Rechtsextreme Demo gegen Muezzin-Ruf in Haiger

Die Partei „Der III. Weg“ demonstrierte am Freitagabend auf dem Marktplatz in Haiger gegen den Muezzin-Ruf. 100 Gegendemonstranten von „Haiger gegen Rechts“ waren ebenfalls vor Ort.

Frank Rademacher: Redakteur Dillenburg
Von Frank Rademacher
Redakteur Dillenburg
 

HAIGER – 18 Funktionäre und Anhänger der rechtsextremen Partei „Der III. Weg“ versammeln sich auf dem Haigerer Marktplatz – hinter Absperrgittern. Sie warnen vor einer angeblichen Islamisierung Deutschlands, wähnen das „deutsche Blut“ in Gefahr. Nur hören will das offenkundig niemand. Rund 150 Personen, so die Schätzung der Polizei, die sich um die Gitter versammelt haben, tun ihren Unmut über die Neonazi-Demo lautstark kund.

Pfeifkonzerte und „Halt die Fresse“-Chöre sorgen dafür, dass die aus Olpe angereisten Partei-Leute zeitweise kaum zu hören sind. Gut 50 Polizisten, die schon eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung das Bild der Haigerer Innenstadt zwischen Rathaus und dem Karl-Löber-Platz bestimmen, sorgen dafür, dass bis zum Ende alles friedlich bleibt.

Noch vor der Demo auf dem Marktplatz hatten sich 80 bis 90 Menschen auf dem Karl-Löber-Platz eingefunden, um gegen den Aufmarsch der Rechten zu demonstrieren. Sie waren dem Aufruf des Vereins „Haiger gegen Rechts“ gefolgt, für den Bettina Klingspor-Engel und Tamara Rechner an die erste Aktion der Initiative 2016 erinnerten. Damals wie am Freitagabend war die Botschaft die gleiche: Die Mehrheit der Haigerer will mit der rechten Propaganda nichts zu tun haben.

Die rechtsextremistische Kleinstpartei "Der III. Weg" demonstrierte gegen den Muezzin-Ruf in Haiger. Foto: Katrin Webr

Die rechtsextremistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ demonstrierte gegen den Muezzin-Ruf in Haiger. Foto: Katrin Webr

Klingspor-Engel bedauerte, dass es angesichts der Corona-Einschränkungen nicht möglich gewesen sei, dass mit dem Muezzin-Ruf den muslimischen Gläubigen Trost gespendet werden konnte. Die CDU Haiger habe daraus den Untergang des Abendlandes gemacht. Der Verein verurteile die rechte Zündelei aufs Schärfste. Ohne dass Haigers Bürgermeister Mario Schramm (parteilos) genannt wurde, musste auch er Kritik einstecken. Ignorieren helfe nicht gegen Nazi-Demos. Man dürfe den eigenen Marktplatz denen nicht einfach überlassen und stillschweigend zusehen.

Fatih Ünal vom Ausländerbeirat der Stadt Haiger erinnerte an die Anschläge von Halle und Hanau, die keine Einzelfälle gewesen seien. In Haiger habe es zuletzt in der Debatte um den verbotenen Muezzin-Ruf „sehr viele schräge Töne gegeben“. Er verwies zugleich auf den runden Tisch in der kommenden Woche, an dem die Thematik besprochen werden solle.

Bei der Gegendemo kamen rund 100 Menschen zusammen.  Foto: Katrin Weber

Bei der Gegendemo kamen rund 100 Menschen zusammen. Foto: Katrin Weber

Die rechtsextremistische Kleinstpartei "Der III. Weg" demonstrierte gegen den Muezzin-Ruf in Haiger. Foto: Katrin Webr

Die rechtsextremistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ demonstrierte gegen den Muezzin-Ruf in Haiger. Foto: Katrin Webr

Laut Polizei verlief bei der Kundgebung alles ruhig.  Foto: Katrin Weber

Laut Polizei verlief bei der Kundgebung alles ruhig. Foto: Katrin Weber

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht die Partei "Der III. Weg" als "Auffangbecken für Angehörige der neonazistischen Szene", sie agitiere "antisemitisch, ausländerfeindlich und revisionistisch", und sie habe eine "neonationalsozialistische Grundhaltung". Foto: Katrin Weber

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht die Partei „Der III. Weg“ als „Auffangbecken für Angehörige der neonazistischen Szene“, sie agitiere „antisemitisch, ausländerfeindlich und revisionistisch“, und sie habe eine „neonationalsozialistische Grundhaltung“. Foto: Katrin Weber

Es gab auch eine Gegendemonstration, organisiert von dem Verein "Haiger gegen Rechts". Foto: Katrin Weber

Es gab auch eine Gegendemonstration, organisiert von dem Verein „Haiger gegen Rechts“. Foto: Katrin Weber

Rund 20 Vertreter von "Der III. Weg" waren bei der Demo anwesend. Foto: Katrin Weber

Rund 20 Vertreter von „Der III. Weg“ waren bei der Demo anwesend. Foto: Katrin Weber

Bei der Gegendemo kamen rund 100 Menschen zusammen.  Foto: Katrin Weber

Bei der Gegendemo kamen rund 100 Menschen zusammen. Foto: Katrin Weber

Die rechtsextremistische Kleinstpartei "Der III. Weg" demonstrierte gegen den Muezzin-Ruf in Haiger. Foto: Katrin Webr

