verwandten bereits am Montag ausziehen. Ein Krankentransport sei bereits bestellt. Wut und Entsetzen keimte bei den Benachrichtigten auf, dass sie quasi über Nacht einen neuen Heimplatz für ihre Mütter und Väter finden mussten.

Plötzlich neuer Geschäftsführer

Dass das Heim wirtschaftlich nicht mehr lange überlebensfähig ist, war bereits seit Ende Februar klar. Fikret Vallqi, ehemals Geschäftsführer und Heimleiter in Personalunion, hatte bereits im Januar die GmbH an den Düsseldorfer Miroslav Jovanovic verkauft, der neuer Geschäftsführer wurde. Vallqi blieb Heimleiter. Jovanovic hat bis heute keinen Fuß auf Ennepetaler Boden gesetzt, auch nicht, als klar war, dass seine soeben erst erworbene Firma nicht mehr zu retten ist. Denn bereits Ende Februar hatte Bernd Biewald von der Heimaufsicht des Ennepe-Ruhr-Kreises in öffentlicher Sitzung mitgeteilt, dass die Einrichtung zum 30. April schließen müsse. Fikret Vallqi: „Wir sind einfach nicht mehr wirtschaftlich.“ Von den zugelassenen 47 Plätzen waren nur noch etwa 25 vergeben. Die gesetzliche Vorschrift, dass bis 31. Juli 2018 vorrangig Einzelzimmer vorgehalten werden müssen, hätte ohne hohe sechsstellige Investitionen in die Immobilie nicht eingehalten werden können. Diese soll der Besitzer der Immobilie, der Düsseldorfer Steuerberater Hans-Otto Hüser jedoch gescheut haben.




Seinerzeit hieß es noch, dass Betreuung und Pflege der Bewohner bis Ende April gewährleistet seien. Bis vergangene Woche. Die Heimaufsicht des Kreises begleitete den gesamten Vorgang. „Wir haben festgestellt, dass ab dem 23. und 24. März die Dienste nicht mehr abgedeckt gewesen wären“, sagt Bernd Biewald, der Vallqi eine Frist bis vergangenen Freitag um 11.30 Uhr setzte, um die Versorgung der Bewohner personell zu gewährleisten. „Eine Rückmeldung kam aber erst um 18 Uhr, als er uns mitteilte, er werde sich darum kümmern.“ Das sah offenbar so aus, dass der Heimleiter die Angehörigen der zwölf verbliebenen Bewohner verständigte, dass diese drei Tage später ausziehen müssen.

Für jeden einen Platz gefunden

Einer dieser Angehörigen ist Frank Schmich, dessen schwer dementer Vater an der Brunnenstraße lebte. „Wir hatten für den 31. März einen Platz im Haus Elisabeth und großes Glück, dass dort jetzt auch schon früher etwas frei war.“ Der Vater liegt nun mit einem Mann auf einem Zimmer, der um seine frisch verstorbene Ehefrau trauert. „Erst durch den Druck der Heimleitung an der Brunnenstraße kam es zu dieser taktlosen und makaberen Situation. Dennoch sind wir sehr dankbar, dass diese Übergangsregelung überhaupt möglich ist.“




Eine solche Regelung fand sich in mehreren umliegenden Heimen für alle Ex-Brunnenstraßen-Bewohner. „Wir sind unglaublich erleichtert, dass alle einen Platz gefunden haben“, sagt Biewald, der bis jetzt nicht nachvollziehen kann, warum plötzlich eine solche Rasanz in die Sache kam. Auf Nachfrage dieser Zeitung sagt Fikret Vallqi: „Nachdem unser Aus bekannt geworden war, haben sich meine Mitarbeiter nach neuen Arbeitsplätzen umgeschaut. Ich hatte urplötzlich einfach nicht mehr ausreichend Personal.“

Was passiert mit der Immobilie?

Am Auszugstag versammelten sich dann aber doch noch einige Mitarbeiter, die mit Tränen in den Augen den Bewohnern halfen, kurz vor Ostern ein neues Zuhause zu finden. Sie kamen ehrenamtlich. Gehalt zahlt die GmbH nämlich auch nicht mehr wie ursprünglich angekündigt bis zum 30. April.

Steckt vielleicht mehr hinter dem Leerzug? Bereits seit Monaten bietet Dr. Hüser der Stadt Ennepetal die Immobilie als Flüchtlingsunterkunft an. „Wir haben mehrfach abgelehnt und derzeit ist das kein Thema“, sagt Stadtsprecher Hans-Günther Adrian auf Nachfrage dieser Zeitung. Dr. Hans-Otto Hülser und Miroslav Jovanovic waren telefonisch leider nicht erreichbar, so dass derzeit unklar ist, was mit der Immobilie und der GmbH passiert.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 24.03.2016 – Überschrift geändert -staseve

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Ulrike
Ulrike
8 Jahre zuvor

Da sieht man wer mehr wert ist in unserem Land. Es ist einfach nur noch zum kotzen. Hoffentlich entgeht keiner dieser Vaterlandsverräter der gerechten Strafe. Geld geht über Charakter.

Wann werden alle alten Menschen liqudiert damit es Platz für Asylanten gibt????