Leipzig – Proteste in der Innenstadt – Corona-Demos: Drei verschiedene Welten auf dem Leipziger Markt

Auf dem Leipziger Markt trafen am Pfingstsonnabend drei Kundgebungen aufeinander. Für die Freiheit versammelten sich Menschen ohne Mund-Nase-Bedeckung (vorn).

Fast immer, wenn in Connewitz eine Demo ansteht, merkt man das daran, dass schon ewig vorher ein Polizeihubschrauber am Himmel kreist und ordentlich Krach macht. So war es auch am Pfingstsonnabend 2020. Dabei schien von den zumeist jungen Leuten, die sich gegen 14 Uhr nach und nach am Herderplatz versammelten, keine erhöhte Gefahr auszugehen.

Bis zu 400 Teilnehmer auf der Karli

Doch es war ja nur eine von drei Demos und Kundgebungen an diesem Nachmittag in Leipzig. Sie trug das Motto „Solidarität statt rechter Hetze“. Unter den bis zu 400 Teilnehmern, die sich dem Zug über die Karl-Liebknecht-Straße in die City zumindest zeitweilig anschlossen, war keiner ohne Mundschutz zu sehen.

„Impfpflicht für Aluhüte!“, forderte ein Transparent der Linksjugend, das vermutlich eher ironisch gemeint war. Der vielen Plakate und Fahnen gegen Antisemitismus und Nazis hätte es kaum bedurft, um die Zielrichtung der Demo zu erkennen. Denn diese wurde fast pausenlos durch Sprechchöre kundgetan. Sprechchöre in vielen Sprachen: Die Sprechchöre richteten sich außerdem gegen „das System“ und gegen die Polizei, welche davon unverdrossen einen sehr umsichtigen Job machte.

Wahrscheinlich, um die Solidarität in einen internationalen Rahmen zu stellen, erklangen viele Sprechchöre nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Italienisch, Französisch oder Englisch. Unterwegs applaudierten einige Passanten oder tanzten zu Musik von Depeche Mode aus dem Lautsprecherwagen mit.

In der Grimmaischen Straße rief eine Frau dem Antifa-Zug aber auch ganz empört „Ihr Schweine!“ zu. Auf dem Markt angekommen, drehten die Lautsprecher noch mal kurz auf. „Ich finde es übelst gut, dass wir es geschafft haben hierher zu kommen, um denen da drüben zu sagen, was wir von ihnen halten“, erklärte ein junger Mann unter viel Beifall auf der Südseite des Platzes.

Friedenstauben und Aluhut

Viel Beifall gab es freilich auch bei „denen da drüben“ auf der Nordseite des Platzes – in 30 Reporterschritten Abstand. Geschätzt bis zu 200 Menschen waren dort zu einer „Versammlung für die Freiheit“ erschienen, ein Mann sogar mit Aluhut.

Ein Mundschutz war bei ihnen jedoch nicht auszumachen. Unter Fahnen mit Friedenstauben protestierten sie gegen eine „Corona-Diktatur“. Erster Redner war Walter Weber, ein Arzt aus Hamburg, der sich sonst viel mit Spontanheilungen bei Krebs beschäftigt. Aktuell ist er auch in der Hamburger Initiative „Ärzte für Aufklärung“ aktiv. Unter dem Jubel der Zuhörer warf Weber den Regierenden, bekannten Virologen und den Medien vor, sie würden das „sogenannte Corona“ wider besseren Wissens aufbauschen.

Bisher habe es in Deutschland „trotz wahrscheinlich getürkter Totenbescheinigungen nur 8000 Tote“ gegeben, formulierte der Krebsarzt. Bei einer Grippewelle vor zwei Jahren aber 25 000.

Klagen gegen Schutzmasken angekündigt

Die Bilder von gestapelten Särgen in Italien seien künstlich erzeugt worden. Den Bestattern in Italien habe man verboten, ihrer Arbeit nachzugehen. „Wir werden die Leiter der Ordnungsämter wegen Nötigung verklagen“, kündigte Weber zum Thema Schutzmasken an. „Wir müssen jetzt wirklich aufstehen – sonst werden wir zwangsgeimpft und zwangsgechippt!“

Auch eine nachfolgende Rednerin versuchte vorzurechnen, wie gering der Prozentsatz von Menschen sei, die sich in Deutschland mit dem Virus infizierten. Den gedanklichen Schritt, ob das vielleicht auch etwas mit den Schutzmaßnahmen zu tun haben könnte, ging sie dabei nicht.

„Haut ab, haut ab!“, schallte es von der anderen Kundgebung herüber, die inzwischen nahtlos in eine Veranstaltung der Initiative „Leipzig nimmt Platz“ übergegangen war. Das Motto nun: „Kein Platz für Verschwörungsideologien und Nazis“. Jedoch lichtete sich das Teilnehmerfeld recht schnell deutlich.

Größte Gruppe waren die Passanten

Die größte Gruppe auf dem Markt stellten unbeteiligte Passanten. Sie aßen Eis, saßen auf den Freisitzen oder gingen Einkaufen. Manche von ihnen trugen Schutzmasken, andere nicht. Leipzigs coolster Eismann Hans Höher (der wortgewandte Verkäufer vom Kino Regina) gehörte zu jenen Passanten, die auf beiden Seiten kurz lauschten. „Ich glaube nicht, dass das alles nur ausgedacht ist. Gerade für Ältere ist Corona eine Gefahr“, sagte der 80-Jährige mit spitzbübischem Lächeln. „Aber wir schaffen das schon.“

Quelle: Leipziger Volkszeitung vom 30.05.2020 


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ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Was man alles über Leipzig liest muss es eine furchtbare Stadt sein.