Die rechtsextremistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ demonstrierte gegen den Muezzin-Ruf in Haiger. Foto: Katrin Webr

Laut Polizei verlief bei der Kundgebung alles ruhig.  Foto: Katrin Weber

Laut Polizei verlief bei der Kundgebung alles ruhig. Foto: Katrin Weber

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht die Partei "Der III. Weg" als "Auffangbecken für Angehörige der neonazistischen Szene", sie agitiere "antisemitisch, ausländerfeindlich und revisionistisch", und sie habe eine "neonationalsozialistische Grundhaltung". Foto: Katrin Weber

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht die Partei „Der III. Weg“ als „Auffangbecken für Angehörige der neonazistischen Szene“, sie agitiere „antisemitisch, ausländerfeindlich und revisionistisch“, und sie habe eine „neonationalsozialistische Grundhaltung“. Foto: Katrin Weber

Es gab auch eine Gegendemonstration, organisiert von dem Verein "Haiger gegen Rechts". Foto: Katrin Weber

Es gab auch eine Gegendemonstration, organisiert von dem Verein „Haiger gegen Rechts“. Foto: Katrin Weber

Rund 20 Vertreter von "Der III. Weg" waren bei der Demo anwesend. Foto: Katrin Weber

Rund 20 Vertreter von „Der III. Weg“ waren bei der Demo anwesend. Foto: Katrin Weber

Bei der Gegendemo kamen rund 100 Menschen zusammen.  Foto: Katrin Weber

Bei der Gegendemo kamen rund 100 Menschen zusammen. Foto: Katrin Weber

 

Stephan Grüger, Landtagsabgeordneter der SPD, betonte, wie wichtig es sei, immer wieder „nein“ zu Veranstaltungen wie der Demonstration von Nazis und Faschisten auf dem Marktplatz zu sagen. Die Aktion von „Haiger gegen Rechts“ sei auch eine „Für-Demo“, dafür, dass Haiger eben nicht rechts sei und eine Demo für Vielfalt statt Einfalt.

Sein Landtagskollege Hermann Schaus von den Linken machte den CDU-Kreisvorsitzenden Hans-Jürgen Irmer mit dafür verantwortlich, dass eine kleine Neonazi-Partei nach Haiger gekommen sei. Irmer schüre Hass und betreibe „pure Ausgrenzung“.

Auch Thorben Sämann, Sprecher der Grünen im Lahn-Dill-Kreis, erinnerte an die Anschläge von Halle und Hanau, mit denen der Rechtsextremismus wieder öffentlicher geworden sei. Der CDU im Kreis hielt er vor, in Wetzlar gegen den Auftritt der linken Band „Feine Sahne Fischfilet“ zu demonstrieren, sich aber beim Auftritt der Neonazis in Haiger nicht blicken zu lassen.

Guido Rehr, Pressesprecher der Polizei Dillenburg, zog am Ende der beiden Kundgebungen eine positive Bilanz aus Sicht der Ordnungskräfte. Die Demonstrationen seien friedlich verlaufen, die Polizei habe so gut wie nicht eingreifen müssen. Um kurz nach acht waren beide Demos beendet.

Anlass für die Demonstration des „III. Wegs“ war die Diskussionen um einen Muezzin-Ruf in Haiger. Der Haigerer Ausländerbeirat hatte am 23. April auf Facebook verkündet, dass während des Fastenmonats Ramadan in Haiger allabendlich der Gebetsruf eines Muezzins per Lautsprecher hörbar sein solle.

Durch die Corona-Krise könnten sich die Muslime nicht in ihren Moscheen versammeln, so solle das ein hörbares Zeichen für Zusammenhalt und Solidarität sein. Die Haigerer CDU hatte sich tags darauf gegen das Vorhaben gewandt und auf Facebook geschrieben: Der geplante Muezzin-Ruf sei „gerade jetzt“ eine „unnötige Provokation“. Die Haigerer FDP hatte sich dieser Argumentation angeschlossen. Der Ausländerbeirat sagte schließlich die Muezzin-Rufe ab, und die CDU schlug den Muslimen stattdessen Licht- und Tonsignale vor.

In Haiger kam es bereits 2016 zu zwei Kundgebungen von Rechtsextremisten. Das Landesamt für Verfassungsschutz verzeichnete sie als „asylfeindliche Demonstrationen“. Mit dabei: unter anderem die NPD, aber auch damals schon „Der III. Weg“.

Im April 2016 hatten etwa 80 Rechtsextreme in Haiger demonstriert. Eine Gegenkundgebung, organisiert vom Deutschen Gewerkschaftsbund, hatte rund 700 Menschen auf die Straße gebracht.

Einer kurzfristig angemeldeten, zweiten Kundgebung von 30 Rechtsextremen zwei Monate später stellten sich dann etwa 150 Bürger entgegen. Die Gegenkundgebung wurde diesmal vom zwischenzeitlich gegründeten Verein „Haiger gegen Rechts – Vielfalt statt Einfalt“ initiiert.

Quelle: mittelhessen.de vom 15.05.2020 


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Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
3 Jahre zuvor

Der Deutsche ist der einzige der seine Sieger verherrlichen muß! Nicht einmal auf dem Planeten der Affen wählen die den dümmsten zum Oberdeckaffen!

ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Sind die in Haiger auch so blöd und hören sich das Gejaule abends an?
Man fasst es nicht wie verdummt unser Volk schon ist. Waren auch die Omas gegen rechts dabei?