Am eigenen Blut ersticken – Was COVID-19 wirklich bedeutet


Darstellung eines Virus.

Manchmal kommt man sich vor, wie im falschen Film.

In Deutschland feiert man die Tatsache, dass viele an COVID-19 Gestorbene in der Statistik nicht gezählt werden, weil im Gegensatz zu anderen Ländern keine post-mortem Untersuchung stattfindet, als Überlegenheit des eigenen Gesundheitssystem. Und es gibt immer noch diejenigen, die im Zusammenhang mit COVID-19 von etwas reden, das nicht schlimmer als eine gewöhnliche Grippe sei, das nicht mehr Tote hinterlassen werde, als ein Influenzaausbruch, ganz so, als ginge es darum, über Platz 1 der Rangliste der tödlichsten Pandemien zu streiten.

Das ist vielleicht, was am meisten verstört. Während über Luftverschmutzung und das ganz normale Sterben und über die große Klasse des eigenen Gesundheitssystems schwadroniert wird, sterben Menschen, für die sich niemand interessiert. Wie immer wird in der Welt abstrakter Begriffe und Reifikationen geredet. Ein Bezug zur Realität findet nicht statt. Da liegen irgendwo reale Menschen in realen Krankenhäusern und werden von realen Ärzten und Pflegern versorgt. Auch das Sterben ist real. Nur interessiert sich niemand für die realen Menschen. Geredet wird über Aggregate, über Zahlen, die im Gesamt niedrig oder hoch oder beängstigend oder nicht weiter schlimm sind. Nicht über die Menschen. Und Journalisten, von denen man erwarten würde, dass sie in Krankenhäuser gehen, mit Ärzten reden, Erfahrungsberichte sammeln, die haben nichts besseres zu tun als hanebüchenen Blödsinn über das Coronavirus und häusliche Gewalt zusammen zu schreiben oder ihre manische Besessenheit mit dem, was sie Rechtspopulismus nennen, auszuleben.

Wie in den letzten Jahren eigentlich immer, so bleibt es auch dieses Mal alternativen und nicht von gezwungenen Gebührenzahlern finanzierten Journalisten vorbehalten, Licht in das Dunkel, das COVID-19 umgibt, dieses etwas, an dem vermeintlich alte weiße Männer sterben, zu bringen, zu zeigen, wovon wir wirklich reden, wenn wir einen Strich in der Kolonne der an COVID-19 Verstorbenen machen.

Wir haben im Folgenden einen Teil eines Beitrags auf ProPublica übersetzt. ProPublica ist non-profit Journalismus, der sich selbst wie folgt beschreibt:

“ProPublica is an independent, nonprofit newsroom that produces investigative journalism with moral force. We dig deep into important issues, shining a light on abuses of power and betrayals of public trust — and we stick with those issues as long as it takes to hold power to account.”

Der Bericht, den wir in Teilen übersetzt haben, kann hier in ganzer Länge nachgelesen werden. Er stammt von einem medizinischen Techniker, der für die Beatmung von Patienten auf der Intensivstation zuständig ist. Er arbeitet in einem mittelgroßen Krankenhaus in Louisiana und hat bis dato ein beschauliches Dasein geführt, das ihn mit in der Regel nicht mehr als zwei Patienten, die beatmet werden mussten, beschäftigt sah. Das hat sich schlagartig geändert. Die Beschaulichkeit ist dem Stress gewichen. Die Patienten, die beatmet werden müssen, werden stetig mehr. Sein Stress, ob der vielen Arbeit und ob des Sterbens, das er beobachtet, wächst:

“Ich habe Patienten Anfang 40 und, ja, ich war geschockt. Ich sehe Leute, die relativ gesund sind, kaum eine medizinische Vorgeschichte haben und die dennoch vollkommen zusammengebrochen sind, als wären sie von einem LKW überfahren worden. Dieses Virus zieht gesunde, fitte Menschen aus dem Verkehr. Eben wurden sie noch auf unterster Stufe beatmet und plötzlich haben sie einen kompletten Atemstillstand, können überhaupt nicht mehr atmen.

