Russland: Russlands unerwarteter Vorteil im vermeintlichen „Ölpreiskrieg“

 

Russlands unerwarteter Vorteil im vermeintlichen "Ölpreiskrieg"

Der globale Wirtschaftsabschwung aufgrund des Corona-Virus und der Auflösung der OPEC+-Abmachung über die Kürzung der Ölgewinnung brachte den Rubel ins Wanken, was Russland einen unerwarteten Vorteil im sogenannten „Ölpreiskrieg“ verschaffen könnte.

Während der Rubel jetzt auf dem niedrigsten Stand gegenüber dem US-Dollar seit vier Jahren ist, stellt der billigere Rubel für Russlands Ölproduzenten im vermeintlichen „Ölpreiskrieg“ um Marktanteile mit Saudi-Arabien einen positiven Aspekt dar. Der Zusammenbruch der OPEC+-Vereinbarung und der Ölpreise traf die Finanzmärkte und die Währung Russlands und führte zu einem starken Rückgang des Rubels gegenüber dem US-Dollar. Je weiter der Rubel gegenüber dem US-Dollar fällt, desto niedriger sind die Produktionskosten der russischen Ölgesellschaften in US-Dollar.

Sicherlich ist ein bröckelnder Rubel ein nicht sehr angenehmes Ergebnis des Ölpreiseinbruchs für das russische Währungssystem und die Devisenreserven. Dennoch könnte es den russischen Ölfirmen helfen, ihre Kosten in US-Dollar für ihre Operationen zu senken.

Laut den Berechnungen von Reuters sind die Transportkosten pro Barrel Öläquivalent des größten russischen Ölproduzenten, der staatlich kontrollierten Rosneft, nun niedriger als die Kosten des saudi-arabischen Ölgiganten Aramco. Und dies ist auf den fallenden Rubel gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen. Andererseits ist die Währung Saudi-Arabiens, der Riyal, zu einem festen Wechselkurs an den US-Dollar gekoppelt, sodass die US-Dollarkosten für Saudi Aramco vor und nach dem Ölpreisverfall und dem Zusammenbruch der OPEC+-Vereinbarung gleich hoch sind.

Im vergangenen Jahr lagen die durchschnittlichen Transportkosten von Rosneft in US-Dollar pro Barrel Öläquivalent bei 3,10 US-Dollar. Im Vergleich dazu zahlte Saudi Aramco laut Reuters 2,80 US-Dollar pro Barrel.

Der bröckelnde Rubel hat die Kosten für Rosneft nun auf 2,50 US-Dollar pro Barrel gesenkt, während die Kosten für Aramco aufgrund des festen Wechselkurses mit der Koppelung des Riyal an den US-Dollar dieselben geblieben sind, so die Berechnungen von Reuters.

In der vergangenen Woche sagte Rosneft-Chef Igor Setschin, der in Russland am lautstärksten den inzwischen gescheiterten OPEC+-Pakt kritisierte, dass die Betriebskosten von Rosneft mit denen von Saudi-Aramco vergleichbar seien. Rosneft könnte sogar eine höhere Effizienz erreichen, da es im Gegensatz zu Saudi-Arabien den Ölpreis nicht drückt. Setschin sagte dem Nachrichtensender Rossija 24:

Unsere Betriebskosten sind mit denen von Saudi Aramco vergleichbar. Unsere Kosten liegen bei 3,10 US-Dollar pro Barrel, ihre liegen irgendwo zwischen 2,50 und 2,80 US-Dollar.

Wir können effizient und ohne Dumpingpreise arbeiten, wie sie [Saudi-Arabien] es tun. Daher könnte unsere Effizienz sogar höher sein als ihre.

Doch nicht jeder in Russland ist sich so sicher wie Setschin, dass sein Unternehmen Aramco in Bezug auf die niedrigen Produktionskosten in einer Zeit bröckelnder Ölpreise überholen kann.

Leonid Fedun, Vizepräsident des zweitgrößten russischen Ölproduzenten Lukoil, bezeichnete den Ölpreisabsturz in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem russischen Fernsehsender RBK als „katastrophal“.

Ein Ölpreis von 25 US-Dollar pro Barrel sei katastrophal. Er fügte hinzu, dass die Auflösung des OPEC+-Deals und der darauf folgende saudisch-russische „Krieg bis zur Erschöpfung“ die Hauptgründe für die seit Jahren niedrigsten Ölpreise seien.

Fedun räumte ein, dass die Corona-Virus-Pandemie zwar die Volkswirtschaften und die Ölnachfrage überall auf der Welt trifft, eine Einigung zwischen der OPEC und Russland auf weitere Kürzungen und Zusammenarbeit jedoch dazu geführt hätten, dass die Ölpreise jetzt bei etwa 50 US-Dollar pro Barrel lägen.

Auf die Bitte, die Einschätzung von Fedun zu den „katastrophal“ niedrigen Ölpreisen zu kommentieren, sagte der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow am Freitag, dass der Ölpreiseinbruch nicht „katastrophal“, sondern ein „sehr unangenehmes Preisumfeld“ sei.

Russland habe genügend Puffer, um mit der Situation fertig zu werden, so der Beamte. Er bekräftigte die offizielle russische Position, dass es mit den so niedrigen Ölpreisen bis zu zehn Jahre leben könne.

Letzte Woche räumte Moskau ein, dass seine Einnahmen aus Öl und Gas aufgrund der fallenden Ölpreise um 39,5 Milliarden US-Dollar (ungefähr drei Billionen Rubel) niedriger sein würden als geplant und dass Russlands Haushalt in diesem Jahr ein Defizit aufweisen werde.

Der Einbruch der Ölpreise und die Aussicht auf einen schwerwiegenden Einbruch der Nachfrage im Zuge der Corona-Virus-Pandemie könnten einige russische Unternehmen dazu veranlassen, ihre frühere Politik zur Steigerung der Produktion ab dem 1. April, wenn der OPEC+-Deal endgültig ausläuft, zu überdenken, meinen einige russische Ölmanager.

Am Montag trafen sich Führungskräfte der russischen Top-Ölfirmen mit dem russischen Energieminister Alexander Nowak zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen nach dem Bruch mit der OPEC und dem Preiseinbruch.

Tatneft-CEO Nail Maganow, der sich vor zwei Wochen damit brüstete, dass selbst ein Ölpreis von acht US-Dollar für sein Unternehmen nicht kritisch sei, erklärte nach dem Treffen am Montag gegenüber Reportern, dass es für russische Firmen aufgrund der Corona-Virus-Pandemie möglicherweise nicht wirtschaftlich machbar sei, die Produktion ab April zu erhöhen. Maganow hob hervor:

Ohne das Corona-Virus wäre es wirtschaftlich sinnvoll gewesen, die Produktion zu erhöhen. Kaum jemand hätte einen solchen Preiseinbruch vorhersagen können.

Russland ist Berichten zufolge zuversichtlich, die Saudis im Wettlauf um Marktanteile zu schlagen. Am Ende könnte sich herausstellen, wessen Staatsfinanzen dem selbstschädigenden Preiskampf inmitten einer so gedrückten Nachfrage standhalten werden, dass selbst ein Abzug von zehn Millionen Barrel pro Tag vom Ölmarkt nun nicht mehr ausreichen würde.

Quelle: Russia Today (RT) vom 28.03.2020


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