Streit um Beitragszahlung – Streit eskaliert: GDL-Chef Weselsky schmeißt Widersacher einfach raus

Dienstag, 01.09.2015, 07:54

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dpa Claus Weselskys

Manfred Schell, der Vorgänger von GDL-Chef Weselsky, muss gehen. Zusammen mit früheren Topfunktionären hat Weselsky ihn aus der Gewerkschaft ausgeschlossen. Grund für den Ausschluss ist ein Streit um Beitragszahlungen und „gewerkschaftsschädigendes Verhalten“.

  • Weselsky schließt seinen Vorgänger Schell aus der GDL aus
  • Schell will gegen den Ausschluss vorgehen
  • Grund sind angeblich Rückstände bei den Beitragszahlungen

Der Hauskrach bei der Lokführergewerkschaft GDL ist eskaliert. Der geschäftsführende Vorstand um Gewerkschaftschef Claus Weselsky hat am Montag gleich eine ganze Reihe früherer Top-Funktionäre aus der Gewerkschaft ausgeschlossen. An der Spitze trifft es Weselskys Vorgänger Manfred Schell, der die GDL bis 2008 geführt und den ersten eigenständigen Lokführertarif bei der Deutschen Bahn erkämpft hatte.

Schell und die übrigen vier Ausgeschlossenen sind scharfe Gegner von GdL-Chef Claus Weselsky und seines Kurses etwa in Tarifauseinandersetzungen. Darunter befinden sich mit Dieter Kowalsky, Sven Grünwoldt und Thorsten Weske auch drei ehemalige stellvertretende Bundesvorsitzende. Sie engagieren sich in der „Initiative für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der GDL“. Diese wirft Weselsky unter anderem auch vor, Weske und Grünwoldt unrechtmäßig ihrer Ämter enthoben zu haben, was schon in Prozessen mündete.

Schell kündigte in der „Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten“ (Dienstag) an, gegen den Rausschmiss vorgehen zu wollen. Er wolle beim Hauptvorstand gegen den Beschluss Widerspruch einlegen.

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dpa Ex-GDL-Chef Manfred Schell

„Kein Anspruch auf Mitgliedschaft“

Auch die beiden ehemaligen Stellvertreter Weselskys, Sven Grünwoldt und Thorsten Weske, müssen die Gewerkschaft verlassen.  „Nicht gezahlte Beiträge in zum Teil fünfstelligen Bereich haben uns keine andere Wahl gelassen, als diesen Schritt zu vollziehen“, erklärte der stellvertretende GdL-Vorsitzende Norbert Quitter. Alle Versuche, die Beiträge einzutreiben, seien erfolglos geblieben. Es sei ein Gerichtsverfahren angestrengt worden, um das Geld doch noch zu sichern. „Bei der GdL gibt es keinen Prominentenbonus“, ergänzte Quitter.

Wie die Summen im Detail zustandekommen, wollte die GDL auf Anfrage nicht mitteilen. Die Gewerkschafter hatten wiederholt den konfrontativen Kurs Weselskys in den Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn kritisiert.

„Wer trotz mehrfacher Aufforderung seinen Beitragszahlungen nicht nachkommt, hat keinen Anspruch auf Mitgliedschaft. Dies gilt für jeden, ohne Ansehen der Person“, erklärte hingegen der amtierende GDL-Vize Norbert Quitter. Wegen gewerkschaftsschädigenden Verhaltens habe der geschäftsführende Vorstand auch den Ausschluss der Ex-Funktionäre Volker Siewke und Dieter Kowalsky beschlossen.

„Gewerkschaftsschädigenden Verhaltens“

Bei Kowalsky und dem Initiativenmitglied Volker Siewke begründete der GdL-Vorstand die Entscheidung zum Rauswurf ausschließlich mit „gewerkschaftsschädigenden Verhaltens“ durch „diffamierende und zum Teil unwahre Behauptungen“, die einen Versuch dargestellt hätten, das „Ansehen der GdL in der Öffentlichkeit“ zu beschädigen. Auch Kowalsky und Siewke hatten sich während des monatelangen Tarifstreits zwischen Deutscher Bahn (DB) und GdL öffentlich zu Wort gemeldet und waren Weselsky in Interviews heftig angegangen.

Das Ergebnis der Urabstimmung ihrer Mitglieder zum Ergebnis der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn will die GdL am Dienstagnachmittag in Frankfurt am Main veröffentlichen. Das teilte sie ebenfalls am Montag mit. Die Mitglieder waren aufgerufen, abschließend über die Einigung zu entscheiden, die die beiden Schlichter Bodo Ramelow und Matthias Platzeck Ende Juni nach einjährigem, von wiederholten Streiks geprägten Arbeitskampf vorgelegt hatten. Die GdL-Tarifkommission hatte das Angebot damals einstimmig gebilligt, das letzte Wort aber hat die Basis.

Quelle: Focus-online vom 01.09.2015

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