Dresden: Ministerpräsident besucht Corona-Demo

DRESDEN

Michael Kretschmer mischte sich in Dresden unter die Demonstranten. Was sie ihm zu sagen hatten – und warum er keinen Mundschutz trug.

Ministerpräsident Michael Kretschmer diskutierte am Palaisteich mit Demonstranten.
Ministerpräsident Michael Kretschmer diskutierte am Palaisteich mit Demonstranten. © René Meinig

Dresden. Erneut haben am Samstagnachmittag Hunderte Menschen im Großen Garten gegen die Corona-Gesetze demonstriert. Diesmal kamen mit rund 400 Teilnehmern deutlich mehr zum Palaisteich, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

Zunächst jedoch konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf einen Mann, der mit grüner Jacke und dem Aufdruck „So geht Sächsisch“ angeradelt kam: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) war gekommen, um das Gespräch mit den unzufriedenen Bürgern zu suchen.

Bereits kurz nach 15 Uhr stieg er vom Rad und ging auf einzelne Menschen zu. Zunächst bat er eine Mutter mit zwei kleinen Kindern, ihm die Gründe für ihren Unmut zu erläutern. Um den Ärger zu verstehen, müsse man sich doch nur mal die Zahlen anschauen, sagte diese. Tatsächlich werden gerade in Dresden seit längeren Zeit kaum noch neue Corona-Fälle registriert. „Ich schicke inzwischen nur noch meine Kinder einkaufen, weil ich die Angst in den Augen über den Masken nicht mehr sehen will“, sagte die Mutter.

Als der Ministerpräsident von den Demonstranten erkannt wurde, versammelten sich immer mehr um ihn und seine Sicherheitsmänner, um zuzuhören – oder ihm selbst die Meinung zu sagen.

Viele Anwesende fühlten sich als Extremisten oder Verschwörungstheoretiker abgestempelt und hätten den Glauben an so ziemlich alles verloren, was einen freien Staat ausmacht: Die Politik, die Gerichte und insbesondere die Medien.

Abgesehen davon gingen die Meinungen der Demonstranten, die erneut keiner einheitlichen Gruppierung zuzuordnen waren, weit auseinander. Die einen wollten einfach nur keine Maske tragen, andere warfen der Politik kollektives Versagen in der Krise vor und wieder andere sprachen von einem erfundenen Virus, um die Menschen gefügig zu machen.

Obwohl sich die Stimmung mehr und mehr aufheizte, blieb die Situation friedlich, abgesehen von einzelnen verbalen Angriffen auf Kretschmer wie „Hau ab“ und „Kretschmer raus“. Viele Teilnehmer zollten dem Ministerpräsidenten Respekt, dass er sich den Bürgern stelle.

Auch wenn einige Lautsprecher sich immer wieder in den Vordergrund drängeln wollten, hörte Kretschmer in den Gesprächen viele durchaus verständliche Argumente. Immer wieder betonte er, dass es in Ordnung sei, verschiedener Meinung zu sein und dass er die Ansichten der Bürger respektiere.

Auf Sicherheitsabstände achtete in diesen Minuten in der immer weitere anwachsenden Menschentraube um Kretschmer allerdings niemand mehr.

Obwohl die Demonstration erneut nicht angemeldet war, verzichteten die Polizisten diesmal – anders , als in den vergangenen Wochen – darauf, einzugreifen. „Wir werden nichts unternehmen“, sagte ein Beamter. Eine Kontrolle von Mindestabständen sei in dieser Situation nicht machbar.

Rund 400 Gegner der Corona-Beschränkungen versammelten sich diesmal in Großen Garten.
Rund 400 Gegner der Corona-Beschränkungen versammelten sich diesmal in Großen Garten. © René Meinig

Die berechtigte Frage, warum Kretschmer selbst trotz des Massenauflaufs keine Maske trug, beantwortete er selbst: „Ich jedem andere Kontext hätte ich meine Maske aufgesetzt,“ sagte er, „aber hier und heute wollte ich damit meinen Respekt zeigen.“ Wenn er sich dadurch mit Corona anstecke, liege dies in seiner persönlichen Verantwortung.

Immer wieder wurde Kretschmer mit denselben Vorwürfen konfrontiert, die sich vor allem mit den Themen Impfzwang und Kindern beschäftigten. Obwohl Kretschmer wiederholt betonte: „Es wird keinen Impfzwang geben“, schien er damit niemanden überzeugen zu können. Und die Kinder? Den Jüngsten werde die Unschuld genommen, sagte eine Frau, sie würden „traumatisiert“, ja „kaputt gemacht“. Dafür gab es Applaus.

Kretschmer räumte ein, dass wir „heute ein bisschen schlauer“ als im März seien. Dennoch stehe er voll hinter den aktuellen Schutzmaßnahmen, weil er in seinem Land keine „LKWs mit Toten wie in Bergamo“ sehen wolle.

Immer wieder betonte er, dass jeder, der das Coronavirus für nicht gefährlicher als eine Grippe hält, natürlich auch kein Verständnis für die aktuellen Maßnahmen haben könne. Er werde den Argumente der Demonstranten jedoch Beachtung schenken, versprach er, bevor er sich nach einer Stunde wieder auf sein Rad schwang.

Die Versammlung am Palaisteich lief anschließend weiter. Auf einem fünf Meter langen Banner zwischen zwei Bäumen war die Forderung nach einem Corona-Untersuchungsausschuss zu lesen. Dazu lief ein Lied von Soulsänger Xavier Naidoo, der immer mehr zur Stimme der Corona-Zweifler wird: „Was wir alleine nicht schaffen“.

Quelle: Sächsische Zeitung vom 16.05.2020 


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ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Und wer trug überhaupt einen Putzlappen vor dem Gesicht ?
Ist anscheinend so unnötig wie ein Kropf.