Minneapolis brennt – was wird sich aus der Asche erheben?

von Dushan Wegner,  , Foto von Laurentiu Iordache

Minneapolis brennt, nachdem ein Polizist einen Festgenommenen tötete. Aus Protesten wurde ein brandschatzender Mob. Jener Polizist, der plündernde Mob und deutsche Gutmenschen sind sich einig: »Moralisch« ist für die, was sich gerade gut im Bauch anfühlt.

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Am 25. Mai 2020 starb in Minneapolis (Minnesota, USA) der dunkelhäutige US-Amerikaner George Floyd, nachdem der weiße Polizist Derek Chauvin mindestens sieben Minuten auf dem Hals des Gefesselten gekniet war (vergleiche etwa bild.de, 27.5.2020).

George Floyd war festgenommen worden, weil er verdächtigt wurde, mit gefälschten Coupons einkaufen zu wollen. Die Polizei von Minneapolis behauptete zunächst, Floyd hätte sich seiner Verhaftung widersetzt (vergl. cbsnews.com, 27.5.2020), doch Videoaufnahmen einer Überwachungskamera scheinen klar zu zeigen, dass Floyd sich praktisch ohne Gegenwehr festnehmen ließ (vergl. cbsnews.com, 27.5.2020).

US-Präsident Trump forderte an (oder »bat darum«? wörtlich: »at my request«; siehe @realdonaldtump, 27.5.2020), dass das FBI unverzüglich Untersuchungen zum Tod von George Floyd aufnimmt (wohlgemerkt während Trump darum kämpft, einen von ihm ausgemachten »swamp« innerhalb des FBI trockenzulegen, man vergleiche etwa @realdonaldtrump, 11.5.2020, wo der US-Präsident zitiert: ».@WashTimes “FBI Went Rogue In Pursuit Of Trump”«, recht frei ins Deutsche übertragen: »Washington Times: In der Jagd auf Trump wurde das FBI selbst zu Schurken«).

George Floyds Tod weckt Erinnerungen an die Erschießung des Oscar Grant 2009 (siehe Wikipedia), den Tod des Eric Garner 2014 (siehe Wikipedia) und besonders an den Fall Rodney King 1991 (siehe Wikipedia).

Die eine Parallele zwischen den Fällen Grant, King, Garner und Floyd ist die, äh, robuste Gewaltanwendung durch (nicht selten erschreckend schlecht ausgebildete) US-Polizisten. Es gibt eine weitere Parallele, und die ist leider noch sichtbarer: Besonders in den Fällen King und Floyd kam es im Anschluss nicht nur zu Protesten und Demonstrationen, die öffentliche Wut schlug bald in Gewalt und Plünderungen um. Lesetipp: Diese Entwicklungen werden im Jugendbuch The Hate U Give in Romanform behandelt.

Während ich dies schreibe, brennt Minneapolis – buchstäblich. An mehreren Stellen der Stadt stehen Gebäude in Flammen (siehe etwa foxnews.com, 28.5.2020), Mobs wüten in den Straßen, zerstören Autos. Geschäfte werden geplündert und es bilden sich bewaffnete Bürgerwehren. Weite Teile von Minneapolis bleiben dabei unbehelligt. Man kann praktisch in Minneapolis wohnen, ohne außerhalb der Nachrichten persönlich etwas von den Krawallen mitzubekommen – oder man kann Pech haben und zusehen müssen, wie die eigene Welt niederbrennt.

Das Video vom sterbenden George Floyd kann jeder, der es sucht, vieltausendfach im Internet finden – und es ist schrecklich. Ein Mensch erstickt unterm Knie des Uniformierten, Passanten flehen die Polizisten an, diese aber höhnen nur kalt: »Don’t do drugs!«

Dass ihr Leben besser wird

So verständlich die Wut und so groß der Schmerz ist – es hilft dem Anliegen der Demonstranten nur bedingt, wenn sie Geschäfte plündern, teure Elektronik stehlen und hinter sich Flammen und Verwüstung hinterlassen. Inwiefern erwarten die Demonstranten, dass ihr Leben besser wird, wenn sie Sozialwohnungen niederbrennen und ihre Nachbarschaft in Schutt und Asche legen? Wenn sie den Staat zwingen, die Gegend mit Hilfe der Nationalgarde zu befrieden – und anschließend noch härtere Cops die Gegend patrouillieren?

