„Wir tun uns alle nicht leicht“ – Breiter Rückhalt im Bundestag für schwere Waffen

 

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Die Bundeswehr nutzt den Geparden seit zehn Jahren nicht mehr. Krauss-Maffei soll eigene Bestände des Flugabwehrkanonenpanzers an die Ukraine abgeben dürfen.

(Foto: IMAGO/Sven Eckelkamp)

Nach dem Ruf der Ukraine nach schweren Waffen findet die Bundesregierung lange keine einheitliche Linie. Zwei Monate nach Beginn des russischen Angriffs einigen sich die Ampelkoalition und die größte Oppositionspartei darauf. Was Berlin bereits getan hat, jetzt tun will und noch tun könnte.

In seltener Einmütigkeit wollen Koalition und oppositionelle Union die von Russland angegriffene Ukraine mit schweren Waffen unterstützen. Im Bundestag wollen sie im Laufe des Tages einen entsprechenden Antrag gemeinsam beschließen. Änderungen am Antrag von SPD, Grünen und FDP hatten dazu geführt, dass CDU und CSU bereit waren, ihren eigenen, weitergehenden Antrag zurückzuziehen.

Unionsfraktionschef Friedrich Merz warnte denn auch vor einem Überbietungswettbewerb in der Frage. „Wir tun uns ja alle nicht leicht mit der Entscheidung, in die Ukraine auch schwere Waffen zur Unterstützung der ukrainischen Armee zu liefern“, hatte er am Mittwoch gesagt. Ihm sei es bei dem Kompromiss auch darum gegangen, „dass wir hier uns nicht gegenseitig überbieten in der Frage, welche Waffen geliefert werden sollen“. Es sei um die grundsätzliche Entscheidung gegangen, dass Deutschland die Ukraine so wie andere Länder Europas und die USA nach den Kräften, die man habe, bei der Selbstverteidigung unterstütze.

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai sieht das als „starkes Zeichen“. „Am Ende finden wir erfolgreich gemeinsame Lösungen“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Die Bundesregierung habe von Anfang an Solidarität mit der Ukraine bekundet. „Die Koalition besteht aber aus drei unterschiedlichen Partnern, und so unterschiedlich sind manchmal auch die Vorstellungen. Wir Freie Demokraten haben schon sehr früh gesagt, dass Worte allein nicht reichen werden.“ Er spielte damit offensichtlich darauf an, dass es in den Reihen der SPD Widerstand gegen die Lieferung schwerer Waffen gegeben hatte.

Nach einigem Zögern und teils auch internationaler Kritik daran hatte die Regierung am Dienstag erstmals die Lieferung eines schweren Waffensystems angekündigt, des Flugabwehrpanzers Gepard. Auch das dürfte zur Einigung mit der Union beigetragen haben.

Was im gemeinsamen Antrag steht:

Die Bundesregierung wird darin unter anderem aufgefordert,

  • die Bemühungen um einen Waffenstillstand im Sinne der Ukrainer zu unterstützen und gegebenenfalls bereit zu sein, mit den EU- und NATO-Partnern seine Einhaltung zu gewährleisten
  • die Ausrüstungslieferung „fortzusetzen und wo möglich zu beschleunigen und dabei auch die Lieferung auf schwere Waffen und komplexe Systeme etwa im Rahmen des Ringtausches zu erweitern, ohne die Fähigkeiten Deutschlands zur Bündnisverteidigung zu gefährden“
  • „zu prüfen, ob weitere Waffen abgegeben werden können und aktiv auf andere Länder zuzugehen, um ihnen einen Ringtausch anzubieten“
  • die Ausbildung an gelieferten Waffensystemen „in Deutschland oder auf NATO-Gebiet“ zu unterstützen
  • entstehende Ausrüstungslücken bei der Bundeswehr schnellstmöglich zu schließen.

Was Deutschland konkret tun will:

  • Gepard: Die Bundeswehr hat das Waffensystem schon seit zehn Jahren nicht mehr. Aber der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann hat noch eine mittlere zweistellige Zahl, für deren Verkauf die Regierung nun grünes Licht gegeben hat. Allerdings muss dafür erst Munition angekauft werden, dazu laufen Gespräche mit Brasilien. Die Schulung ukrainischer Ausbilder soll in Deutschland erfolgen.
  • Ringtausch: Slowenien soll eine größere Stückzahl von Kampfpanzern in der Bauart des sowjetischen T-72 an die Ukraine abgeben und dafür aus Deutschland den Schützenpanzer Marder sowie den Radpanzer Fuchs erhalten.
  • Mörser: Scholz hat gesagt, mit der deutschen Industrie sei eine Liste rasch lieferbarer Militärausrüstung erstellt und mit der Ukraine besprochen worden. Dabei nannte er die 6 Kilometer weit reichenden Granatwerfer.
  • Ausbildung: Deutschland will ukrainische Soldaten im Gebrauch der Panzerhaubitze 2000 schulen. Das 40 Kilometer weit reichende Geschütz soll von den Niederlanden an die Ukraine geliefert werden.

Was noch getan werden könnte:

  • Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall hat bei der Bundesregierung beantragt, die Lieferung von 88 gebrauchten Leopard-Kampfpanzern zu genehmigen.
  • Ein weiterer Rheinmetall-Antrag bezieht sich auf 100 Marder.
  • Laut „Welt“ hat der Konzern Krauss-Maffei Wegmann beantragt, 100 Panzerhaubitzen 2000 liefern zu dürfen.

