KIRCHE – Um diese hochrangigen Kirchenmänner geht es im Münchner Missbrauchsgutachten

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. – Joseph Ratzinger war von 1977 bis 1982 Münchner Erzbischof.
Foto: Daniel Karmann, dpa (Archivbild)
 

Der Umgang der früheren Erzbischöfe mit Missbrauchsvorwürfen ist Gegenstand eines brisanten Gutachtens. Hintergründe zu ihnen – und in wie vielen Fällen sie sich falsch verhalten haben sollen.

Reinhard Kardinal Marx, geboren 1953, wurde 2007 von Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von München und Freising ernannt. Zuvor war er Weihbischof in Paderborn und Bischof von Trier. Von 2014 bis Anfang 2020 war er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Marx galt jahrelang als einer der einflussreichsten Kirchenmänner der katholischen Kirche in Deutschland und – als enger Berater von Papst Franziskus – weltweit.

Mit seinem Namen ist auch die 2018 vorgestellte sogenannte MHG-Studie verbunden und der darauf gründende Gesprächs- und Reformprozess „Synodaler Weg“ zwischen engagierten Laien und Bischöfen.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, während eines Weihnachtsgottesdienstes im Münchner Dom zu Unserer Lieben Frau.
Foto: Lennart Preiss, dpa

Unabhängige Forscher waren im Auftrag der deutschen Bischöfe in ihrer Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass 1670 Geistliche zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3677 Kinder und Jugendliche, überwiegend minderjährige Jungen, missbraucht haben. Dies sei allerdings nur die „Spitze eines Eisbergs“ und sexueller Missbrauch durch katholische Kleriker „ein anhaltendes Problem“.

Marx bot dem Papst im Mai 2021 seinen Rücktritt als Erzbischof an, „um Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“. Die Kirche sei an einem „toten Punkt“. Papst Franziskus nahm das Rücktrittsgesuch jedoch postwendend nicht an. Das Münchner Missbrauchsgutachten wirft ihm Fehlverhalten in zwei Fällen vor.

 

Friedrich Kardinal Wetter, geboren 1928, war Vorgänger von Marx als Münchner Erzbischof. 1982 ernannt, prägte er – meist auf leise Art – ein Vierteljahrhundert lang das Erzbistum. In seiner Amtszeit war der Priester Peter H. weiter in der Seelsorge eingesetzt worden. Dafür bat Wetter bereits im März 2010 öffentlich um Entschuldigung.

Ihm sei „jetzt schmerzlich bewusst, dass ich damals eine andere Entscheidung hätte treffen müssen“, erklärte Wetter. Sowie: Er habe die Fähigkeit eines Menschen zu persönlicher Umkehr überschätzt und die Schwierigkeiten einer Therapie von pädophil Veranlagten unterschätzt. Generalvikar Gerhard Gruber (geboren 1928, von 1968 bis 1990 in diesem Amt) übernahm als „Alter Ego“ des Erzbischofs die alleinige und „volle Verantwortung“ für den Umgang mit H., der 1986 vom Amtsgericht Ebersberg wegen mehrfachen Kindesmissbrauchs zu einer 18-monatigen Bewährungs- und zu einer Geldstrafe verurteilt worden war. Wetter wird im Münchner Missbrauchsgutachten fehlerhaftes Verhalten in 21 Fällen vorgeworfen, Generalvikar Gruber Fehlverhalten in 22 Fällen.

Friedrich Kardinal Wetter war Vorgänger von Reinhard Marx als Münchner Erzbischof.
Foto: Armin Weigel, dpa (Archivbild)

Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger), geboren 1927, war von 1977 bis 1982 Münchner Erzbischof. Und damit zu der Zeit „Letztverantwortlicher“, als Peter H. aus dem Bistum Essen 1980 nach sexuellen Übergriffen gegen Kinder ins Erzbistum München und Freising kam, um dort therapiert zu werden. H. wurde als Seelsorger eingesetzt – und missbrauchte wieder Kinder.

