Covid-19: Wie viel sozialen Sprengstoff birgt die Coronavirus-Krise?

 

Mitarbeiter der "Food Bank of Lincoln" verteilen während eines Schneesturms Lebensmittel an Personen, die in Autos vorfahren. (dpa / AP / Nati Harnik)
Lebensmittel-Verteilaktion in den USA. (dpa / AP / Nati Harnik)

Ein geplünderter Supermarkt in Italien, hungernde Menschen in Großbritannien, kilometerlange Schlangen vor Essensausgaben in den USA – die Maßnahmen gegen das Coronavirus bringen auch in reichen Ländern viele Menschen in Existenznot. Zunehmend ist auch der Mittelstand betroffen. Könnte der Frust über die Beschränkungen bald in soziale Unruhen umschlagen?

Rund zwanzig Personen stürmten vor kurzem am hellichten Tag in Palermo einen Supermarkt und flüchtete mit geraubten Waren. Die Männer hatten sich in einer Facebook-Gruppe mit mehreren hundert Mitgliedern kennengelernt und ihrem Unmut über die restriktiven Maßnahmen in der Corona-Krise Ausdruck verliehen. „Lasst uns Läden plündern, so merken die da oben endlich, dass wir genug haben“, lautete einer der Kommentare, wie die Zeitung „NZZ am Sonntag“ berichtet.

Örtliche Politiker sprachen von organisierten Gruppen, die im Internet zu gewalttätigen Aktionen aufriefen, oder vermuteten gar die Mafia hinter der Aktion. Doch inzwischen haben sich viele ähnliche Gruppen gebildet, die ihrem Ärger Luft machen und Plünderungen als möglichen Weg ins Auge fassen, um irgendwie an Nahrung zu kommen.

Warnung vor „sozialem Pulverfass“

Wie der „Corriere della Sera“ berichtete, wurden in anderen Städten auf Sizilien Inhaber kleiner Läden von Anwohnern unter Druck gesetzt, ihnen kostenlos Essen zu geben. Die Zeitung schrieb von einer tickenden „sozialen Zeitbombe“ in der Region, in der rund fünf Millionen Menschen leben.

Auch der für Süditalien zuständige Minister der Regierung Conte, Giuseppe Provenzano, warnte davor, dass der wirtschaftlich benachteiligte Süden Italiens zu einem „sozialen Pulverfass“ werden könnte, sollten Maßnahmen wie Ausgangssperre und Produktionsstopp noch lange anhalten. Inzwischen verteilt die Regierung in Italien Essenspakete an Bedürftige.

Kein Einkommen, kein Essen

Doch auch in anderen europäischen Ländern werden die Nöte der ärmeren Bevölkerungsgruppen immer größer. So sollen in Großbritannien drei Millionen Menschen wegen Covid-19 an Hunger leiden. Der serbisch-amerikanische Ökonom Branko Milanovic sagte der „NZZ am Sonntag“ angesichts dieser Zahlen, hier offenbare sich ein „ideologisches Problem“. In Ländern wie Großbritannien stürze ein „wirtschaftlicher Schock“ einen bedeutenden Teil der Bürger sofort in die Armut, wenn der Staat nicht eingreife. Selbst Menschen aus der Mittelschicht seien auf Lebensmittelhilfe angewiesen – und das obwohl das Land insgesamt so reich sei wie noch nie in seiner Geschichte.

Vergleichbar ist die Situation wegen des kaum vorhandenen sozialen Netzes auch in den USA. Dort bilden sich derzeit kilometerlange Schlangen von Autos vor den Essensausgaben. Auch hier stehen viele Menschen, sobald ihr Einkommen wegbricht, unmittelbar vor dem wirtschaftlichen Aus.

Die Pfarrerin der deutschen evangelisch-lutherischen Gemeinde in New York City, Miriam Groß, schilderte kürzlich im ARD-Fernsehen, dass die armen Teile der Bevölkerung in der besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Stadt, massiv an Hunger leiden. Insbesondere Migrantenfamilien wüssten oft nicht mehr, wie sie ihre Kinder ernähren sollten, sobald ihre Jobs wegfielen.

Soziale Absicherung: Warum Deutschland besser durch die Corona-Krise kommt

Die soziale Absicherung könnte somit einer der wichtigsten Gründe sein, warum Deutschland, wie es scheint, besser durch die Corona-Krise kommt als viele andere Länder. Eine Grundsicherung, mit der zumindest Grundbedürfnisse wie Miete und Lebensmittel abgedeckt werden können, ist im globalen Vergleich alles andere als selbstverständlich. Hinzu kommen milliardenschwere Hilfspakete, mit denen die Regierung auf die Corona-Krise reagiert.

Zwar gab es etwa in den USA bereits Proteste gegen die verhängten Beschränkungen, Anzeichen für einen Ausbruch sozialer Unruhen gibt es in den USA und Europa bislang trotz allem nicht. Noch gelingt es den Politikern offenbar, den Widerstand gegen die verhängten und als notwendig erkannten Maßnahmen im Zaum zu halten.

IWF warnt vor sozialen Unruhen

Zudem wären wohl zunächst andere Regionen der Welt betroffen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte vor einigen Tagen vor „neuen Protesten“, wenn Maßnahmen zur Abfederung der Covid-19-Krise als unzureichend empfunden würden.

Zu Unruhen könne es auch kommen, wenn der Eindruck entstehe, die Hilfen kämen „auf unfaire Weise“ eher großen Unternehmen zu Gute als der Bevölkerung. Besonders groß sei das Risiko in Ländern, in denen es bereits „weitverbreitete Korruption“, einen Mangel an Transparenz bei staatlichen Maßnahmen sowie schlechte öffentliche Dienstleistungen gebe, erklärte der IWF.

Ein entsprechender Bericht verweist auf soziale Unruhen in den vergangenen Jahren, die aus Unmut über wirtschaftspolitische Maßnahmen entstanden, etwa in Ecuador, Chile, Haiti und im Iran, aber auch in Frankreich mit der „Gelbwesten“-Bewegung.

Quelle: Deutschlandfunk vom 19.04.2020


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ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Auch bei uns wirds eine Hungersnot kommen wenn es so weiter geht. Die Bauern können nicht säen weil es nicht regnet. Dann gibts wieder Missernten.

Man hat ja das Korn letztes Jahr lieber in die Biogasanlagen geworfen anstatt Mehl für die Bevölkerung zu machen.
Und das Wetter machen diese Verbrecher mit den Chemtrails. Also nicht wundern.

birgit
birgit
3 Jahre zuvor
Reply to  ulrike

Genauso ist das ! Aber die Idioten merken das nicht !