Die Familie des Getöteten wird wahrscheinlich einige Millionen Dollar vom Gericht zugesprochen bekommen. Wie weitsichtig eine Familie, deren Sohn mit gefälschten Coupons handelte, mit Millionen von Dollar umgehen wird, das bleibt abzusehen. Rodney King (3,8 Millionen US-Dollar von Los Angeles), wurde 2012 tot in seinem Swimmingpool gefunden (cbsnews.com, 17.6.2012) – er wurde 47 Jahre alt, in seinem Blut fand man Alkohol, Kokain, Marihuana und Phencyclidin (so berichtet etwa cnn.com, 23.8.2012). Von der Polizei brutal misshandelt zu werden macht dich weder zum Heiligen noch zum erfahrenen Geschäftsmann.

Da ist noch etwas

Wir sehen nach Minneapolis, wir sehen einen schmerzhaften Fall von Polizeigewalt, wir sehen marodierende Mobs, wir sehen Häuser, die niederbrennen, ohne dass die Feuerwehr kommt. Wir sehen Täter, und wir sehen Opfer – sind es immer verschiedene Leute?

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Dass es schrecklich ist, einen Menschen zu töten, ihn mit dem Knie auf dem Hals um sein Leben flehend ersticken zu lassen, das müssen wir nicht diskutieren. Auch dass das Plündern von Geschäften moralisch eher schwierig ist, dass wird außerhalb von Antifa-Kreisen kaum jemand bestreiten. Es mag bei gewissen Gruppen in Deutschland funktionieren, dass man sich durch das Abfackeln der eigenen Unterkunft in der Wohnsituation verbessert (besonders wenn man ein Hakenkreuz an die Mauer pinselt) – in den USA wird es nur schwer funktionieren, so wenig wie ein Deutscher in Deutschland automatisch eine neue Wohnung gestellt bekommt, wenn er seine aktuelle Wohnung anzündet.

Ja, in Minneapolis erleben wir manche Instanz von Täterschaft – doch ich sehe auch Opfer. Sicher, auch Opfer von möglichem Rassismus, doch da ist noch etwas.

Brot, Milch und Wasser?

Wer seine Handlung moralisch rechtfertigt, der muss sich doppelt gefallen lassen, seine Handlungen auf ihre Moral hin prüfen zu lassen.

Zunächst: Der plündernde Mob von Minneapolis – nach den Fotos sind übrigens auch viele Weiße im Antifa-Look darunter, wahrlich nicht nur arme Schwarze, doch die eben auch (siehe etwa startribune.com, 28.5.2020) – dieser Mob muss sich fragen lassen, ob er nicht gerade durch seine Handlungen belegen könnte, dass die härteren unter den Polizisten genau die richtigen sind, um auf diese Gegend aufzupassen.

Was ist es nun, dass die Plünderer stehlen? Sind es Bücher und Musikinstrumente? Nichts als Brot, Milch und Wasser? Vielleicht auch, doch auf den Fotos sehen wir Unterhaltungselektronik, Markenkleidung und Schnaps – nicht wenig Unterhaltungselektronik. Wir sehen die eingeschlagenen Scheiben eines Juweliers (fox9.com, 28.5.2020), wir sehen wie junge Männer ein Warenhaus praktisch komplett ausräumen (fox9.com, 28.5.2020), Augenzeugen berichten von Versuchen, die Kassen aufzubrechen (@rljourno.com, 27.5.2020).

Wie die Wut über Polizeigewalt das Aufbrechen und die beabsichtigte Zerstörung eines Wendy’s Hamburger-Restaurants rechtfertigt (@rljourno, 27.5.2020), wahrscheinlich das Lebenswerk und die Existenzgrundlage eines örtlichen Franchisenehmers samt seiner Familie, das erschließt sich vielleicht der Antifa und deren Sympathisanten – mir nicht.

