Glockenspiel der Garnisonkirche abgeschaltet

Potsdam

POSTDAM. Das Glockenspiel der ehemaligen Potsdamer Garnisonkirche ist seit dem Wochenende offiziell verstummt. Es war auf Anweisung des Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) abgeschaltet worden. Bereits am Donnerstag hatte es bei einer Prüfung zur geplanten Abschaltung einen technischen Defekt gegeben, weshalb das Glockenspiel seitdem nicht mehr erklang.

Hintergrund der Abschaltung ist die Kritik an mehreren Inschriften auf den Glocken. Eine Initiative aus Vereinen, Künstlern und Wissenschaftlern monierte, auf dem 1991 aufgestellten Glockenspiel fände sich eine „Reihe revisionistischer, rechtsradikaler und militaristischer Widmungen“. So stünde auf einer Glocke beispielsweise die preußische Losung „suum cuique“, die auch der Wahlspruch der Feldjägertruppe der Bundeswehr ist.

Da die deutsche Übersetzung „Jedem das seine“ aber auch über dem Tor des Konzentrationslagers Buchenwald stand, stören sich die Kritiker an der Inschrift. Laut Oberbürgermeister Schubert sollen die Widmungen nun wissenschaftlich untersucht und das Ergebnis dann öffentlich diskutiert werden. Bis zum Abschluß des Prozesses schweigen die Glocken. Ob sie überhaupt jemals wieder erklingen werden, ist ungewiß.

Streit um Wiederaufbau

Das Glockenspiel ist den überwiegend linken Gegnern schon länger ein Dorn im Auge, steht es doch als Anfangssymbol für den Wiederaufbau der 1945 zerstörten Garnisonkirche. Gestiftet hatte es der frühere Bundeswehroffizier Max Klaar mit seinem Verein Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG). Dieser hatte ursprünglich Spenden in Höhe von 6,7 Millionen Euro für die Wiedererrichtung der Kirche gesammelt.

Klaar schwebte die originalgetreue Rekonstruktion des Gebäudes und ihre Nutzung als Kirche vor. Doch von seiten der Stadt Potsdam und aus den Reihen der Amtskirche war mit Blick auf die Rolle der Garnisonkirche beim sogenannten „Tag von Potsdam“ 1933 ein „Versöhnungszentrum“ in dem Bau ins Spiel gebracht worden. Das wollte Klaar nicht mittragen. Er warnte unter anderem vor einem „zeitgeistigen, polit-historischen Mißbrauch der Garnisonkirche zur Volkspädagogik“. Von seinen Gegnern wurde er im Gegenzug als reaktionärer Militarist geschmäht.

Die 1735 errichtete Garnisonkirche war ein Wahrzeichen Potsdams. Friedrich Wilhelm I. hatte den Bau beauftragt. Zur Kontroverse um den seit 2017 begonnenen Wiederaufbau trug der „Tag von Potsdam“ bei. Am 21. März 1933 hatten sich Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg dort zu einem Festakt getroffen. Nach einem Luftangriff am 14. April 1945 brannte die Kirche aus. 1968 ließ die SED die Ruine aus ideologischen Gründen sprengen. (krk/pm/ag)

Quelle: Junge Freiheit vom 09.09.2019


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Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
4 Jahre zuvor

Die alte Freimaurerhütte wird ins Gespräch gebracht, damit Sie wiederaufgebaut wird? Mit dem Stadt Schloß lief es auch so!

Ulrike
Ulrike
4 Jahre zuvor

Künstler und Wissenschaftler – was für Idioten.

Baufutzi
Baufutzi
4 Jahre zuvor

Das Stadtschloß wird bald wieder mit genehmigten „Amt“sinhabern besetzt werden und deshalb wurde es auf Befehl wieder aufgebaut.