[…]

Das passiert vielen dieser Patienten. Sie reagieren plötzlich nicht mehr auf die Behandlung; ihre Atmung versagt. Es heißt akutes Lungenversagen, ARDS. Das bedeutet, die Lungen sind mit Flüssigkeit gefüllt. Man kann es auf den Röntgenaufnahmen deutlich sehen: Beide Lungenflügel erscheinen im Röntgenbild weiß, weil die Lungen mit Flüssigkeit gefüllt sind. Es ist sehr schwierig, Patienten mit ARDS richtig zu beatmen. Die Mortalität ist sehr hoch, ca. 40% sterben. Die Behandlung sieht vor, den Patienten an ein Beatmungsgerät anzuschließen. Durch den Druck, den das Beatmungsgerät aufbaut, geht mehr Sauerstoff in den Blutkreislauf.

Normalerweise ist ARDS etwas, das sich über Zeit entwickelt, weil der Teil der Lunge, der entzündet ist, stetig wächst. Mit diesem Virus ist das anders, es passiert fast über Nacht.

[…]

Wenn unsere Coronavirus-Patienten an einem Beatmungsgerät angeschlossen sind, benötigen sie sofort eine der höchsten Einstellungen: ca. 90% Sauerstoff und 16 Beatmungsdruck, damit die Lunge nicht in sich zusammensackt. Viel höher können wir Beatmungsgeräte nicht mehr einstellen. Das heißt, wir haben, wenn diese Einstellung der Beatmung nicht zum Erfolg führt, kaum mehr Optionen.

Nach meiner Erfahrung ist die Schwere von ARDS, die sich bei COVID-19-Patienten einstellt, etwas, das man typischerweise bei jemandem hat, der fast ertrunken wäre: Seine Lungen sind voller dreckigem Wassern – oder Leute, die ätzendes Gas eingeatmet haben, die sind auch vergleichbar. Vor allem die Geschwindigkeit, mit der COVID-19 voranschreitet ist erschreckend: Ich habe noch keinen Mikroorganismus gesehen, keinen Infektionsprozess, bei dem den Lungen so viel akuter Schaden in so kurzer Zeit zugefügt wurde. Das hat mich wirklich geschockt.

Der Unterschied zwischen COVID-19 und einer Grippe hat mich voll erwischt als sich der Zustand meines ersten Coronavirus-Patienten verschlechtert hat. Ich war, wie heilige Scheiße, das ist nicht die Grippe. Dieser relativ junge Typ, der nach Luft geschnappt hat und aus dessen Belüftungsschlauch und Mund pinkes schaumiges Sekret gequollen ist. Das Beatmungsgerät hätte ihn beatmen sollen, aber er hat dennoch nach Luft geschnappt, seinen Mund, seinen Körper bewegt, sich gewunden. Wir mussten ihn fixieren. Wir fixieren alle Coronavirus-Patienten. Sie hyperventilieren, sie schnappen nach Luft. Wenn Du um jeden Atemzug kämpfen musst und im Fieber-Delirium bist, dann weißt Du nicht, ob Dir jemand helfen will oder nicht. Also versuchst Du, den Beatmungsschlauch aus Deinem Hals zu reißen, weil Du denkst, er erstickt Dich, aber Du ertrinkst.

Wenn jemand eine Infektion hat, dann sind die normalen Farben, die man erwartet, grün und gelb. Die Coronavirus-Patienten haben ziemlich viel Sekret das pink ist, weil sie voller Blutzellen sind, die in ihre Atemwege gelangen. Sie ertrinken in ihrem eigenen Blut, in ihren eigenen Flüssigkeiten, weil ihre Lungen so voll sind. Deshalb müssen wir fast ständig das Sekret absaugen, jedes Mal, wenn wir in ihren Raum gehen.

[…]

Wir hatten einen oder zwei Patienten in unserem Krankenhaus, und dann fünf bis zehn, und dann 20 Patienten. Jeden Tag kamen mehr Patienten. Und die Patienten werden immer kränker. Als all das begonnen hat, hatten wir ausreichend Medikamente und Ausrüstung. Aber seit die Patienten uns fluten gehen uns Medikamente und Ausrüstung aus …”

Quelle: sciencefiles.org vom 23.03.2020


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