Gegner vor Augen

Der Polizist, der George Floyd tötete, und der Mob, der Märkte plündert und die eigene Nachbarschaft niederbrennt, er handelt aufgrund exakt derselben moralischen Logik wie Antifa-Schläger und Gutmenschen in Deutschland es tun: »Gut im moralischen Sinne ist das, was sich in dem Moment gut anfühlt.«

Dem plündernden Mob von Minneapolis ist die Zukunft der eigenen Nachbarschaft ähnlich egal wie dem Grenzen-auf-und-Wirtschaft-aus-Gutmenschen linksgrüner Prägung. Die Gutmenschen schützen immerhin ihre Nachbarschaft – doch was nutzt es ihnen, wenn sie das Land insgesamt zum Kippen bringen. Gutmenschen richten sich die Schiffskabine schick ein – während sie den Dampfer insgesamt sinken lassen. Der Mob von Minneapolis zündet gleich die eigene Nachbarschaft an – insofern sind die brandschatzenden Plünderer von Minneapolis höchstens etwas konsequenter.

Natürlich schmerzt es uns, natürlich sticht es uns in Herz und Magen, sehen zu müssen, wie ein hilfloser Mensch getötet wird, ohne Prozess und Urteil. Kein einziger der Banker, die 2008 verschuldeten, ging dafür in den Knast, eher wurden sie dafür vom Steuerzahler freigekauft – aber fürs vermutete Fälschen von Coupons im Supermarkt kann man schon mal mit dem Gesicht in der Straße von Minneapolis sterben. – »Schmerz« ist ein noch zu mildes Wort für das, was wir im Angesicht jener Taten fühlen. Und doch… und doch! Und doch: Auch diese schreckliche Tat rechtfertigt nicht alles.

Der Mob von Minneapolis argumentiert ähnlich wie die Wir-sind-mehr-Brüller in Deutschland es tun: »Es ist richtig, weil es sich gerade gut anfühlt, weil es »im Bauch gut tut«, sich als Masse auf der Straße für ein paar Stunden stärker zu fühlen, einen Gegner vor Augen zu sehen, den primitivsten Trieben ungezügelt Lauf zu lassen – doch wie verschieden sind sie darin jenem US-Polizisten, der einen Menschen zu Tode würgt, gerechtfertigt von wenig mehr als seinem Machtgefühl in dem Moment, derart von der Lust an der Unterwerfung des Gefesselten berauscht, dass ihm sogar die Kameras, die ihn filmen, gänzlich egal zu sein scheinen?

Nationen und Nachbarschaft

Der Polizist hatte, als er George Floyd tötete, wenige relevante Strukturen, außer seinem eigenen Machtgefühl. Die Nachbarschaft war ihm wenig relevant, das Leben des Gefangenen war ihm wenig relevant – ja, wissend dass diesmal die Kameras auf ihn gerichtet sind, war ihm vielleicht nicht einmal die eigene berufliche Zukunft relevant (oder er konnte vor lauter Machtrausch nicht so gut denken, was ja in dem Moment eben die Relevanz bestimmt).

Minneapolis brennt – was wird in der Asche wachsen? Es kommt auf die Denkweise der Menschen an, die Gewohnheiten, das akzeptable Verhalten, kurz: die Moral. – Der Mob, der Märkte plündert, der bei lokalen Händlern brandschatzt und Sozialwohnungen in Flammen setzt, er hat wenige relevante Strukturen außer seinem Wir-sind-mehr-Rausch. Beiden, dem tötenden Polizisten von Minneapolis wie dem plündernden Mob, ist nichts und niemand relevant außer ihr vulgärer Rausch in dem Moment. Ich würde nicht auf die Zukunft des einen oder der anderen wetten.

Wir wissen wenig darüber, wen und was die Zukunft uns bescheren wird, doch was Gesellschaften angeht, da wage ich eine Vorhersage: Die Zukunft gehört jenen Kulturen, Völkern und Nationen, bei denen im Bewusstsein aller Bürger die eigenen Kinder, die eigene Nachbarschaft, das eigene Volk, ob eingeboren und aufgezogen oder eingewandert und aufgenommen, wo die eigene Tradition, der bescheidene Stolz und, ja, eben die eigene Nation echte relevante Strukturen sind.

Quelle: dushanwegner.com vom 28.05.2020 


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Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
3 Jahre zuvor

Der Unschuldsengel in Schokolade hat vorher Einbrüche begangen. Wurde von den Einwohnern erwischt und verfolgt bis die Polizei eintraf. Der Polizist hat die Situation samt der Person erfasst und nicht laufen gelassen wie in der BRiD, wo friedliche Demonstranten ohne Altersgrenze auf das Pflaster geklatscht werden