20.000 SOLLEN VERLEGT WERDEN – Griechen wehren sich gegen Ansiedlung von Migranten

Die griechische Regierung verlegt Migranten von den überlasteten Inseln aufs Festland. Doch die dortigen Anwohner wehren sich. Mit Blockaden verhindern sie etwa, dass Busse durchkommen. Insgesamt 20.000 Migranten sollen verlegt werden.

„Gegen Menschenhandel, gegen Schleuser, gegen die Zerstörung unseres Ortes“ – mit diesem Aufruf gingen Bürger der nordgriechischen Stadt Vrasna vor zwei Wochen auf die Straße. Ihre Blockade zwang acht Reisebusse mit rund 400 Migranten zur Umkehr – die Menschen, die von der Insel Samos kamen und künftig in Vrasna leben sollten, wurden anderweitig untergebracht. Seither häufen sich die Demonstrationen. Besonders drastisch: Eine nationalistische Gruppierung will an diesem Sonntag in einem Flüchtlingslager nahe Thessaloniki mit gegrilltem Schweinefleisch und reichlich Alkohol gegen die Flüchtlinge mobil machen.

 

Hintergrund ist eine Verschärfung des griechischen Asylgesetzes und die darin enthaltene Maßnahme, bis zum Jahresende mindestens 20.000 Migranten von den völlig überlasteten Inseln der Ostägäis auf das Festland zu verlegen. Rund 6500 Menschen wurden bisher bereits per Fähre zum Hafen von Piräus gebracht und von dort aus mit Bussen weiterbefördert – hauptsächlich nach Nordgriechenland, wo es viele leer stehende Militärkasernen zur Unterbringung gibt.

Auf der Insel Lesbos haben die Einheimischen den Bau eines weiteren Flüchtlingslagers bisher erfolgreich verhindert. Sie fürchten, jetzt und in Zukunft als Flüchtlingsinsel herhalten zu müssen, der die Touristen den Rücken kehren. Fast 15.000 Migranten harren derzeit auf Lesbos aus, bei einer Kapazität von nicht einmal 3000 Plätzen. Sie leben zum Großteil unter miserablen Bedingungen, in ungeheizten Zelten, ohne Strom, fließend Wasser und Toiletten.

In Nordgriechenland argumentieren die Bewohner, sie fühlten sich nicht mehr sicher, die Kriminalität habe zugenommen, die Kinder könnten nicht mehr auf die Straße. „Wir haben die Behörden gewarnt, dass kein Flüchtling mehr kommen soll, weil die Bürger so aufgebracht sind“, sagt Diamantis Liamas, Bürgermeister von Vrasna.

Doch der Regierung des konservativen Premiers Kyriakos Mitsotakis bleibt im Moment nichts anderes übrig, als Flüchtlinge aufs Festland zu holen. „Die Situation ist bei uns so angespannt, dass ein kleiner Zwischenfall reichen kann, damit die Bürger endgültig auf die Barrikaden gehen“, sagt etwa Giorgos Stantzos, Bürgermeister der Stadt Vathy auf Samos. Vathy hat rund 7000 Einwohner – im Flüchtlingslager oberhalb des Ortes leben 6100 Migranten.

Flüchtlingspakt der Türkei mit EU werde nicht aufgeweicht

Wegen des nahenden Winters begrüßt das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) die Übersiedlung der Migranten aufs Festland. „Die Situation ist so verzweifelt, dass es jetzt vor allem darum geht, die Menschen besser unterzubringen“, sagt der Sprecher des griechischen UNHCR, Boris Cheshirkov. Auf dem Festland werden dazu alte Militärkasernen, Hotels und Wohnungen genutzt.

Busse im Hafen in Elefsina nahe Athen, die die Migranten verteilen sollen

 

Busse im Hafen in Elefsina nahe Athen, die die Migranten verteilen sollen
Quelle: AP/Yorgos Karahalis

Auch der Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei werde durch die Übersiedlung nicht aufgeweicht, sagt Cheshirkov. „Bei jenen, die aufs Festland gebracht werden, handelt es sich um Menschen, deren Asylanträge aller Wahrscheinlichkeit nach genehmigt werden.“ Zu dieser Gruppe gehörten etwa Afghanen und Syrer, auch Mütter mit Kindern sowie unbegleitete Minderjährige.

Für die Festlandgriechen ist die Entwicklung jedoch neu, denn vor dem Flüchtlingspakt reisten die Migranten durch Griechenland weiter nach Mittel- und Nordeuropa. Und seit Inkrafttreten des Paktes im Jahr 2016 blieben sie großteils auf den Inseln.

Doch es gibt nicht nur Gegenwehr: Nach den ersten xenophoben Ausfällen meldeten sich zahlreiche Gemeinden aus ganz Griechenland mit dem Angebot, die Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. „Bei uns werden sie untergebracht und anständig behandelt“, versichert etwa der Bürgermeister des Ortes Servia in Nordgriechenland.

Quelle: Welt-online vom 08.11.2019 


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ulrike
ulrike
4 Jahre zuvor

Ja recht so. Wehrt euch endlich gegen diese Invasion und schickt eure Regierung die so was zulässt in die Wüste. Alle wieder abschieben daher wo sie gekommen sind. Keiner braucht die in Europa.