Kampf gegen China und Russland: Libyen als militärisches Testlabor des Pentagons

Kampf gegen China und Russland: Libyen als militärisches Testlabor des Pentagons
Längst wird das libysche Schlachtfeld mit modernen Waffensystemen geflutet, Tripolis, Libyen, 30. Dezember 2019

Längst ist der Konflikt in Libyen zu einem internationalen Stellvertreterkrieg mutiert. Aktuell wird das Land mit hochmodernen Waffensystemen geflutet. Laut US-Analysten eignet sich Libyen als Testfeld für US-Truppen, um sich auf die sogenannte „great-power competition“ vorzubereiten.

Es war der Innenminister der libyschen Regierung der Nationalen Einheit, der den USA vor wenigen Tagen ein verlockendes Angebot machte. Demnach zeigte sich Fathi Baschagha offen für die Einrichtung eines US-Stützpunkts im nordafrikanischen Land – um dadurch den wachsenden Einfluss Moskaus auf dem afrikanischen Kontinent entgegenzuwirken.

Wenn die USA um einen Stützpunkt bitten würden, hätten wir als libysche Regierung nichts dagegen – zur Bekämpfung des Terrorismus, des organisierten Verbrechens und um ausländische Einmischungen abzuwehren. Ein amerikanischer Stützpunkt führe zu Stabilität“, so der Innenminister der von der UN anerkannten libyschen Regierung.

Erhofft sich Stabilität durch US-Truppen: Libyens Innenminister Fathi Baschagha bei einer Pressekonferenz in Tunis (26. Dezember 2019)

Diese Offerte erreichte das Pentagon just zu einer Zeit, in der US-Verteidigungsminister Mark Esper mit dem Gedanken spielt, die US-Truppen in Afrika, wenn nicht zu reduzieren, dann strategisch neu auszurichten, um dem wachsenden Einfluss Chinas und Russlands die Stirn zu bieten. Die vermeintliche „Terrorismusbekämpfung“ rückt dabei konzeptionell in den Hintergrund. Jetzt geht es nach Lesart des Pentagons ums Ganze: Die Verteidigung der westlichen Weltordnung gegen die je nach Interessenlage zu Störefrieden ernannten „Autokratien“.

Währenddessen wird das nordafrikanische Land mit immer neuem hochmodernen Präzisionswaffensystemen geflutet. Auch die UN warnte in einem aktuellen Bericht vor der Verbreitung von Hightech-Waffen in Libyen. Diese Entwicklung macht Libyen für das Pentagon laut den Military Times zum idealen Experimentierfeld, um sich besser auf zukünftige Konflikte mit China und Russland vorzubereiten.

Auch laut dem United States Special Operations Command (USSOCOM) sei Afrika ein Gebiet, in dem die amerikanischen Kommandos konkurrieren und sich entfalten können. Diese Einschätzung steht im Zusammenhang mit jüngsten Aussagen von US-Militärkommandeuren und Mitgliedern des US-Kongresses wonach SOCOM aktuell nicht für militärische Auseinandersetzungen mit rivalisierenden Mächten in der Region und darüber hinaus gerüstet sei. Dies läge demnach vor allem daran, dass man sich bisher auf die „Terrorismusbekämpfung“ konzentriert habe.

Die Sache hat allerdings einen Haken.

Da das US-Sondereinsatzkommando (SOCOM) von 47.000 im Jahr 2007 auf heute 80.000 erweitert wurde, könnte man argumentieren, dass die USA bei der Bekämpfung des Terrors ihre Höchststärke erreicht haben und sich nun anderen Aufgaben widmen könne. Das Problem ist, dass es von Afghanistan über die Philippinen bis nach Niger keinen großen Erfolg gab“, heißt es etwa bei The Daily Beast.

SOCOM führt Operationen nicht selbst durch, sondern stellt auf Anfrage Kräfte zur Verfügung – in diesem Fall dem U.S. Africa Command (AFRICOM). Und ungeachtet der nicht vorhandenen Erfolge bei der Terrorbekämpfung gilt das Augenmerk längst den aufstrebenden Rivalen China und Russland.

Dennoch, laut dem Pentagon, gelte dem „interstaatlichen strategischen Wettbewerb“ und nicht länger dem Terrorismus, dass Hauptaugenmerk der nationalen Sicherheit.

