Mainstream: Gefahr für die Demokratie

06.08.2015

Journalisten „berichten“ nicht, sondern schaffen ein Szenario um Meinungen zu erzeugen. Die Gleichschaltung der Massenmedien untergräbt die Demokratie – urteilt Politikwissenschaftler Thomas Meyer in seinem neuen Buch.

Die Unbelangbaren

»In seinem herausragenden Essay beschreibt Thomas Meyer ausführlich, wie die destruktive Selbstüberschätzung eines maßgeblichen Teils der politischen Journalisten das Zusammenwirken zwischen Politik und Gesellschaft verändert.«
A. Manutscharjan, Das Parlament

Politikwissenschaftler Thomas Meyer im Interview mit Lars Schall über dessen politischen Essay „Die Unbelangbaren – Wie politische Journalisten mitregieren“. Es geht um den Status Quo des deutschen Journalismus. Meyers Urteil ist verheerend: „Das ist gefährlich für die Demokratie“. Unter dem Vorwand, sie würden nur berichten begünstigen und entwerten sie politische Positionen. Bestimmte Politiker werden hochgejubelt, andere werden „weggedrückt“. So machen Journalisten Politik. Kritik an diesem Verhalten findet nicht statt.

Die Medienmonopole lassen Kritik an sich selbst nicht zu und damit ist die Demokratie in Gefahr, urteilt Meyer: Einige Monopolisten beherrschen den „Meinungsmarkt“. Wir bekommen eine einseitige Welt vorgeführt und viele Leser / Zuschauer übernehmen diese Vorgaben. Dabei führen die Medienmacher nur ihre „Stücke“ auf, die sie auf der selbst inszenierten Bühne präsentieren. Was gespielt wird, bestimmen sie.

Die Journalisten selbst folgen den Vorgaben ihrer nächst höheren Chefs. Viele haben Angst um ihren Job und schreiben entsprechend, wagen es nicht dem Mainstream zu widersprechen bzw. eine interjournalistísche Kritik zu üben. Sie fürchten, dass wenn sie z.B. die FAZ kritisieren, sie dort möglicherweise später keinen Job bekommen.

Es gibt also eine allgemeine Ausrichtung auf sogenannte Alphajournalisten – diese dirigieren Inhalte und Meinungen. Dem wird kaum widersprochen, um keine Risiken einzugehen.

Es wächst die Neigung im deutschen Journalismus, dass sie sich als Halbgötter verstehen, die immer Recht haben – sagte schon der verstorbene FAZ-Herausgeber Schirmacher. Ein Journalist aus der Süddeutschen empfindet sich gar als „unbelangbar“. Diese Unbelangbaren sind die Geldgeber und sie entscheiden, was gedruckt wird. – Und wenn die Leser in Kommentarsystemen rebellieren, werden die Kommentarfunktionen im Internet abgeschaltet.

Meyer: „Wenn Journalisten den Bürgern nur eine absolut gefilterte Welt vorführen, kann der Bürger nicht mehr mündig sein – denn er ist in den Händen der Unbelangbaren“.

Thomas Meyer, ein gelernter Bergmann und späterer Philosophie-Student von Adorno und Habermas, wirkte jahrelang als Professor für Politikwissenschaften an der Universität Dortmund. Er ist Mitherausgeber und Chefredakteur von Neue Gesellschaft Frankfurter Hefte sowie Stellvertretender Vorsitzender der Grundwertekommission der SPD.

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Quelle: MMNews vom 06.08.2015

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