Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen

Flutkatastrophe – Kreis Ahrweiler spricht von 1300 Vermissten – Ruhrtalsperre läuft über

Altenahr DPA 160721

Die von der Polizei zur Verfügung gestellte Luftaufnahme zeigt den vom Ahr-Hochwasser überfluteten Ortsteil Altenburg.

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picture alliance/dpa/Polizei

Koblenz/Hagen – Ganze Landstriche sind verwüstet, Häuser weggespült: Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind mindestens 59 Menschen gestorben. In Rheinland-Pfalz werden Dutzende Menschen vermisst. Politiker äußerten ihr Mitgefühl, dankten den Helfern und Einsatzkräften und machten sich auf den Weg ins Katastrophengebiet.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) geht von neun weiteren Todesopfern durch die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz aus. Gezählt wurden zuvor 18 Tote. „Wir gehen davon aus, dass wir neun weitere Tote bergen konnten durch die Feuerwehr, das ist jedenfalls die Meldung der technischen Einsatzleitung“, sagte Lewentz am Donnerstagabend im SWR Fernsehen. Damit steigt die Zahl der Todesopfer durch die Fluten in Rheinland-Pfalz auf 27.

Das Bundeskriminalamt kündigte unterdessen via Twitter an, die Identifizierungskommission zur Identifizierung der Todesopfer in Rheinland-Pfalz zu entsenden.

Kreis Ahrweiler Schwerpunkt der Katastrophe

Schwerpunkt der Katastrophe ist der Kreis Ahrweiler. Allein im 700 Einwohner zählenden Dorf Schuld an der Ahr stürzten sechs Häuser ein, etwa 40 Prozent der weiteren Wohngebäude wurden beschädigt. Am Donnerstagabend sprach der Kreis Ahrweiler von 1300 Vermissten. Aufgrund der komplexen und unübersichtlichen Situation können die Verantwortlichen aber derzeit keine genaueren Aussagen treffen, was mit diesen Menschen geschehen ist oder wie viele von ihnen bereits wieder aufgetaucht sind. Erhebliche Schäden gab es auch in weiteren Regionen der Eifel.

Verwüstungen: Schuld im Kreis Ahrweiler steht unter Wasser

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dpa

„So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen. Es ist wirklich verheerend“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Donnerstag in Mainz.

Die Lage ist nach dem Dauerregen vielerorts in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen unübersichtlich. Straßen wurden überschwemmt, Keller liefen voll. Retter und Retterinnen brachten Menschen in überschwemmten Orten zum Teil mit Booten in Sicherheit. Viele suchten auf Bäumen und Hausdächern Schutz vor den Fluten, Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Es sei schwierig, die Vermissten zu erreichen, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei, sagte Dreyer.

Rurtalsperre im Kreis Düren läuft über

Die Rurtalsperre läuft infolge der immensen Regenmengen bei Unwettern in Nordrhein-Westfalen nun über. Wie der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) in der Nacht zu Freitag mitteilte, läuft die Talsperre seit 23.50 Uhr „mit einer geringen Dynamik“ über. Zunächst hatte der Verband damit gegen 20 Uhr gerechnet. Die Zuflüsse zu den Talsperren hätten sich aber in den vergangenen Stunden „erfreulich reduziert“. Zuvor war laut Verband bereits die Urfttalsperre übergelaufen, die der Ruhrtalsperre vorgelagert ist. Dadurch füllte sich letztere schneller.

Im Nachgang sei mit Überschwemmungen im Unterlauf der Ruhr zu rechnen. Überflutungen von Kellern und Häusern seien zu erwarten. Der Kreis Düren hatte bereits vor der Gefahr von Überflutungen in den Städten Heimbach, Nideggen und der Gemeinde Kreuzau gewarnt. Am frühen Freitagmorgen twitterte der Kreis, der Pegel-Anstieg der Ruhr könnte sich etwa drei Stunden nach dem Überlauf bemerkbar machen, in Düren nach ca. vier und in Jülich nach 6 bis 7 Stunden.

Der Wasserverband warnte, Menschen sollten sich nicht in Flussnähe aufhalten, da die Gefahr bestehe, mitgerissen zu werden. Auch sollten vollgelaufene Keller nicht betreten werden, weil die Gefahr von Stromschlägen bestehe. Nach Möglichkeit sollte der Strom vorher abgeschaltet werden. An besonders von Hochwasser betroffenen Stellen sei auch mit Evakuierungen zu rechnen. Auch könne es zur Sperrung von Straßen kommen.

Politiker machen sich Bild im Katastrophengebiet

Politiker machten sich auf den Weg ins Katastrophengebiet. NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) machte sich in Altena und in Hagen ein Bild von der Lage. Rund 440 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk und 100 Kräfte der Bundeswehr waren allein in Hagen unterwegs, um der Wassermassen Herr zu werden. Eine Reise durch Süddeutschland hatte Laschet abgebrochen und auch seine Teilnahme an der CSU-Klausur im bayerischen Seeon abgesagt.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU, l) bedankt sich bei Hagenern Feuerwehrleuten für ihren Einsatz.

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Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) unterbrach wegen des Hochwassers seinen Urlaub. Noch am Donnerstag wolle sich der Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat zusammen mit Dreyer ein Bild von der Lage im Katastrophengebiet machen, wie das Ministerium in Berlin mitteilte. Auch die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock kehrt vorzeitig aus dem Urlaub zurück.