Laut dem Vizeadmiral und stellvertretendem SOCOM-Kommandeur Tim Szymanski seien gerade die SOCOM-Kommandos in Gebieten aktiv, in denen die USA direkt mit Russland und China konkurrierten – auch in Afrika. Dies würde es US-Einheiten ermöglichen, mit „bösartigen staatlichen Aktivitäten“ und an „Orten, an denen China und Russland sein wollen“, zu konkurrieren.

Ähnlich wie in der Ukraine seien auch auf dem libyschen Schlachtfeld längst moderne Luftverteidigungssysteme, elektronische Kriegsführung, Störsender, hoch entwickelte Drohnen und Präzisionstechnik die Norm.

Der Einsatz von Luftstreitkräften und präzisionsgelenkter Artillerie, ist zu einem dominierenden Merkmal eines ansonsten wenig intensiven Konflikts geworden. Es gab mehrere Vorfälle von exakten Luftangriffen, die von unbekannten Flugzeugen durchgeführt wurden, was offensichtlich gegen das Waffenembargo der Vereinten Nationen verstößt“, heißt es zu Libyen im UN-Bericht.

Laut US-Fachportalen biete der sich rasch transformierende Krieg in Libyen den US-Streitkräften ein experimentelles Operationsgebiet für zukünftige Konflikte mit aufstrebenden Mächten. Insbesondere in Regionen die bislang von extremistischen Gruppen dominiert wurden und in denen weniger intensive Konflikte unter Technikeinsatz stattfanden, sei dies der Fall. Längst würden Söldner und Extremisten Kriegsgerät verwenden, das einst nur von staatlichen Akteuren eingesetzt wurde.

So hätte bereits chinesische Technologie ihren Weg auf das libysche Schlachtfeld gefunden. Zudem werde die libysche Nationalarmee von General Khalifa Hafter durch russische Söldner der Gruppe Wagner unterstützt.

Russland will sich auch positionieren, vor allem in Nordafrika, vor allem in Libyen. Sie wollen dort eine Position an der Südflanke der NATO. Sie wollen auch, glaube ich, das vereiteln, wissen sie, was wir versuchen und sich als Großmachtalternative zu den Vereinigten Staaten präsentieren“, ist in diesem Zusammenhang der AFRICOM-Kommandeur General Stephen Townsend überzeugt.

Die libysche Nationalarmee habe aktuell im Drohnenkrieg die Überhand. Sie ist vermeintlich mit der chinesischen Drohne (Wing Long II) ausgestattet, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten geliefert wurde. Dank Satellitenverbindung besitzt diese eine Reichweite von 2.000 km und ist Berichten zufolge mit den in China hergestellten Blue Arrow 7-Präzisionsraketen bewaffnet. Mit der satellitengestützten Drohne könne demzufolge ganz Libyen abgedeckt werden.

Laut UN besäßen Hafters Truppen daher einen „bedeutenden taktischen Vorteil“ gegenüber der türkischen Bayraktar-TB2-Drohne die von der Regierung in Tripolis eingesetzt wird. Die TB2-Drohne besitzt demnach nur eine begrenzte Reichweite von 200 Kilometer und einer Nutzlast von lediglich 55 Kilogramm.

Seit Mai 2019 eskaliert der „Drohnenkrieg“ und für beide Konfliktparteien sind UCAVs [unbemannte Kampfflugzeuge] nun das wichtigste Mittel, um Luftangriffe durchzuführen und präzisionsgelenkte Munition abzuwerfen“, heißt es in einem weiteren UN-Bericht aus dem Jahr 2019.

In Libyen hingegen werden Militärfahrzeuge des Typs Kirpi eingesetzt, die in der Türkei produziert wurden, minensicher und gegen Hinterhalte geschützt sind. Auch die amerikanische Caiman MRAP und die in Jordanien hergestellten Schützenpanzer al-Mared 8×8 bestimmen das Bild.

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Nur noch wenig erinnert an die Zeit, in der modifizierte Toyota-Pickups mit montierten schweren Waffensystemen das libysche Schlachtfeld dominierten. Das gilt womöglich nun auch für zukünftige Konfliktherde, in denen die „Terrorismusbekämpfung“ keine Rolle mehr spielen wird.

Quelle: Russia Today (RT) vom 27.02.2020


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