Erdogan-Gedicht: Böhmermann „entschuldigt“ sich

Jan Böhmermann (Archiv)
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Jan Böhmermann (Archiv)

Das ZDF hat sein Erdogan-Gedicht gelöscht. Zeigt Jan Böhmermann jetzt Reue? Nicht wirklich. Auf Facebook nimmt er Stellung – natürlich mit Sarkasmus.

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Das ZDF zensiert Jan Böhmermann und der reagiert – wie könnte es anders sein – mit Humor: „Ich denke, wir haben heute am 1. April 2016 gemeinsam mit dem ZDF eindrucksvoll gezeigt, wo die Grenzen der Satire bei uns in Deutschland sind. Endlich!“, schreibt der Satiriker auf seinem Facebook-Account.

In der jüngsten Sendung seines „Neo Magazin Royale“ hatte Böhmermann am Donnerstagabend ein Gedicht vorgetragen, in dem er den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verunglimpft. Der Vortrag war ausdrücklich als „Schmähkritik“ gekennzeichnet.

Das ZDF löschte am Tag darauf die Sendung aus der Mediathek. Die Begründung des Programmdirektors: Die Parodie entspreche nicht den Ansprüchen, die das ZDF an die Qualität von Satiresendungen stellt.

Ein Rückschlag für Böhmermann? Scheint nicht so. Der entschuldigt sich für sein Gedicht im üblichen sarkastischen Stil: „Sollte ich bei der gebührenfinanzierten Erfüllung meines pädagogischen Auftrags die Gefühle eines lupenreinen Demokraten verletzt haben, bitte ich ergebenst um Verzeihung.“

Klingt fast, als hätte er damit gerechnet. Zumindest hat es Böhmermann mal wieder geschafft, das Internet verrückt zu machen. In den sozialen Medien wird eifrig diskutiert, was der Komiker mit dem Beitrag eigentlich erreichen wollte – und ob die ganze Aktion ein abgekartetes Spiel war.

Viele User glauben, es handele sich um einen Aprilscherz und das ZDF löse die Geschichte noch im Laufe des Abends auf. Doch nicht alle finden das witzig. „Überaus geschmacklos und sehr respektlos. Sorry aber sowas nennt man nicht Satire sondern Beleidigung auf Kindergartenniveau“, schreibt eine Userin und spricht damit wohl denjenigen aus der Seele, die es richtig finden, dass das ZDF die Sendung gelöscht hat. Auch FAZ-Medienkritiker Michael Hanfeld gehört dazu.

Andere spekulieren, dass Böhmermann mit seiner „Schmähkritik“ absichtlich so weit über die Stränge geschlagen hat, um genau diese Reaktion des Programmdirektors zu provozieren. Und damit – wie er selbst auf Facebook schreibt – die Grenzen der Satire in Deutschland aufzuzeigen. Oder hat das ZDF die eigene Satire vielleicht schlicht nicht verstanden, wie SPIEGEL-ONLINE-Kommentator Alexander Kühn meint?

Wie schon nach dem #Varoufake macht sich Verwirrung im Netz breit. Doch hauptsächlich hat Böhmermann nach „Extra 3“ die Debatte darüber, was Satire darf und was nicht, noch einmal richtig angefacht.

kry

Quelle: Spiegel-online vom 01.04.2016

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