Bundeskanzlerin Angela Merkel dankt den Helfern

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dankte den Helfern. „Ich bin erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwasser gebieten durchleiden müssen“, erklärte Merkel laut einem Tweet von Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Vermissten. Den vielen unermüdlichen Helfern und Einsatzkräften danke ich von Herzen.“ EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Ländern Hilfe zu.

Überflutung in Hagen

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Mehrere Orte in der Eifel schwer von Hochwasser betroffen

In Rheinland-Pfalz waren mehrere Orte in der Eifel besonders schwer von dem Hochwasser betroffen. Dutzende Menschen wurden noch vermisst. Erheblich betroffen sind auch die Landkreise Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und Trier-Saarburg. Vielfach mussten Kitas und Schulen geschlossen bleiben.

Die Straßen in Esch (Kreis Ahrweiler) haben sich in reißende Ströme verwandelt.

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Schwere Verwüstung in Schuld

In Schuld an der Ahr wurden in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben der Polizei in Koblenz vier Häuser völlig und zwei weitere Häuser zur Hälfte weggespült. Eine Vielzahl weiterer Gebäude ist einsturzgefährdet. Die Fluten schnitten mehrere Orte von der Außenwelt ab. Etwa 50 Menschen wurden von Hausdächern gerettet, auf denen sie Zuflucht gesucht hatten.

Die Fluten verwüsteten den Ort Schuld an der Ahr.

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Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden Menschen in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen. Die Bewohner von mehreren Gemeinden waren von Stromausfall und Einschränkungen der Trinkwasserversorgung betroffen.

Lage in NRW bleibt angespannt – Kölner Polizei berichtet von 20 Toten in der Region

In Nordrhein-Westfalen bleibt die Lage ebenfalls weiter angespannt. Nach dem Abklingen des Starkregens kämpfen Feuerwehr und andere Einsatzkräfte an vielen Orten mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage. Mindestens 24 Menschen starben.

Die Polizei Köln berichtete von 20 Toten in der Region. Neben zwei in Köln gefundenen Toten seien bislang aus Euskirchen 15 und aus Rheinbach drei Tote gemeldet worden, teilte die Polizei am Donnerstagnachmittag mit. Noch seien nicht alle gesichteten Leichen geborgen. „Aussagen zur Identität, Alter, Auffindeort und Todesumständen wird die Polizei zum Schutz der Angehörigen nicht veröffentlichen“, erklärten die Beamten.

Zuvor war bereits bekannt geworden, dass im Zusammenhang mit dem Unwetter auch in anderen Landesteilen Nordrhein-Westfalens Menschen starben. In Kamen (Kreis Unna) kam ein 77-Jähriger im einem unter Wasser stehenden Keller seines Hauses ums Leben. In Solingen starb ein 82 Jahre alter Mann nach einem Sturz ebenfalls im überfluteten Hauskeller. Zudem starben zwei Feuerleute. Ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann kollabierte bei einem Unwettereinsatz im sauerländischen Werdohl und starb trotz Reanimationsversuchen. Wenige Stunden zuvor war in Altena im Sauerland ein Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes ertrunken.

Höhepunkt der extremen Niederschläge

Viele Flüsse und Bäche in der Eifel, im Bergischen Land, im Rheinland und Sauerland führten am Donnerstag Hochwasser und waren am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag über die Ufer getreten. Straßen wurden überschwemmt, Keller liefen voll.

Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in Teilen Deutschlands überschritten. Der DWD-Meteorologe Marco Manitta erwartete am Donnerstag „eine Entspannung der Wetterlage“. Zwar könne es weiterhin „punktuellen Starkregen“ geben, dieser sei aber nicht mehr so verbreitet wie in der vergangenen Nacht, sagte Manitta der Deutschen Presse-Agentur. „Das Unwetterpotenzial sinkt deutlich.“

Die Kyll ist im rheinland-pfälzischen Erdorf über die Ufer getreten und hat Teile des Dorfes geflutet.

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dpa

Die größten Niederschlagsmengen gab es Manitta zufolge in einem breiten Streifen vom Sauerland über das Bergische Land und die Eifel, den Großraum Köln/Bonn bis zur Grenze nach Luxemburg. Spitzenreiter war Rheinbach-Todenfeld (Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen) mit 158 Millimeter Wasser im Messzeitraum 24 Stunden – wobei das meiste davon in kürzerem Zeitraum vom Himmel fiel, wie der Experte erklärte.

Bahnverkehr in NRW gestört

Die Unwetterschäden führen im Regionalverkehr der Bahn auch am Freitag zu zahlreichen Einschränkungen. Im Raum Euskirchen wurde der Zugbetrieb der Linien S23 und RB23 bis auf Weiteres eingestellt, wie die DB Regio am Freitagmorgen via Twitter mitteilte. Eingestellt wird auch der Zugbetrieb der Linien RB25, RB 30 und RB39. Einschränkungen gibt es zudem bei der Linie S1. Zwischen Kall und Trier fahren keine Züge. Zwischen Witten und Hagen sind auch keine Zugfahrten möglich. Aufgrund von Unwetterschäden zwischen dem Hauptbahnhof Hagen und Plettenberg seien auch zwischen Hagen und Werdohl derzeit keine Zugfahrten möglich, teilte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr auf Twitter mit. Die Bahn bittet Reisende, sich vorab über Störungen ihrer Zugverbindung zu informieren.

Der bundeseigene Konzern bat Fahrgäste am Donnerstag, Fahrten in die von Hochwasser betroffenen Regionen möglichst zu verschieben. (afp/dpa/red)

Quelle: Kölner Stadt Anzeiger vom 16.07.2021

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