Finanzloch in der Rentenkasse: Versicherung rechnet mit acht Milliarden Euro Beitragsverlust

16. Mai 2020 Aktualisiert: 16. Mai 2020 10:35

Rentner mussten sich in der Corona-Krise bislang keine Sorgen um ihr Geld machen – wohl aber die Rentenversicherung. Wegen des Anstiegs von Kurzarbeit und Arbeitslosenzahlen fehlen dort zunehmend die Einnahmen.

Die Rentenkasse steuert nach Einschätzung von Ökonomen auf ein großes Finanzloch zu. Ursachen seien der rasante Anstieg der Kurzarbeit und die wachsende Arbeitslosigkeit, die die Beitragseinnahmen sinken lassen werden.

Da die Renten nicht gekürzt werden dürfen und die Bundesregierung die Höhe des Beitrags auf maximal 20 Prozent deckeln will, wird nach Einschätzung des Rentenexperten Axel Börsch-Supan der Bund die Lücke aus Steuergeldern füllen müssen.

„Die Bundeszuschüsse müssen wahrscheinlich schon 2022/23 in zweistelliger Milliardenhöhe steigen“, sagte der Direktor des Munich Center for the Economics of Aging (MEA) am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in der bayerischen Landeshauptstadt. Aus der Steuerkasse fließt jetzt schon sehr viel Geld: Insgesamt 72 Milliarden Euro musste der Bund 2019 zuschießen, damit alle Rentner ihr Geld bekamen.

Experten rechnen mit Beitragserhöhungen

Derzeit liegt der Rentenbeitrag bei 18,6 Prozent, die große Koalition will diesen bis 2024 stabil halten. Im März nahm die Rentenversicherung 19,5 Milliarden Euro Beiträge ein, nach 20,2 Milliarden im Februar und 20,3 Milliarden im Januar, wie Sprecher Dirk Heide mitteilt. Außerdem war Ende März die Rücklage noch mit gut 38 Milliarden Euro gefüllt.

Doch was viel klingt, ist nicht viel: Die Ausgaben der Rentenversicherung summierten sich 2019 auf 319 Milliarden Euro – im rechnerischen Schnitt 26 Milliarden pro Monat. Der Versicherungskonzern Allianz schätzt, dass die Rentenversicherung in diesem Jahr acht Milliarden Euro weniger einnehmen wird.

Die Corona-Krise werde die Rücklage schneller als erwartet leeren und Beitragserhöhungen notwendig machen, argumentieren die Volkswirte des größten europäischen Versicherers in ihrer Einschätzung. „Die andere Option wäre eine weitere Erhöhung des Anteils staatlicher Zuschüsse, um die Illusion aufrechtzuerhalten, dass höhere Ausgaben nicht notwendigerweise höhere Beiträge bedeuten.“

Die „richtig teure Phase“ kommt noch

Die Bundesregierung hat sich jedoch verpflichtet, den Rentenbeitrag bei 20 Prozent zu deckeln. „Wahrscheinlich werden wir schon im nächsten Jahr die Haltelinie von 20 Prozent erreichen“, sagt Börsch-Supan dazu. „Wir stehen erst am Anfang der Rezession, in die richtig teure Phase sind wir noch gar nicht hineingekommen.“

Weil 2019 mit Ausnahme der Industrie große Teile der deutschen Wirtschaft noch gut liefen und die Löhne stiegen, steigt zum 1. Juli trotz Krise nun die Rente: im Westen um 3,45 Prozent, im Osten um 4,20 Prozent. Umgekehrt gilt diese Kopplung nicht: Wegen der Rentengarantie können nach schweren Rezessionen die Renten nicht sinken – wie es sonst der Fall wäre.

Börsch-Supan spricht von drei Phasen: „In diesem Jahr steigt die Rente wegen der guten wirtschaftlichen Entwicklung der Vorjahre“, sagt der Münchner Wissenschaftler dazu. „Im nächsten Jahr müsste es in der zweiten Phase eigentlich umgekehrt sein. Aber da wirkt die Rentengarantie, die Rentenkürzungen verhindert.“

Eigentlich hatte der Bund Vorkehrungen getroffen, damit die Rentner ihren Beitrag leisten, wenn die Einkommen der Zahler sinken: den Nachholfaktor. „Der bedeutet, dass die Renten auch nach einer Rezession mit sinkenden Einkommen nicht gekürzt werden, aber in den Folgejahren zum Ausgleich langsamer steigen“, sagt Börsch-Supan.

