Nahost – RT im Gespräch mit Kunstexperten zu Palmyra: Schäden enorm, aber Wiederherstellung möglich

Kopp Verlag


31.03.2016 • 08:00 Uhr

RT im Gespräch mit Kunstexperten zu Palmyra: Schäden enorm, aber Wiederherstellung möglich
RT im Gespräch mit Kunstexperten zu Palmyra: Schäden enorm, aber Wiederherstellung möglich Quelle: Sputnik

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Die Herausforderungen, Palmyra in seiner einstigen Pracht wiederherzustellen, sind gewaltig aber machbar, wenn es als eine Aufgabe von globaler Wichtigkeit behandelt wird. So die einhellige Meinung von kunsthistorische Experten im Gespräch mit RT. Das russische Staatsmuseum Ermitage hat bereits zugesagt, beim Beheben der Schäden, die die historische Stadt erleiden musste, zu helfen.
Die Zerstörung historischer Monumente in Palmyra sei ein irreparabler Verlust für die menschliche Zivilisation, sagte Tigran Mkrtychev, stellvertretender Direktor des russischen Staatsmuseum für Orientale Kunst. Auch er schließt sich dem Aufruf zur Wiederherstellung des Weltkulturerbes an. Er sagt, in Palmyra sehe man in der Weltgemeinschaft mehr als nur ein Denkmal der Archäologie des antiken Ostens.

„Dieser Ort ist eine Brücke zwischen Ost und West. Es ist der westlichste Punkt der großen Seidenstraße. Das ist ein ziemlich symbolischer Ort in der Geschichte menschlicher Zivilisation“, hob Mkrtychev hervor.

Quelle: Sputnik


Mkrtychev legte der internationalen Gemeinschaft nahe, Gelder für die Restaurierung des Denkmals zu sammeln, weil Palmyra für die gesamte Menschheit ein wichtiges Artefakt sei – nicht nur für die syrische Bevölkerung. Er betont gegenüber RT:

„Wenn wir strategisch an diesen Fall herangehen und die Restaurierung dieses Monuments gewissermaßen zu einer Vereinigung östlicher und westlicher Kräfte machen – es zu einem Monument globaler Wichtigkeit machen, wird es [Palmyra] zu einem ‚Zeichen‘, das östliche und westliche Zivilisationen für die kommenden Jahre vereinen wird.“

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Mkrtychev sprach die Kritik an der Tatsache, dass internationale Organisationen wie die UNSESCO sich vermutlich mehr um den Erhalt von „Steinen“ kümmere als um Menschenleben, an und sagte, diese Dinge müssten zusammen angesprochen werden:

„Jedes Menschenleben ist einzigartig und kann mit keinem historischen Monument verglichen werden. Anderseits ist jedes historische Monument die Konzentration vieler Menschenleben. Aber keines von beiden wiegt mehr! Jedes kulturelle Monument der Welt, die von der UNESCO geschützten eingeschlossen, ist ein gebündeltes menschliches Gedächtnis. Jedes menschliche Leben ist an sich schon von Wert, aber diese Steine sind nicht weniger wichtig. Es sind viele Fälle bekannt, in denen Menschen für Steine, die sie ehrten, ihr Leben ließen.“

‚Es geht nicht nur um Steine, es geht um Menschen‘

Giovanni Boccardi, Chef der Einheit für Notfallvorsorge und –maßnahmen bei der UNESCO, kommentierte dieses Thema auch und sagte aus, dass es falsch sei, den Wert kultureller Artefakte unter bestimmten Umständen zu verkennen. Im Gespräch mit RT führte er aus:

„Das Leben der Nation basiert auf ihrer kulturellen Identität, auf gemeinsamen Überzeugungen und Werten. Die Syrer selbst kümmern sich wirklich um ihr kulturelles Erbe. Es ist kein Zufall, das so viel Interesse daran besteht, Palmyra wiedereinzunehmen. Es geht nicht nur um Steine, es geht um Menschen.“

Boccardi drückte seine Erleichterung über die Nachricht der Befreiung Palmyras aus, betonte jedoch, dass noch viel Arbeit bevorstünde:

„Es ist eine Erleichterung. Wir hoffen, dass es ein Schritt vorwärts in Richtung einer möglichen zukünftigen Restaurierung Palmyras als ein kulturelles Denkmal für die Syrer und die internationale Gemeinschaft ist. Einige Zerstörungen wurden jetzt bestätigt – und das Bild ist eher trostlos. Aber im Drohnenvideo sehen wir, dass vieles immer noch steht.“

„Sobald es die Sicherheitslage erlaubt, würden wir gerne dort hinfahren und eine gründliche Bewertung der Stätte vornehmen um zu festzustellen, was sofort getan werden kann und um eine Restaurierung über längere Zeit zu planen. Glücklicherweise ist der Stein Palmyras dort vorhanden, die Steinbrüche sind noch da. Es wird also möglich sein, die selben Steine zu gewinnen, mit denen die Tempel erbaut wurden. Es ist auch gut, das die Monumente über Jahrzehnte sorgfältig studiert wurden. Dadurch haben wir jetzt sehr gute Aufzeichnungen darüber, wie genau sie ausgesehen haben. Es wird dennoch eine große Herausforderung.“

