15 Jahre Krieg gegen den Terror: Mehr Zivilisten sterben durch Drohnen als durch Kampfflugzeuge

Kopp Verlag


15 Jahre Krieg gegen den Terror: Mehr Zivilisten sterben durch Drohnen als durch Kampfflugzeuge

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Die US-Regierung behauptet immer wieder, der Krieg mit Drohnen sei „sauberer“ als konventionelle Bombenangriffe. Zuletzt erklärte Barack Obama Anfang April an der Universität von Chicago, er wisse, dass durch Drohnen auch Zivilisten sterben, aber diese neue Waffe sei viel präziser. Diese Behauptung ist jedoch nicht einmal durch die offziellen Daten der Air-Force gedeckt.

Vor wenigen Tagen trat US-Präsident Barack Obama an der Juristischen Fakultät der Universität von Chicago auf. Es ist ein besonderer Termin, denn in den 1990er Jahren arbeitete der zukünftige Präsident an diesem Fachbereich, bis 2004 lehrte er hier Verfassungsrecht. Als ihn die Studenten wegen des Einsatzes bewaffneter Drohnen kritisierten, reagierte Obama routiniert, mit dem Mantra des Weißen Hauses:

„Was ich mit großer Sicherheit sagen kann, ist, dass die Zahl der zivilen Opfer bei dem Einsatz von Drohnen weit niedriger liegen, als die Anzahl von zivilen Opfern, die in einem konventionellen Krieg umkommen.“

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Diese Behauptung gehört zum unhinterfragten Standardinventar der Politik in Washington. Der ehemalige CIA-Direktor Leon Panetta behauptete: „Ich denke, dass dies eine der präzisesten Waffen, die wir in unserem Arsenal haben.“ Und zuvor meinte der berüchtigte Rechtsberater des Außenministers, Harold Koh, Drohnen hätten „dazu beigetragen, unser gezieltes Vorgehen noch präziser zu machen.“

Das Problem: Diese Behauptung ist einfach eine Lüge.

Nach allen öffentlich verfügbaren Beweisen, etwa beim Bureau of Investigative Journalism oder bei Drones Watch, verursachen die Bombenangriffe von Drohnen in Pakistan, Jemen und Somalia 35-mal mehr zivile Opfer als Luftangriffe durch bemannte Waffensysteme auf einem konventionellen Schlachtfeld wie im Irak, in Syrien und in Afghanistan.

Nach einer Berechnung des eher konservativen Magazins Foreign Policy liegt die Zahl der Drohnentoten sogar ein Vielfaches über den Opfern normaler Luftangriffe. Seit die Luftangriffe in Syrien begannen, mit denen die US-Koalition angeblich den Islamischen Staat bekämpfen wollte, kamen bei 41.697 konventionellen Luftangriffen nach offiziellen Angaben etwa 577 Zivilisten ums Leben, anders gesagt: Für einen toten syrischen Zivilisten warf die US-Airforce 72 Bomben ab. Im Irak und in Syrien wurden seit August 2014 gut 93 Prozent aller US-Bomben von bemannten Flugzeugen abgeworfen.

Seit dem Amtsantritt von Barack Obama im Januar 2009 und bis Dezember 2015 warfen die US-Streitkräfte in Afghanistan 24.848 Bomben ab, die 1.214 Zivilisten töten. Oder anders: Für einen toten afghanischen Zivilisten wurden 21 Bomben abgeworfen. Wie auch im Irak und in Syrien machten die Drohnenangriffe im Jahr 2013 nur einen kleinen Prozentsatz aller Luftangriffe in Afghanistan aus, nämlich sieben Prozent.

Allerdings ist – laut Daten der Air Force – der Einsatz von Drohnen in den letzten Jahren dramatisch angestiegen: Am 20. April von Reuters veröffentlichte Daten zeigen, dass Drohnen inzwischen 56 Prozent der Bomben in Afghanistan abwerfen. Im Jahr 2015 waren das insgesamt 947 Bomben, die nach offiziellen Angaben 103 Zivilisten töteten.


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Abseits der offiziellen Kriegsschauplätze ist die Bilanz noch verheerender. Seit Barack Obama sein Amt antrat haben in Pakistan, Jemen und Somalia etwa 462 Drohnenangriffe stattgefunden, bei denen schätzungsweise 289 Zivilisten getötet wurden, das heißt: Auf einen toten Zivilisten kommen 1,6 Drohnenabwürfe. Kurz gesagt, sind Drohnen also weit weniger präzise als Luftangriffe von konventionellen Flugzeugen. Sie führen zu weit mehr zivilen Opfern pro abgeworfener Bombe.

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