MEITINGEN: Schmiergelder für Aufträge: So lief das Korruptionssystem bei Lechstahl

06:30 Uhr
Ex-Lechstahl-Manager sollen Schmiergelder für neue Aufträge kassiert haben. Nun ist ein Mann verurteilt worden, der den Bestechungslohn bezahlt hat.
Bild: Matthias Becker (Symbolbild)
 

PLUS „Du zahlst oder du bist raus“: In einem weiteren Prozess vor dem Amtsgericht packt ein Mann aus, dessen Aussagen die Affäre rund um das Stahlwerk mit ins Rollen brachten.

Immer mehr neue Details zur Schmiergeldaffäre rund um Teile der ehemaligen Führungsriege der Lech-Stahlwerke (LSW) kommen ans Licht. Wer neue Aufträge wollte, der musste dafür zahlen. So einfach das Modell. Nun ist ein Mann verurteilt worden, dessen Aussagen die Affäre mit ins Rollen brachten, in deren Zuge dem Unternehmen ein hoher Schaden entstanden sein soll.

Das Verfahren vor dem Amtsgericht, in dem der 45-Jährige aus dem Kreis Aichach-Friedberg verurteilt wurde, stand im Zusammenhang mit dem weitaus komplexeren Prozess in der Lechstahl-Affäre vor dem Augsburger Landgericht. Dort sitzen ein Ex-Lechstahl-Manager und zwei weitere Geschäftsmänner auf der Anklagebank. Die Namen dieser Männer fielen zum Teil auch in dem Prozess vor dem Amtsgericht. Denn die Bestechung hatte bei Lechstahl damals offenbar System.

133.000 Euro als Bestechungslohn an Ex-Lechstahl-Chef bezahlt

Mal waren es 10.000 Euro, mal weniger. Irgendwann einigte man sich auf die monatliche Summe von 3500 Euro, erzählt der Angeklagte vor dem Amtsgericht: „Größere Beträge fallen auf.“ Insgesamt hat er rund 133.000 Euro in rund zwei Jahren dafür bezahlt, dass sein Unternehmen neue Aufträge von Lechstahl bekam. Das Geschäft brummte. Bis heute laufen die Verträge. Doch damit könnte es nach dem Urteil vorbei sein, fürchtet der 45-Jährige. Er ist Geschäftsführer eines Industrieunternehmens, das für Lechstahl unter anderem Aufträge für Transport oder Baggerarbeiten ausführt. So gut wie alle Aufträge des Geschäftsmanns kommen aus Meitingen. Deshalb habe er auch lieber gezahlt als in Kauf zu nehmen, seinen wichtigsten Kunden zu verlieren, rechtfertigte sich der Mann vor Gericht.

Die Staatsanwaltschaft konnte 27 Fälle von Bestechung nachweisen, die der Angeklagte allesamt einräumte. Dem Geständnis vorausgegangen war ein Deal zwischen Verteidiger Thilo Pfordte und Staatsanwältin Nazanin Mozaffari. Das Gericht sicherte dem Angeklagten eine Bewährungsstrafe zu, sollte dieser gestehen und weitere Angaben machen. Verurteilt wurde der Mann schließlich zu einer Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung. Außerdem muss er eine Geldbuße von 24.000 Euro zahlen. Eine milde Strafe, die laut Richter Markus Eberhard auch berücksichtigt, dass sich der Angeklagte seit Beginn der Ermittlungen rund um die Korruptionsaffäre kooperativ zeigte.

So setzte der Ex-Manager bei Lechstahl seine Auftragnehmer unter Druck

Aussagen eines Polizeibeamten legen nahe, dass das Geständnis des Geschäftsmanns aus dem Landkreis Aichach-Friedberg maßgeblich für die Aufklärung war. Erst nachdem der Mann bei der Polizei ausgepackt hatte, kam es im vergangenen Jahr zu bundesweiten Razzien. Durchsucht wurden rund 30 Objekte in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin. Damals wurden unter anderem Luxusuhren und teure Autos sichergestellt. Finanziert wurde das luxuriöse Leben von Teilen des Lechstahl-Managements offenbar nicht nur durch üppige Gehälter, sondern eben auch durch Schmiergelder.

2017 habe ein mittlerweile verstorbener Lechstahl-Manager dem Angeklagten Geschäftsmann zu verstehen gegeben, dass er für neue Aufträge zahlen müsste. „Ansonsten bist du raus“, soll er gedroht haben. Damit das nicht auffliegt, stellte ein anderer Dienstleister von Lechstahl Rechnungen für Arbeiten, die nie erbracht wurden. Der 45-Jährige bezahlte. Über Umwege – offenbar über Konten in Ungarn und Liechtenstein – floss dieses Geld als Bestechungslohn dann zurück an den mittlerweile verstorbenen Manager. Offenbar war das kein Einzelfall. Im Prozess vor dem Landgericht geht es um ähnliche Fälle. Dort zählt ein ehemaliger Geschäftsführer des Stahlwerks zu den Angeklagten.

Weiterer Prozess in Lechstahl-Affäre vor dem Augsburger Landgericht

Seit mehr als einem Jahr sitzt der 55-Jährige in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, mehr als 800.000 Euro an Schmiergeldern eingesteckt zu haben. Neben dem 55-Jährigen müssen sich vor dem Landgericht zwei weitere Geschäftsmänner dafür verantworten. Ihnen wird außerdem Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vorgeworfen. Ein Urteil in dem Mammutprozess wird erst im Mai erwartet.

Quelle: Augsburger Allgemeine vom 20.03.2021

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Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
3 Jahre zuvor

Die erste Aufregung die es um Bestechung gab war die Blaupause Affäre um die U-Boot Konstruktionszeichnungen die F. Strauß über die DDR nach Südafrika verschoben hatte. Dann kam seine Aktion Starfighter für die Bundeswehr. Die Russen spielten mit und protestierten entrüstet über dieses gefährliche Kampfflugzeug. Die Luft die Sie sich über diese untaugliche Maschine vor Lachen in den Bauch zogen haben Sie mit Wodka rausgedrückt. Ihr seht; die Skandale lassen nicht nach. DIE vermutlichen Volksverräter sind heute noch so Korrupt wie Barschel von Kopf bis Fuß nass in der Badewanne lag!

Ulrike
Ulrike
3 Jahre zuvor

Überall das gleiche Bestechungssystem. Alle wollen sich nur noch bereichern.