Lateinamerika und USA: „Mauern der Schande“ trennen zwischen Arm und Reich

Lateinamerika und USA: "Mauern der Schande" trennen zwischen Arm und Reich

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27 Jahre nach dem Mauerfall feiert der eiserne Vorhang fröhliche Urständ auf dem amerikanischen Kontinent: In Peru, Brasilien, Mexiko, Argentinien sowie den USA werden heutzutage gigantische Zäune und Mauern errichtet, die Reich und Arm voneinander trennen sollen.

von Ernesto J. Navarro

Obwohl die Staatsoberhäupter der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) Lateinamerika im Jahr 2014 zu einer „Friedenszone“ erklärt hatten, konnte die Region der sozialen Abschottung nicht entrinnen, die die tiefe Ungleichheit innerhalb der lateinamerikanischen Bevölkerung manifestiert. Was weniger auffällt und wovon weniger gesprochen wird, ist die Tatsache, dass diese riesigen Festungen als Trennlinien zwischen Arm und Reich fungieren.

„Das fällt nicht so sehr auf und man weiß weniger darum, dass diese immensen Festungen auch dazu dienen, die Reichen von den Armen abzuschotten. […] In Lateinamerika, wo die Ungleichheit schon immer sehr stark ins Auge gesprungen ist, hat sich der Mauerbau in den letzten Jahren nur beschleunigt“, schreibt Tarik Bouafia auf dem Internetportal Rebelión.

Traurige Beispiele

Es war kein Geringerer als US-Präsident George W. Bush, der während seiner Amtszeit von 2001 bis 2009 den Grenzzaun aus der Taufe gehoben hat, der seine Nation von dem mexikanischen Volk absondert. Dabei handelt es sich um eine enorme, 1.050 Kilometer lange Absperrung, die 33,3 Prozent der Gesamtlänge der mexikanisch-US-amerikanischen Grenze abdeckt. Eigentlich sollte sie der illegalen Einwanderung in die USA ein Ende setzten. Seit ihrem Bestehen gereichte sie aber ungefähr 6.000 Menschen zum Tode, die sie zu überqueren versuchten.

Wie dem auch sei, die Trennlinien verlaufen auch innerhalb von Mexiko. So hat sich das Viertel Santa Fé im Bezirk Cuajimalpa von Mexiko-Stadt seit einiger Zeit in eine der exklusivsten Zonen der mexikanischen Hauptstadt verwandelt, die den Einblick in den Abgrund zwischen Arm und Reich gewährt. Die Betonmauer mit Stacheldraht schneidet Straßen ab und ist extra dazu da, um die Elendsviertel von den Luxuswohnungen zu trennen, heißt es in einem Bericht von La Información.

Ein Teil des Armenviertels Vila Autódromo in Rio de Janeiro wurde niedergerissen, damit dort das schicke Olympische Dorf entstehen konnte. Damit die Sportler, die dort einige Wochen lang wohnen werden, sich ungestört fühlen, baute man eine hohe Betonwand.

Die Stadtverwaltung von Rio ließ außerdem vorsorglich eine drei Meter hohe Absperrung um mehrere Slums errichten, um einen Naturwald in der Umgebung der brasilianischen „Wunderstadt“ zu schützen. Die Mauer wurde auf den Namen „Ecolímites“ (auf Deutsch so gut wie „Ökowall“) getauft.

Auch in Peru gibt es eine „Schandmauer“. Sie stellt eine monumentale Einrichtung dar, die Arm und Reich in der Hauptstadt Lima voneinander trennt. Der zehn Kilometer lange Wall schützt den luxuriösen Bezirk Las Casuarinas vor Pamplona Alta, einem der bedürftigsten Viertel der peruanischen Hauptstadt. Drohnenaufnahmen bezeugen die Enormität und Obszönität der Seperationsmauer.

Argentinien bleibt vom Trend ebenfalls nicht zurück: Kurz vor seinem Amtsantritt als Präsident beschloss Mauricio Macri, einen der größten Slums von Buenos Aires, la Villa 31 und 31 Bis, hinter einer Mauer zu verbergen, um die feinen Augen der Öffentlichkeit nicht zu kränken. Ein anderer Eisenzaun befindet sich entlang der Dr.-Arturo-Umberto-Illia-Autobahn und schneidet die Luxusbezirke Recoleta und Retiro von den Elendsvierteln ab. Die Absperrung ist zwei Meter hoch und 550 Meter lang.

Mauern abreißen

Am 25. Jahrestag des Mauerfalls in Deutschland forderte Papst Franziskus auf, die noch existierenden Mauern weltweit abzureißen und die „Kultur der Begegnung“ zu fördern.

Dem Philosophen Carlos Fernández zufolge würden solche Mauern immer im Namen des Fortschritts aufgezogen:

„Wie aber Facundo Cabral bereits gesagt hat: Den Fortschritt machen die Klugen den Glücklichen zuwider.“

Quelle: Russia Today (RT) vom 02.07.2016

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