Was bereits getan wurde:

Die Ukraine hat seit Kriegsbeginn von Deutschland gut 2500 Luftabwehrraketen, 900 Panzerfäuste mit 3000 Schuss Munition, 100 Maschinengewehre und 15 Bunkerfäuste mit 50 Raketen erhalten. Hinzu kommen 100.000 Handgranaten, 2000 Minen, rund 5300 Sprengladungen sowie mehr als 16 Millionen Schuss Munition für Handfeuerwaffen vom Sturmgewehr bis zum schweren Maschinengewehr (Stand: 21. April).

Unionsfraktionsvize Johann Wadephul monierte, dass im ersten Schritt Geparde geliefert werden. Leopard-1 oder Marder wären „viel wirkungsvoller und nötiger“ gewesen, sagte er am Mittwochabend ntv. „Der Gepard ist das komplexeste Waffensystem, das wir im Heer hatten. Das dauert mindestens ein halbes Jahr, um die Soldaten daran auszubilden. Das heißt: Der hilft jetzt kurzfristig der Ukraine relativ wenig.“ Und: „Deswegen ist die klare Aufforderung an die Bundesregierung, jetzt auch weitere Schritte zu gehen.“

Quelle: ntv.de, Von Christian Andresen, dpa

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gerhard
gerhard
1 Jahr zuvor

Der Bundestag ….ein Irrenhaus …die meisten ,,Insassen“ noch keinen Kreig miterlebt, zu viel Hollywood-Klamauk konsumiert …dann brauchen wir uns nicht wundern vor dem was uns auf der Straße zuteil wird…ich meine die von den Inneministerien hofierten Demos. Leute …wen oder was haben wir da gewählt… ??? Ich mache auch keinen Hehl daraus …die AfD ist noch nicht so richtig aus ihrer Deckung herausgekommen…

Annette
Annette
1 Jahr zuvor

Keine Waffen aus der nichtstaatlichen BRD in Krisengebiete!

Wohin werden sich die JA-schreienden Politdarsteller flüchten, wennhier die ersten Raketen einschlagen? Große hochnäsige Fresse war gestern, nasse Unterhosen aktuell…

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
1 Jahr zuvor

Hier zur Erinnerung.
Kriminell-hochkriminell-was kommt dann… hoffentlich der mit der Roten Kapuze.

„Anfangsverdacht der Untreue“: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Baerbock und Habeck
19 Jan. 2022 22:13 Uhr
Gegen den Bundesvorstand der Partei Bündnis 90/Die Grünen ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft wegen des „Anfangsverdachts der Untreue“. Dies berichten die dpa und mehrere Medien. Auch ein Sprecher der Grünen bestätigte, dass Ermittlungen liefen:
„Es geht dabei um die Mitwirkung der Mitglieder des Bundesvorstandes an Beschlüssen zur Auszahlung von sogenannten ‚Corona-Boni‘, die – wie bereits bekannt – 2020 an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle und zugleich an den Bundesvorstand gezahlt worden waren.“
Im Fokus der Ermittlungen stehen damit auch Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck, außerdem die Parteivorstandsmitglieder Michael Kellner (Bundesgeschäftsführer und Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium) sowie die Stellvertreter Baerbocks und Habecks, Ricarda Lang und Jamila Schäfer, und Schatzmeister Marc Urbatsch.
Da alle Genannten mit Ausnahme von Urbatsch auch Mitglieder des Bundestags sind, musste das Parlament unterrichtet werden, bevor das Ermittlungsverfahren eingeleitet werden konnte, wie Bild meldet. Anschließend konnten die Ermittlungen aufgenommen werden. Ende kommender Woche soll auf dem Parteitag der Grünen ein neuer Bundesvorstand gewählt werden.#

birgit
birgit
1 Jahr zuvor

Also sitzen im BT als Mehrheit hirnlose Gestalten.

Rosemarie+Pauly
Rosemarie+Pauly
1 Jahr zuvor

… ohne die Fähigkeiten Deutschlands zur Bündnisverteidigung zu gefährden“…

Und von Landesverteidigung steht da überhaupt nichts ! Immerzu ist nur vom Bündnisfall die Rede. Ob die „Partner“ im Geiste Deutschland wohl beistehen werden, wenn’s hier mal rundgehen sollte ?
Das Geschäft mit dem Krieg geht in die nächste Runde. Wahrscheinlich wird nicht nur geliefert, sondern zuvor auch noch Neues hergestellt werden müssen. So verdient jeder daran, nur wir nicht.
Aber ich will mit Krieg auch keine Geschäfte machen. Mir ist der Frieden heilig und will mir nicht die Taschen vollstopfen durch das Leid anderer Menschen.

Ulrike
Ulrike
1 Jahr zuvor

Alle die im BT Waffenlieferungen an die Ukraine abnicken bitte sofort rüber und in den Krieg ziehen ihr hirnlosen Gestalten. H. Klitschko wird euch sicherlich gerne begleiten mit der grossen Schnauze.

Ihr seid doch bloss alles Vasallen der USA die diesen Krieg im Hintergrund angezettelt haben. In Amerika lachen sie sich krumm und buckelig über eure Blödheit.