KEINE AIRBUS-SANIERUNG MIT HILFSGELDERN FÜR DIE DEUTSCHE AIRLINE – Der Lufthansa-Airbus-Krimi geht in die Verlängerung

 

 

Von DR. VIKTOR HEESE | Noch gerade rechtzeitig vor der Annahme von neun Milliarden Euro Staatshilfe gegen eine 20prozentige Bundbeteiligung durch die Lufthansa wurde folgender Trick publik: die Airline sollte für fünf Milliarden Euro die bestellten Airbusse abnehmen und damit die Krise des europäischen Flugzeugbauers abmildern. Der Hersteller wäre dann zwar saniert, die Bazooka-Jungs Scholz & Altmaier könnten vor den Kollegen der Airbus-Länder blendend dastehen, die Deutschen wären aber einmal wieder die Dummen. Ginge die Staatshilfe durch den Flugzeugkauf schnell aus, müsste diese – und damit die Staatsbeteiligung auf die Sperrminorität von 25 Prozent (Mitspracherecht!) – ausgestockt werden. Der Plan ging schief. Der Lufthansa-Airbus-Krimi muss in die Verlängerung.

Schon schlimm genug: Rettung über Kredite ausreichend, warum noch die Staatsbeteiligung?

Warum der Staat nicht einfach dem Flieger Kreditgarantien gibt wie im Corona-Rettungspaket vorgesehen, sondern nach einer Beteiligung zu greifen versucht, wurde bei PI-NEWS berichtet. Die Lufthansa braucht kein frisches Eigenkapital (aktuelle Höhe über zehn Milliarden Euro), sondern Liquiditätshilfen wegen Geschäftsstillstand und drohender Verluste in 2020/2021 von geschätzt je drei Milliarden Euro. Mit der Staatsbeteiligung könnte die GroKo aber ihre politische Klientel bedienen (AR-Posten, „Hilfspropaganda“, Ökoauflagen für die Grünen). Darauf pocht sie.

Airbus in der Corona-Krise: Verlust, Kurzarbeit, Stellenabbau, keine Staatshilfe gefordert

Klar, dass auch Airbus durch den Corona-Krisenmodus leiden muss, wenngleich (noch?) nicht so stark wie die Airlines direkt. Der Aktienkurs brach innerhalb von Wochen von 130 auf 54 Euro ein, für 2019 wurden ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro (Vorjahr drei Milliarden Euro Gewinn) und kompletter Dividendenausfall gemeldet. Die laufende Produktion 2020 wird um ein Drittel gekürzt, weitere Stornierungen drohen. Das Aus für den A380 wegen Rückzugs der Emirate naht. Kurzarbeit wird in Anspruch genommen, 10.000 Jobs sind in Gefahr. Es wird jedoch keine Staatshilfe gefordert. Unklar bleibt, ob die Lufthansa für die 148 Order ein Rücktrittsrecht besitzt und wie weit der Flugzeugbau bereits fortgeschritten ist. Swissair ließ ihre Auslieferungen allerdings schon verschieben.

Die Bazooka-Jungs bekommen ein Problem: Zusammen 200.000 Arbeitsplätze in Gefahr

Noch vor zwei Monaten prahlten Altmaier und Scholz mit milliardenschweren Rettungsplänen des Bundes. Einzelne Bundesländer, die Weltbank, die EU und viele andere Finanzadressen folgten. Vor lauter Zahlen und Akklamationen verliert der Normalsterbliche langsam den Überblick. Allein die EU will mit Hilfspaketen von 1,5 Billionen Euro den Wiederaufbau finanzieren.

Wenn es andererseits konkret wird, gibt es Probleme, wie die Causa Lufthansa/Airbus zeigt. Dabei ginge es hier im Ernstfall um mindestens 200.000 Arbeitsplätze (138.000 Lufthansa + 46.000 Airbus in deutschen Fertigungsstätten + Zulieferer). So etwas ist kaum vorstellbar. Je länger der spannende Krimi aber andauert, desto unglaubwürdiger wird das Hilfsgerede.

Wie kann es weiter gehen? Wären ausländische Großinvestoren akzeptiert?

Außer dem zehnprozentigen Paket des deutschen Industriellen Thiele (Knorr-Bremse, Vossloh) hat die Fluglinie keinen Großaktionär. Auch 81 Prozent der Anteile befinden sich in Händen deutscher Aktionäre. Das soll wegen der Systemrelevanz auch so bleiben.

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier warnte daher erst kurz vor dem „heimlichen Aufkauf von Lufthansa-Aktien“. Bei einer Marktkapitalisierung des DAX-Titels von knapp vier Milliarden Euro könnten nämlich Investoren aus den USA, den Golfstaaten oder China große Pakete aus der Portokasse bezahlen. Der besorgte Landesvater vergisst dabei aber, dass ein „Aufkauf“ in der Welt des freien Kapitalverkehrs rechtlich nicht verboten ist. Pakete von fünf Prozent und das Mehrfache davon sind lediglich per ad hoc-Meldungen bei der Börsenaufsicht BaFin anzuzeigen.

Deutschland muss seine Industrie bewahren

Hier kommen wir langsam zum Kern des Problems. Das rohstoffarme, aber mit Humankapital (noch?) reichlich ausgestattete Deutschland soll den Status als traditionelle Industrienation behalten, „schafft sich“ aber hierbei durch Bürokratie, Ökoauflagen, Klima- und Energiewende sukzessive „ab“.

Folgender Indikator belegt diesen Trend deutlich: der Größter Arbeitgeber im Land ist heute nicht einer der international aufgestellten Großkonzerne wie Volkswagen, Telekom oder Siemens, sondern mit 660.000 Mitarbeiter die Caritas. Tendenz steigend.

Allein von den Jobs im Gesundheitswesen und der Alterspflege werden wir nicht überleben.


Dr. Viktor Heese.

Dr. Viktor Heese ist Dozent und Fachbuchautor. Spezialisiert hat er sich auf dem Gebiet der Börsen und Banken. Für Börsenanfänger hat er das Buch „Fundamental- versus Charttheorie. Methoden der Aktienbewertung im Vergleich“ (Springer 2015) verfasst. Er betreibt die Blogs prawda24.com und finanzer.eu und gibt den Börsenbrief „Der Zinsdetektiv“ heraus. Heese kommt aus Masuren und lebt seit über 40 Jahren in Köln. Kontakt: heese1@t-online.de.

Quelle: pi-news.net vom 24.05.2020 


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ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Was die Sesselfurzer treiben ist doch Kasperltheater.

gerhard
gerhard
3 Jahre zuvor
Reply to  ulrike

Zur Rettung der Lufthansa sind plötzlich Milliarden da … bei AIR BERLIN …. Nichts …Insolvenz und reichlich Arbeitslose. Wir schlucken doch alles…sogar den größten Kackhaufen …. immerhin sinds unsere Steuergelder die wieder verbraten werden.