Dieser Nachholfaktor hätte in der dritten Phase ins Spiel kommen sollen. „Die Rentner zahlen quasi den Kredit, der ihnen in einer Rezession gewährt wird, mit mehrjähriger Verzögerung zurück“, sagt Börsch-Supan.

Rentenvorteil bis 2025

Doch hat die große Koalition diesen Nachholfaktor bis 2025 ausgesetzt. „Das bedeutet, dass die Bevorteilung der Rentner im Vergleich zur arbeitenden Bevölkerung permanent gemacht wird. Wir haben das bis 2060 berechnet, andere sogar bis 2080“, sagt Börsch-Supan. „Das widerspricht komplett der Generationengerechtigkeit. Der Nachholfaktor sollte daher unbedingt wieder eingeführt werden.“

Screenshot (657)

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln sieht das ebenso: „Wenn der Nachholfaktor bis 2025 nicht zur Anwendung kommt, obwohl sich rechnerisch negative Rentenanpassungen ergeben, dann drohen die Ausgaben dauerhaft auf ein höheres Niveau zu steigen“, schreibt Jochen Pimpertz, der Fachmann des Instituts für die Staatsfinanzen. Der Nachholfaktor solle „reaktiviert“ werden.

Manche Finanzexperten fordern bereits einen Stopp der diesjährigen Rentenerhöhung. Davon hält Börsch-Supan nichts: „Man darf die Rentner nicht dafür bestrafen, dass sie die Früchte einer guten wirtschaftlichen Entwicklung ein Jahr später ernten. Das würde die Verlässlichkeit des Systems unterminieren.“ (dpa/sua)

Quelle: Epoch Times vom 16.05.2020 


Dienstleistung

alles-auf-einen-klick.eu

Wir formulieren für Sie Briefe, Einsprüche, Widersprüche, Klagen nach Ihren Wünschen und stellen diese rechtsverbindlich zu.

Wir helfen Ihnen auch Bescheide von Gerichten und Behörden erfolgreich abzuwehren.

(Klick aufs Bild und es geht los)

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
5 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Das Geld fehlt nicht nur durch Corona sondern dadurch dass man die Rentenkasse seit Jahren systematisch geplündert hat. Da wurde Geld entnommen für andere Projekte…..

Nicht die Rentner sind schuld. Die haben ihr Leben lang gearbeitet und eingezahlt. Wenn die nun Rente erhalten ist das mehr als gerecht ihr elenden Sesselfurzer in Berlin.

Schmid von Kochel
Schmid von Kochel
3 Jahre zuvor
Reply to  ulrike

Siehe Teufel-Tabelle
Laut der Tabelle hat der Staat sich aus der Rentenkasse für versicherungsfremde Leistungen bedient und das Geld nicht vollständig aus Haushaltsmitteln zurückgezahlt, was eigentlich der Fall sein müsste.
Dadurch ist den Beitragszahlern und Rentnern seit 1954 bis heute ein Schaden von 812 Milliarden € entstanden.Ergo, die bedienen sich wie sie wollen.

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
3 Jahre zuvor

Was ist denn das für ein Text? Wir sind doch hier nicht bei wünsch Dir etwas auf der Fritz Heckert! Zahlen bis 2025 kommen hier vor. Die BRiD ist platt die kommt nicht über 2020 hinaus!

birgit
birgit
3 Jahre zuvor

Das ist die Quittung für die jahrelangen Plünderungen der Rentenkassen.
Und natürlich die Rundumversorgung dieser kulturfremden, nutzlosen, faulen Ekelpakete, welche sich und ihre Sippe hier durchfüttern lassen.

Eric
Eric
3 Jahre zuvor
Reply to  birgit

Dabei ist diese Form der „Rente“ ein sehr gutes Renten-System aber durch die permanenten Plünderungen der Rentenkasse und den zu gering gestiegenen Renten fast am ende.
Kohl hat ja damit die sog. „Wiedervereinigung“ finanziert.
Ja Herr RA. Berg ich weiß das es eine „Sklavenkasse“ ist. Was Sie sich vorstellen Herr Berg, ist der Zeit weit voraus aber auch das kommt eines Tages. Die Menschen sehen ja noch nicht mal, dass Sie „Sklaven des Finanzsystems“ sind. Lohnsklaven.