Nach Sexismus-Vorwurf gegen „Tichys Einblick“: Roland Tichy gibt Vorsitz von Ludwig-Erhard-Stiftung ab

Der deutsche Publizist Roland Tichy spricht am 09.05.2016 auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig (Sachsen).  (dpa / picture alliance / Jan Woitas)
Roland Tichy gibt laut FAZ den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung ab. (dpa / picture alliance / Jan Woitas)

Der Publizist Roland Tichy wird den Vorsitz der Ludwig-Erhard-Stiftung abgeben. Zuvor hatte es massive Kritik gegeben, ausgelöst durch einen Artikel in seinem Magazin „Tichys Einblick“, der als sexistisch eingestuft wurde. Mehrere Politiker distanzierten sich von der Stiftung, darunter auch Gesundheitsminister Spahn, Unionsfraktionsvize Linnemann und Staatsministerin Bär.

Der Vorstand teilte mit, Tichy werde sich bei der Mitgliederversammlung am 30. Oktober – dem Ende seiner turnusgemäßen Amtszeit – nicht zur Wiederwahl stellen. Gründe wurden nicht genannt. Die Ludwig-Erhard-Stiftung wurde 1967 durch Altbundeskanzler Erhard in Bonn gegründet. Sie betrachtet es als ihre Aufgabe, freiheitliche Grundsätze in Politik und Wirtschaft zu fördern und die Soziale Marktwirtschaft im Sinne von Ludwig Erhard zu stärken.

„Mit sofortiger Wirkung“ ruhende Mitgliedschaft

Zuletzt hatten Spahn und Linnemann erklärt, dass sie ihre Mitgliedschaft in der Stiftung „mit sofortiger Wirkung“ ruhen lassen. Sie erwähnen Tichy nicht namentlich, erklären aber: „Leider ist seit geraumer Zeit eine Debattenkultur von führenden Vertretern der Stiftung festzustellen, die dieser Verantwortung nicht gerecht wird. Das schadet dem Ansehen Ludwig Erhards. Deshalb haben wir uns entschieden, unsere Mitgliedschaft bis auf weiteres ruhen zu lassen.“

Bundesbank-Präsident Weidmann, ebenfalls Mitglied der Stiftung, sagte laut FAZ in einem Brief an die anderen Mitglieder: „Unser derzeitiger Vorsitzender hat die Arbeit der Stiftung befördert, er spielt aber zugleich eine medial sichtbare Rolle als Herausgeber von ‚Tichys Einblick‘. Dort herrscht ein zuspitzender, oft polemischer Debattenstil und es ist wiederholt zu beleidigenden und verletzenden Äußerungen gekommen, die sich mit den Idealen der Stiftung nicht vertragen und eine negative öffentliche Berichterstattung über die Stiftung ausgelöst haben. Mitglieder haben der Stiftung den Rücken gekehrt und vorgeschlagene Preisträger die Annahme einer Auszeichnung durch die Stiftung abgelehnt.“

Staatsministerin Bär wirft „Tichys Einblick“ Sexismus vor

Vor Spahn und Linnemann hatte bereits die Staatsministerin für Digitales ihre Mitgliedschaft in der Stiftung gekündigt. Sie protestiert damit ausdrücklich gegen den Vorsitzenden Tichy.

Dem Handelsblatt sagte die CSU-Politikerin Bär über ihre Entscheidung: „Grund ist eine Publikation in dem Magazin ‚Tichys Einblick‘, die frauenverachtende und in höchstem Ausmaß sexistische Äußerungen gegenüber meiner Kollegin Sawsan Chebli enthält.“

„Ein besonders erbärmliches Beispiel von Sexismus“

Die Berliner SPD-Politikerin Chebli twitterte zu dem Beitrag: „Ein besonders erbärmliches, aber leider alltägliches Beispiel von Sexismus gegen Frauen in der Politik“. In dem umstrittenen Text heißt es über Chebli: „Was spricht für Sawsan?(…) Befreundete Journalistinnen haben bislang nur den G-Punkt als Pluspunkt feststellen können in der Spezialdemokratischen Partei der alten Männer.“

Die Kolumnistin Hatice Akyün vom Tagesspiegel schrieb zu der Thematik, Freiheit bedeute auch, sich als Frau im Jahr 2020 nicht mit Sexismus und sexualisierter Sprache rumschlagen zu müssen. „Feministische Grüße an Herrn Tichy und Herrn Lindner.“

Dass sie auch Lindner erwähnt, liegt daran, dass der FDP-Vorsitzende zuletzt wegen einer Äußerung über die ehemalige Generalsekretärin Teuteberg in die Kritik geraten war.

Roland Tichy war früher Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“. 2015 gründete er das Magazin „Tichys Einblick“, das sich „liberal-konservatives Meinungsmagazin“ nennt. Die Publikation steht immer wieder in der Kritik. Medienjournalisten wie Daniel Bax stufen sie als rechtspopulistisch ein.

Quelle: Deutschlandfunk vom 24.09.2020 


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Ulrike
Ulrike
3 Jahre zuvor

Und das alles wegen dieser unsäglichen Chebli ???? Mann oh Mann Deutschland erwache endlich.