Frankreich: Früherer Premier Michel Rocard ist tot

Michel Rocard
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Frankreich trauert um seinen früheren Regierungschef Michel Rocard. Der Sozialist starb im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in Paris.

Eine „große Figur der Republik und der Linken“ nennt Präsident François Hollande Michel Rocard. Er war am Samstag in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Der ehemalige Premier Frankreichs wurde 85 Jahre alt.

Hollande würdigte den Sozialisten: „Er inspiriert uns noch heute.“ Rocard war am Samstagnachmittag in einem Pariser Krankenhaus gestorben. Hollande erklärte, Rocard verkörpere einen „Sozialismus, der Utopie und Modernität miteinander versöhnte“. „Er war ein realistischer Träumer, ein radikaler Reformer.“

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Die Todesursache ist nicht bekannt. 2012 war Rocard fünf Tage lang in einem Stockholmer Krankenhaus behandelt worden, wo ihm ein Blutgerinnsel aus dem Gehirn operiert wurde.

Der Sozialist war von 1988 bis 1991 Regierungschef unter dem damaligen Präsidenten François Mitterrand. Drei Jahre lang führte er während der Zeit des Mauerfalls die Pariser Regierung, schuf unter anderem eine neue Form der Sozialhilfe. Der Weg in den Élyséepalast aber blieb ihm versperrt.

Er wurde 1930 in eine bürgerliche Familie im Pariser Vorort Courbevoie geboren. In seiner jahrzehntelangen Politkarriere war er Parteichef, hoher Beamter, Senator und Europaabgeordneter.

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Befürworter des Brexits

Rocard wurde dem reformorientierten Lager der französischen Sozialisten zugeordnet. Die Zeitung „Libération“ bezeichnete ihn als „Pionier einer Sozialdemokratie à la française“, wie sie auch Hollande vertritt.

„Er hat die Modernisierung der Linken verkörpert und die Notwendigkeit, die Wahrheit zu sagen“, sagte Premierminister Manuel Valls zum Tod von Rocard.

Erst vor einigen Monaten hatte Präsident Hollande Rocard mit dem Großkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet – der höchsten Ehrung des Landes. „Sie haben danach gestrebt, die Gesellschaft zu befrieden und Frankreich zu reformieren“, sagte der Staatschef damals. Eine Aussage, die auch mit Blick auf den regelmäßig aufflammenden Streit um Reformen in Frankreich zu verstehen ist.

In einem seiner letzten Interviews hatte Rocard sich im Juni für einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU ausgesprochen, weil die Briten Europa nicht als politische Einheit verstünden. „Also wünsche ich den Brexit“, sagte er. „Aber es ist nicht sicher, dass wir es hinkriegen werden, davon zu profitieren.

heb/dpa/AFP

Quelle: Spiegel-online vom 03.07.2016

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