Bilanz nach einem Monat – Riesenansturm auf 9-Euro-Ticket: Städtetag fordert höhere Bundesmittel für ÖPNV

30.06.2022
Im ersten Gültigkeitsmonat des sogenannten 9-Euro-Tickets sind dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge bundesweit rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft worden. −Symbolbild: dpa
Im ersten Gültigkeitsmonat des sogenannten 9-Euro-Tickets sind dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge bundesweit rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft worden. −Symbolbild: dpa

Hohe Nachfrage im ersten Monat des 9-Euro-Tickets – und auch für Juli bleibt das Interesse hoch. Das macht sich auf den Straßen bemerkbar. Der Deutsche Städtetag hat die Ampel-Koalition aber schon jetzt aufgefordert, für Klarheit für die Zeit danach zu sorgen.

Im ersten Gültigkeitsmonat des sogenannten 9-Euro-Tickets sind dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge bundesweit rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft worden. „Zusammen mit den etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, ist damit die vorher von der Branche kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschritten worden“, teilte VDV-Präsident Ingo Wortmann mit. Die Zahlen beziehen sich ausschließlich auf den Juni.

Umfragen des VDV zufolge sollen die Menschen aber auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbereitschaft signalisiert haben. Das Ticket berechtigt Käufer, für jeweils 9 Euro in den Monaten Juni, Juli und August im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch ganz Deutschland zu fahren. Abonnenten können ihre Abofahrkarten wie ein 9-Euro-Ticket nutzen und bekommen die Differenz für die drei Monate zurückerstattet.

Insbesondere auf den touristischen Strecken

Unklar ist, wie das Ticket tatsächlich genutzt wird. Die Deutsche Bahn, über deren Kanäle ein Großteil der Sonderfahrkarten verkauft wird, spricht von einem Fahrgastzuwachs von 10 bis 15 Prozent im eigenen Regionalverkehr im Juni im Vergleich zum Niveau vor der Corona-Krise. Allerdings vergleicht das Unternehmen dabei unterschiedliche Zeiträume, nämlich den Juni dieses Jahres mit der Nachfrage von Ende 2019. Die Aussagekraft des Vergleichs ist somit begrenzt.

Fakt ist: Insbesondere auf den touristischen Strecken waren Busse und Bahnen voll. Weil gleichzeitig auf Rekordniveau gebaut wird, kam es vielerorts zu Ausfällen und Verspätungen. Häufiger mussten Fahrgäste mit Fahrrädern draußen bleiben. 250 zusätzliche Fahrten bietet die Bahn-Tochter DB Regio täglich während des Ticket-Zeitraums an. Doch angesichts von rund 22 000 Regionalbahnfahrten jeden Tag ist das nicht allzu viel.

„Menschen wollen den öffentlichen Nahverkehr mehr nutzen“

Der Deutsche Städtetag hat die Ampel-Koalition aufgefordert, für Klarheit für die Zeit nach dem Auslaufen des 9-Euro-Tickets Ende August zu sorgen. „Wir müssen wissen, wie es nach dem Sommer weitergeht“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Donnerstag. Es gehe darum, ob man „aus dem Hype eine Verkehrswende macht oder ihn verpuffen lässt“.

„Die Menschen wollen den öffentlichen Nahverkehr mehr nutzen. Jetzt muss es zum Schwur kommen“, sagte Dedy weiter. Die Städte wiederum wollten den „Rückenwind“ nutzen für Investitionen in bessere Takte und moderne Fahrzeuge. „Dafür brauchen wir aber die von der Koalition versprochenen höheren Bundesmittel für den Nahverkehr. Und die Länder müssen mitziehen.“

Ohne zusätzliche Mittel müssten viele Städte und Verkehrsunternehmen ab Herbst ihr ÖPNV-Angebot einschränken oder Tarife anheben, warnte Dedy. „Dann gibt es keine Angebotsoffensive, sondern Lücken in den Fahrplänen und Enttäuschung bei den Fahrgästen.“

Über Sommer hinaus für ein gutes Angebot sorgen

Grünen-Parlamentsgeschäftsführerin Irene Mihalic sagte der „Rheinischen Post“, Ziel der Koalition sei es, „auch über den Sommer hinaus für ein gutes Angebot zu sorgen, mehr Bus- und Bahnverbindungen zu schaffen und damit die Fahrgastzahlen im öffentlichen Personennahverkehr langfristig deutlich zu erhöhen“.

SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja Mast machte gegenüber der Zeitung aber deutlich, dass es ein so preiswertes Angebot wie das 9-Euro-Ticket künftig nicht mehr geben dürfte. „Dass all das nicht dauerhaft nur 9 Euro kosten kann, ist aber auch klar.“

Entlastung auf den Straßen

Das 9-Euro-Ticket sorgt wohl auch auf den Straßen für Entlastung im Berufsverkehr. Eine aktuelle Analyse des Verkehrsdatenspezialisten TomTom für die Deutsche Presse-Agentur zeigt für 23 von 26 untersuchten Städten einen Rückgang des Stauniveaus im Vergleich zur Zeit vor Einführung. Die Daten „lassen vermuten, dass dieser Rückgang in Zusammenhang mit der Einführung des 9-Euro-Tickets steht“, sagte TomTom-Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer. „Pendler haben bei der Fahrt mit dem Auto in die Arbeit und nach Hause in fast allen untersuchten Städten im Juni weniger Zeit verloren als noch im Mai.“

Konkret hatten die Experten die Stauniveaus im Berufsverkehr an Werktagen in den Kalenderwochen 20 und 25 in 26 deutschen Städten verglichen. Die Zeiträume wurden so gewählt, um Auswirkungen von Ferien und Feiertagen zu umgehen. Das Ergebnis ist deutlich: „In den ersten Tagen nach Einführung des 9-Euro-Tickets haben die Daten von TomTom noch kaum Auswirkungen der Maßnahme auf den Autoverkehr gezeigt. Mittlerweile lässt sich jedoch in fast allen untersuchten Städten in Deutschland ein positiver Effekt auf den Verkehrsfluss feststellen“, sagt Schäfer.

„Der Rückgang des Zeitverlusts fällt dabei von Stadt zu Stadt unterschiedlich stark aus“, erklärte der Experte. Besonders stark fiel die Verbesserung beim Stauniveau in Hamburg und Wiesbaden aus. Dort sank das Stauniveau um 14 beziehungsweise 13 Punkte. Das bedeutet, dass Autofahrer auf einer Strecke, die ohne Verkehr 30 Minuten dauern würde, im Hamburg im Schnitt 4,2 Minuten weniger verloren, in Wiesbaden 3,9 Minuten. Leichte Verschlechterungen beobachtete TomTom lediglich in Kiel und Nürnberg. In Karlsruhe blieb das Stauniveau unverändert.− dpa/afp

Quelle: Passauer Neueste Presse vom 30.06.2022

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