UNTERNEHMENSÜBERNAHMEN: Wie China die deutsche Firmenlandschaft leer kauft

Finanz-Redakteur

Chinesische Unternehmen haben zuletzt so viele deutsche Konkurrenten aufgekauft wie nie. Die investierte Summe hat sich verdreizehnfacht. Doch neuerdings gibt es eine interessante Entwicklung.

Ein Erdrutsch? Eine Flut? Ein Beben? Solche Metaphern sollten bei wirtschaftlichen Entwicklungen zurückhaltend eingesetzt werden. Doch wenn sich eine ökonomische Ziffer innerhalb eines einzigen Jahres verdreizehnfacht, sind solche Vergleiche wohl angebracht. Und genau dies ist 2016 bei Investitionen aus China in deutsche Firmen passiert.

Denn im vergangenen Jahr gaben chinesische Unternehmen in Deutschland eine absolute Rekordsumme für solche Übernahmen aus. Rund 13 Milliarden Dollar wandten sie dafür auf, 2015 hatten sie gerade mal 900 Millionen ausgegeben.

Dies ist das Ergebnis einer exklusiven Analyse der Beratungsgeellschaft Ginkgo Tree für die Welt am Sonntag. 56 deutsche Firmen gingen demzufolge 2016 in die Hände chinesischer Investoren über, ein Jahr zuvor waren es nur 37 gewesen, 2014 sogar nur 30.

Hinter Chinas Käufen steckt ein Plan

„Über 50 Prozent der Investitionen gingen in die traditionell starken deutschen Branchen der Industrieausrüster und Maschinenbauer“, sagt Daniel Koller von Ginkgo Tree. Dabei war der Roboterhersteller Kuka wohl das prominenteste Ziel und zugleich wohl auch für die chinesische Seite einer der wichtigsten Investitionen. Denn Kuka passt perfekt in den langfristigen Entwicklungsplan Pekings unter dem Namen „Made in China 2025.“

„Eines der Ziele dieser Initiative ist es, den chinesischen Markt bis 2020 mehrheitlich mit Industrierobotern aus eigener Herstellung auszurüsten, und was würde besser hierzu passen, als einen der führenden Roboterhersteller zu übernehmen“, sagt Koller.

Deutschland war zwar eines der wichtigsten Ziele auf der chinesischen Einkaufstour, aber bei Weitem nicht das einzige. Weltweit waren die Firmen aus dem Land der Mitte so spendabel wie nie zuvor. Sie kauften ausländische Unternehmen für rund 247 Milliarden Dollar – ein Anstieg um 140 Prozent gegenüber 2015. Noch vor zehn Jahren hatten Chinas Unternehmen gerade mal 16,5 Milliarden Dollar für Übernahmen ausgegeben.

Inzwischen sind sie jedoch weltweit die zweitwichtigsten Käufer. Nur US-Unternehmen hatten 2016 noch mehr Geld für Zukäufe im Ausland ausgegeben. Und erstmals rangierte ein chinesischer Deal nun sogar unter den Top 5 aller Firmenübernahmen: ChemChina legte 43 Milliarden Dollar für den Schweizer Rohstoffkonzern Syngenta hin.

Zuletzt bekam Peking Gegenwind zu spüren

Schickt sich China also gerade an, die deutsche Unternehmenslandschaft leerzukaufen? Wohl kaum. Denn schon im letzten Quartal des vergangenen Jahres brach der Boom jäh ab. Nur noch 490 Millionen Dollar wurden in den letzten drei Monaten in die Übernahme deutscher Firmen investiert, und auch weltweit sah die Entwicklung ähnlich aus.

Das lag zum einen an der aufkeimenden politischen Debatte darüber in Deutschland und Europa. Anlass waren die geplanten und letztlich gescheiterten Übernahmen von Aixtron und Osram. Europa will künftig gleiche Bedingungen für hiesige Unternehmen bei der Übernahme chinesischer Firmen – oder aber Chinas Investoren häufiger Einhalt gebieten.

Gleichzeitig sitzt aber auch in Peking das Geld nicht mehr so locker. Das Land kämpft mit Kapitalabflüssen und hat die Kapitalkontrollen zuletzt verschärft. Koller rechnet daher für dieses Jahr mit einem erheblichen Rückgang der chinesischen Auslandsinvestitionen.

Nichtsdestotrotz bleibt der Plan „Made in China 2025“ bestehen. Dies dürfte zu weiteren gezielten Übernahmeversuchen in bestimmten, für China strategisch wichtigen Branchen führen. Und deutsche Firmen sind in Bereichen wie beispielsweise Automation oder Sensortechnik auch weiterhin ganz vorne dabei und damit im Visier der chinesischen Käufer.

Quelle: Welt-online vom 05.02.2021

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Ulrike
Ulrike
3 Jahre zuvor

Das kann nur geschehen weil die ganzen deutschen Verkäufer keinen Charakter haben und nur die Kohle sehen – egal an wen sie verkaufen.
Kapieren diese Vollpfosten den nicht dass alles an China geht ????

Es sollte von seitens der Regierung verboten werden an China zu verkaufen.