Nahost – Catherine Shakdam: „Die USA finanziert Konflikte im Irak“

 

Catherine Shakdam: "Die USA finanziert Konflikte im Irak"

Der Westen hat den Nahen Osten in ein Chaos gestürzt, indem verschiedene Ethnien und Religionen finanziert und gegeneinander ausgespielt wurden. Alleine letzte Woche wurden mindestens 93 Personen bei Bombenanschlägen in Bagdad getötet. Die IS bekannte sich zu dem Anschlag mit drei Autobomben. Laut Reuters wurden 24 Stunden später weitere 17 irakische Soldaten bei Selbstmordanschlägen in die Luft gesprengt.

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RT international hat Frau Catherine Shakdam, politische Analystin, Autorin und Kommentatorin für den Mittleren Osten dazu befragt. Ihr Schwerpunkt sind radikale Bewegungen und der Jemen. Ihre Publikationen sind unter anderem in MintPress und im Foreign Policy Journal erschienen.

Die jüngsten Anschläge sind auf Amerikas Bestrebungen zurückzuführen, den Kampf gegen den islamischen Staat zu intensivieren. Als Washington im Jahr 2014 erneut seine Truppen in den Irak entsendete, versprach Obama, den IS zu zerschlagen. Allerdings zeigt sich heute, dass trotz aller Bemühungen, der IS weiterhin auf dem Vormarsch ist. Warum ist er nach wie vor in der Lage, trotz Amerikas Einsatz, solche Anschläge im Herzen der irakischen Hauptstadt zu inszenieren?

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Unser Hauptproblem ist der Glaube, dass militärische Verstärkung alles ändern wird. Was wir als Erstes machen müssen, ist sichergehen, dass der Irak eine militärische Intervention unter Beteiligung ausländischer Truppen möchte. Andernfalls würden wir die Souveränität des Landes verletzen.

Der zweite Punkt ist, dass wir über unseren Tellerrand hinausdenken müssen. In den letzten zehn Jahren haben wir militärisch aufgerüstet, aber das hat nichts gebracht. Es hat in Syrien funktioniert, weil es dort eine Kooperation zwischen Russland, dem Iran und Damaskus gab. Es wurden große Anstrengungen unternommen die Zellen von Daesh, dem IS zu zerstören.

Im Irak ist das nicht der Fall. Wir haben ein Problem, wenn wir davon ausgehen, dass der Westen, besonders die USA, gegen den Terrorismus kämpfen, während sie in Wirklichkeit den Terror als politisches Instrument nutzen, um ihre eigenen Interessen voranzutreiben.

Noch wichtiger ist, dass die USA sich selber auf Länder wie die Türkei ausrichten, welche, wie wir wissen, den Terrorismus im Nahen Osten unterstützen. Und nun, da die IS an Boden in Syrien verliert, verstärkt die Türkei das Tempo im Irak, weil sie nach einer militärischen Lösung sucht. Ich denke, wir müssen auf den Irak schauen und verstehen was da heute passiert. Die Terroranschläge, das sind direkte Resultate der Siege von Präsident Bashar al-Assad in Syrien. Wir können beobachten, wie die militanten Mitglieder der IS in den Irak einfallen und neuen Boden suchen und versuchen, sich zu behaupten .

Was ist mit dem irakischen Militär? Warum versagen sie sogar dabei, Bagdad zu schützen?

Innerhalb des irakischen Militärs gibt es ein hohes Maß an Desorganisation und viele verschiedene sektiererische und ethnische Probleme. Das ist traurig, aber wahr. Die irakische Armee ist nicht geeint. Das ist ein Problem gewesen…und die USA haben viel damit zu tun. Sie finanzierten verschiedene Sekten, um ihre eigenen politischen Interessen durchzusetzen. Auch wenn Bagdad bisher mehr oder weniger stabil ist, so ist es doch schwer, Terroranschläge zu verhindern oder Menschen davon abzuhalten, sich selber in die Luft zu sprengen. Es gibt keine vollkommene Sicherheit.

Was man machen muss, ist hinter die Ideologie schauen und das wiedervereinen, was getrennt wurde. Das würde die Förderung des Nationalismus im Irak einschließen. Die Menschen müssen verstehen, dass Fragen der Religion und Ethnizität unterschiedlich angegangen werden können, jedoch ohne Gewalt. Dass sie ein Recht darauf haben, als Iraker, nebeneinander zu leben, sich zu äußern.

Ob nun ethnisch oder religiös – sie haben das Recht auf ihre eigene Identität und ihren Glauben. Aber das ist das Problem – das ist nicht die Nachricht, die heute vermittelt wird. Die Westmächte haben großen Schaden im Nahen Osten angerichtet, indem sie Spannungen erzeugten und ethnische und religiöse Gruppen gegeneinander ausspielten.

Heute haben wir das Resultat: Wir finden Länder vor, die im Begriff sind, sich aufzulösen. Nicht nur sozial, auch politisch, wirtschaftlich und militärisch. Wir haben das Ergebnis dieser Art der Dekonstruktion von Nationalismus. Das ist eine Gefahr. Es ist schwer, etwas zu reparieren, dass zerstört wurde. Es braucht viel Zeit. Sie stehen vor dem Terrorismus. Sie haben keine Zeit – sie müssen jetzt reagieren und etwas unternehmen oder sie werden zusammen untergehen.

Quelle: Russia Today (RT) vom 14.05.2016

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