Boccardi hob abschließend die Bedeutung gemeinsamer Anstrengungen bei Restaurierung Palmyras für die internationale Gemeinschaft hervor´:

„Palmyra ist auf der Welterbe-Liste der UNESCO eingetragen. Es ist eine Stätte herausragenden universellen Wertes und gehört der Menschheit insgesamt. Somit ist es die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft, zusammenzukommen und den Syrern zu helfen diesen kostbaren Ort wiederherzustellen. Das wird die UNESCO tun.“

Quelle: Sputnik
‚Überwältigende Stille nach großartigem Sieg für die Zivilisation‘

Von der UNESCO abgesehen, folgten bisher wenig internationale Reaktionen auf den Erfolg der Wiedereinnahme Palmyras durch syrische Armee.

Die Nato hat es abgelehnt, die Befreiung der historischen Stadt zu kommentieren. Offenbar als eine Antwort auf die ausgebliebene Reaktion der Britischen Behörden auf den Sieg in Palmyra hin, hat die russische Botschaft im vereinigten Königreich ein Bild auf Twitter gepostet auf dem steht: ‚Bleib ruhig und bleib still.‘

Marcus Papadopoulos, Redakteur des Politics Magazine glaubt, der Grund dafür, dass die internationale Gemeinschaft keine Eile mit dem kommentieren der Befreiung hat, ist ihre eigene Ineffizienz beim Kampf gegen den Terrorismus in Syrien.

„Es herrscht nur eine überwältigende Stille in Großbritannien und Amerika bezüglich des Sieges, der nicht nur für die syrische Armee großartig war sondern, nicht nur für Syrien, nicht nur für den Kampf gegen den Terrorismus sondern für die Zivilisation. Der Grund ist, dass Großbritannien und Amerika den Terrorismus nicht wirklich bekämpfen“, sagte Papadopoulos gegenüber RT.

„Dieser Sieg ist ein eindeutiger Wendepunkt. Er erlaubt es der syrischen Armee jetzt die Wüste zwischen Palmyra, der Grenze zum Irak und zu Jordanien einzunehmen. Es hebt auch die Moral der syrischen Armee stark, was das Wichtigste beim Kampf gegen Extremisten ist“, fügte er hinzu.

Die herausfordernde Aufgabe muss langsam und sorgfältig ausgeführt werden

„Der Schaden, den die architektonischen Monumente Palmyras davongetragen haben, ist enorm, aber sie wurden nicht komplett dem Erdboden gleichgemacht. Das Hauptsymbol der Stadt – die berühmten Säulen, sie stehen und wir müssen die Stätte jetzt genau untersuchen und feststellen, was sonst dort übrig geblieben ist“, teilte Mikhail Piotrovsky, Direktor der St. Petersburger Ermitage, Journalisten mit und führte weiter aus:

„Der erste Schritt der Arbeit wird sein festzustellen, welche Steine dort liegen, woher sie stammen und welcher Struktur sie angehörten. Diese Auswertung sollte sehr sorgsam durchgeführt werden – wir müssen klären, was komplett zerstört, welche Strukturen teilweise beschädigt wurden und welche überlebt haben. Dann können wir eine Karte der Statte anfertigen und Aufgaben aufteilen.“

Piotrovsky betonte, dass die Frage der Zeiteinteilung nicht wesentlich im Prozess der Restaurierung sein sollte. Er sagte, es „muss sehr langsam gemacht werden, weil wir, wenn wir es schnell machen, signifikante Qualitätsverluste erleiden werden.“

Abschließend erklärte der Direktor der St. Petersburger Ermitage:

„Wir müssen uns entscheiden, wie Palmyra restauriert werden soll – ob es ein touristischer Ort oder ein Monument werden soll, an dem wir Geschichte lernen können. Ein Ort, der sowohl schön zu besuchen ist als auch das Gedenken an Terror, der hier im Laufe des letzten Jahres stattgefunden hat – wie der Tod des ehemaligen Kurators dieser Stätte, Khaled Al Assad, der vom IS exekutiert wurde, weil er die Aufbewahrungsorte einiger Artefakte, die diese Fanatiker verkaufen wollten, nicht offenbaren wollte – die Tode all dieser Märtyrer, die ihr Blut für die Befreiung Palmyras vergossen haben.“

Quelle: Russia Today (RT) vom 31.03.2016


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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Ist das das wichtigste diese alten Ruinen wieder aufzubauen? Hat man keine anderen Sorgen?
Das ist nur zum kotzen. Die Menschen sterben oder müssen flüchten und es wird nur geschrieben diese doofen Ruinen wieder aufbauen zu wollen.