Remis gegen Ungarn: Ronaldo schießt Portugal ins Achtelfinale

Die Europameisterschaft 2016 galt bislang als die EM der Defensive: Kaum Tore, langweilige Spiele, so sagen es viele Fans. Portugal und Ungarn haben nun viel dafür getan, dass das Turnier in einem besseren Licht steht. Beim 3:3-Remis (1:1) zeigten beide Mannschaften tollen Offensivfußball und spektakuläre Tore.

Dreimal ging Ungarn durch Treffer von Zoltán Gera (19. Minute) und Balázs Dzsudzsák (47., 55.) in Führung, dreimal gelang Portugal durch Nani (42.) und den überragenden Cristiano Ronaldo (50., 62.) der Ausgleich.

Weil im Parallelspiel der Gruppe E Island Österreich 2:1 bezwang, stehen Ungarn als Gruppensieger und Portugal als einer der vier besten Gruppendritten im Achtelfinale. Dort treffen die Portugiesen auf Kroatien. Ungarn spielt gegen den Zweiten der Gruppe E.

Es gibt bei dieser EM ein wiederkehrendes Muster, zumindest in Partien mit portugiesischer Beteiligung und das geht so: Portugal schießt aus allen Lagen und am Ende steht ein Unentschieden. Keine Mannschaft gab bei den ersten beiden EM-Partien mehr Torschüsse ab als die Seleção (49). Doch weil vor allem Ronaldo bislang zu ungenau im Abschluss war, gingen die Portugiesen mit nur zwei Punkten und einem Tor ins Duell mit den bereits fürs Achtelfinale qualifizierten Ungarn.

Geras Traumtor bringt Ungarn in Führung

An dem Muster änderte sich auch diesmal nichts. Zwar zeigte sich Portugal diesmal zielsicherer als zuletzt. Doch weil zugleich die Abwehr schwächelte, verpasste die Seleção erneut einen Sieg.

Eine von den Portugiesen unsauber geklärte Ecke brachte Ungarn in Führung. Der etwa 25 Meter vor dem Tor stehende Gera kam frei zum Schuss, traf den Ball perfekt und versenkte ihn rechts unten im Eck. Portugal, mit deutlichem Übergewicht im Mittelfeld, aber ohne Ideen, mühte sich in der Folge gegen den gut verteidigenden Außenseiter ab.

Der Ausgleich kurz vor der Pause kam entsprechend überraschend. Ein Geistesblitz von Ronaldo reichte, um Portugal die größte Gelegenheit der ersten Halbzeit zu eröffnen. Ronaldo passte den Ball durch die ungarische Abwehrreihe in den Lauf von Nani, der Keeper Gábor Király mit einem Schuss ins kurze Eck überwand.

Erst Schock, dann Ronaldo

Die zweite Hälfte begann mit einem Schock für den Favoriten: Dzsudzsák traf per Freistoß aus halbrechter Position. Ungarns Kapitän hatte dabei Glück, dass sein Schuss von der Mauer entscheidend abgefälscht wurde, Torwart Rui Patrício blieb ohne Abwehrchance – 2:1.

Es folgte der große Auftritt des Cristiano Ronaldo. Eine Flanke von João Mário kam nicht optimal in den Strafraum, doch der Stürmer traf trotzdem, indem er den Ball mit der Hacke ins Tor beförderte. Nach Dzsudzsáks erneutem Führungstreffer war es wieder Ronaldo, der für die Portugiesen zur Stelle war, indem er eine Flanke des eingewechselten Ricardo Quaresma über die Linie köpfte.

Später verpasste Ronaldo knapp seinen dritten Treffer (76.). Auch Ungarn kam neben seinen Toren zu weiteren Chancen, von denen Ákos Elek die größte vergab, als er in der 64. Minute am Pfosten scheiterte.

Obwohl es beim 3:3 blieb, durfte sich der zuletzt vielgescholtene Ronaldo als Sieger fühlen: Durch seinen 17. EM-Einsatz überholte er Frankreichs Lilian Thuram und Hollands Edwin van der Sar und ist alleiniger Rekord-EM-Spieler. Dank seines achten Endrundentreffers näherte er sich zudem EM-Rekordschütze Michel Platini (neun Tore) an.

Ungarn – Portugal 3:3 (1:1)
1:0 Gera (19.)
1:1 Nani (42.)
2:1 Dzsudzsák (47.)
2:2 Ronaldo (50.)
3:2 Dzsudzsák (55.)
3:3 Ronaldo (62.)
Ungarn: Király – Lang, Guzmics, Juhasz, Korhut – Gera (ab 45. Bese), Pinter – Dzsudzsák, Elek, Lovrencsics (ab 83. Stieber) – Szalai (ab 71. Nemeth)
Portugal: Patrício – Vieirinha, Pepe, Ricardo Carvalho, Eliseu – Gomes (ab 61. Quaresma), William Carvalho, Moutinho (ab 45. Sanches), Mário – Ronaldo, Nani (ab 81. Danilo Pereira)
Schiedsrichter: Martin Atkinson (England)
Zuschauer: 55.514