Ratzinger – seit 1982 mächtiger Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan und als solcher mit Missbrauchsfällen befasst und von 2005 bis zur Erklärung seines Amtsverzichts 2013 Papst – zugute gehalten wurde in den vergangenen Jahren vor allem, dass er als Kirchenoberhaupt eine Null-Toleranz-Politik ausgab und hunderte Priester wegen sexuellen Missbrauchs aus ihrem Amt entfernte.

Ein anderes Bild zeichneten zuletzt unter anderem Doris Reisinger und Christoph Röhl in ihrem Buch „Nur die Wahrheit rettet. Der Missbrauch in der katholischen Kirche und das System Ratzinger (Piper, 352 Seiten, 22 Euro). Ratzinger habe sich „nachweislich jahrelang nicht ernsthaft“ um die Missbrauchskrise gekümmert, „auch dann nicht, wenn Fälle direkt auf seinem Schreibtisch landeten“, schreiben sie. Das Münchner Missbrauchsgutachten wirft ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor.

Julius Kardinal Döpfner, geboren 1913 in Unterfranken, gestorben 1976, war Bischof von Würzburg und Berlin. Er wurde 1961 zum Münchner Erzbischof ernannt. Döpfner war von 1965 an Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, einer der vier Moderatoren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) sowie Präsident der Würzburger Synode (1971–1975). Er gilt als einer der bedeutendsten Kirchenmänner der jüngeren Vergangenheit. Ihm wirft das Münchner Missbrauchsgutachten fehlerhaftes Verhalten in 14 Fällen vor.

Kardinal Julius Döpfner auf einem Foto von 1962. Er wurde 1961 zum Münchner Erzbischof ernannt.
Foto: Gerhard Rauchwetter, dpa (Archivbild)

Lorenz Wolf, geboren 1955, ist Offizial, also Leiter des kirchlichen Gerichts (Offizialat oder Konsistorium) der Erzdiözese München und Freising. Nach Angaben der Erzdiözese ist er in seinen Entscheidungen vom Erzbischof unabhängig. Wolf ist zudem unter anderem Leiter des Katholischen Büros Bayern – einer Kontaktstelle zum Beispiel zur Staatsregierung – und Rundfunkratsvorsitzender des Bayerischen Rundfunks. Anwalt Martin Pusch von der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW), die mit dem Gutachten beauftragt war, sagte am Donnerstagmittag, „kritikwürdig“ sei Wolfs Handeln in zwölf Fällen gewesen. Wolf habe als einziger Angefragter nicht inhaltlich Stellung zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen genommen und die Legitimität der Untersuchung infrage gestellt.

Quelle: Augsburger Allgemeine vom 20.01.2022

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Ulrike
Ulrike
2 Jahre zuvor

Die ganze Kinderschänderbrut gehört aufgehängt. Wie kann man sowas immer wieder vertuschen? Alles das gleiche Gesindel.

birgit
birgit
2 Jahre zuvor

Vorallen gehört dieser Brut jegliches Kapital entzogen !

Annette
Annette
2 Jahre zuvor

Wo ist GOTT, wenn seine Diener Böses tun?

Ulrike
Ulrike
2 Jahre zuvor

Ich sag schon immer Kirchensteuer gehört abgeschafft. Jesus hat Armut gepredigt. Aber die Herrschaften leben in Saus und Braus.

Waffenstudent
Waffenstudent
2 Jahre zuvor

Ich muß doch bitten!

Sehen und bemerken die Kommentarschreiber denn den Satan nicht, der vor seinem Reich nacheinander, öffentlich und medienwirksam erst die Nazis und jetzt die katholische Kirche holokaustiert, nur um damit von eigenen Berufsverbrechertum abzulenken?

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
2 Jahre zuvor

Sturm im Weihwasser, Weihwasser macht alles wieder gut. Wenn es mit dem GG in Konflikt kommen würde, hätte uns @ Kairo schon die Buse auferlegt!
Wo ist der abgeblieben?
Bei Terra Hertz schreibt eine @ Karin Wachter das las sich so wie Kairos schreibstiel…