Unter Druck: Den Mainstream-Medien laufen die Leser davon und Kopp-online wird aus der Statistik herausgehübscht

09.09.2015

Markus Mähler

Publikum gesucht: Die großen Nachrichtenseiten im Netz schrumpfen rasant. Im August verliert Spiegel Online 13 Prozent seiner Besucher. Ähnlich düster sehen die Minusrekorde auch bei FAZ.net, Handelsblatt.com, Zeit Online und n-tv.de aus. Doch die Flucht der Leser vor den Journalisten kennt auch Ausnahmen. Zu den Gewinnern gehört Kopp Online. Dieser Erfolg passt dem Branchendienst Meedia offenbar nicht, denn Kopp wird aus der Liste der »Top 50 Nachrichtenangebote« ausgeschlossen.


Die Krise beim Spiegel wächst. Im August war das Nachrichtenmagazin zwar noch die Nummer zwei der großen deutschen Nachrichtenseiten im Netz mit fast 194 Millionen so genannten Visits. Das waren aber 28,6 Millionen Besuche weniger als noch im Juli. Mit einem gigantischen Minus von 12,9 Prozent steht Spiegel Online aber nicht allein.

Fast alle großen Nachrichtenseiten haben im letzten Monat Federn gelassen: FAZ.net minus 15 Prozent, N24 Online minus 14,7 Prozent, n-tv.de minus 12,1 Prozent, Zeit Online minus elf Prozent, Süddeutsche.de minus 8,2 Prozent.

Überhaupt gibt es in den gesamten Top 15 nur einen einzigen Gewinner, Stern.de mit sechs Prozent im Plus. Der Onlinebranchendienst Meedia erklärt sich die riesigen Verluste mit dem Euro-Drama um Griechenland, das im Juli seinen Höhepunkt hatte und dann aus den Medien verschwand. Im August zitterte zwar niemand mehr vor Staatsbankrott, Grexit oder griechischen Stinkefingern. Trotzdem war schon die nächste große Krise angerollt und sorgt seitdem für Zündstoff. Die Deutschen interessieren sich im Moment für Flüchtlinge mindestens ebenso sehr wie für das kleine Land mit dem großen Schuldenberg. Es muss also noch ein paar andere Gründe geben, warum sie die großen Nachrichtenseiten meiden.


Zensur-Opfer Kopp Online: Wer unbequem ist, der fliegt raus

Meedia berechnet mit den Online-Zahlen der IVW sogar eine eigene Top 50 der Nachrichtenangebote. Sie wäre ein interessanter Überblick über den deutschen News-Markt im Netz, wenn diese Liste vollständig, transparent und nicht zensiert wäre. Alternative Nachrichtenangebote wie etwa Kopp Online schließt Meedia aber kategorisch aus.

Das ist brisant. Die Redakteure von Meedia verfälschen hier die tatsächliche Entwicklung am Markt nach eigenem Gutdünken. Wer unbequem ist, darf also nicht mitmachen bei den großen Top 50. Dabei erweckt der Meedia-Redakteur Jens Schröder sogar den Anschein, dass die Liste absolut transparent ist.

Er weist extra darauf hin, dass viele der großen Nachrichtenseiten schummeln und sich mit sogenannten Traffic-Bringern aufhübschen. Zeit Online kommt etwa auf fast 46 Millionen Besuche im August. Die IVW addiert für diese Zahl aber auch alle Besuche der Seiten academics.de, e-fellows.net, scilogs.de und spektrum.de hinzu. Kaum einer dieser Traffic-Bringer hat etwas mit dem Nachrichtengeschäft zu tun, trotzdem laufen alle unter dem Dach von Zeit Online und erhöhen dort den Marktanteil.

Dabei gehören wir zu den wenigen Gewinnern unter den Nachrichtenseiten

Die Transparenz bei Meedia endet an anderer Stelle: Es fehlt der Hinweis, dass Kopp Online nicht in der Liste auftauchen darf, weil … ja, warum eigentlich? Weil sie beim Lesen gefährlich ist und für Schnappatmung sorgt? Eine Antwort auf diese Frage bleibt der Branchendienst schon seit Längerem schuldig, der zur Mediengruppe Dieter von Holtzbrinck gehört (Die Zeit, Berliner Tagesspiegel, Handelsblatt, Wirtschaftswoche).

 

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Deshalb – aus Gründen der Fairness und der Vollständigkeit: Die IVW erhebt selbstverständlich auch die Marktanteile von Kopp Online. Sie werden nur in der Berichterstattung der Branchendienste später herauszensiert. Jeder kann diese Zahlen im Netz einsehen.

Unsere Nachrichtenseite ist einer der wenigen Gewinner im August überhaupt und konnte im Vergleich zum Juli um 3,3 Prozent zulegen. Mit über 4,3 Millionen Besuchen wäre sie auf Platz 42 in der Meedia-Top-50 der deutschen Nachrichtenseiten.

Quelle: Kopp-online vom 09.09.2015

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Dittmar Knollenborg
Dittmar Knollenborg
8 Jahre zuvor

Ich hätte gern wieder Ihre News per Email abonniert.
Danke

MfG
Dittmar Knollenborg

Basti
Basti
8 Jahre zuvor

So sehr ich es mir wünschen würde, dass Spiegel Online Leser verliert, ist dieser Rückgang viel eher darauf zurückzuführen, dass es sich beim August um einen Ferienmonat handelt. 13 Prozent sind ja sogar noch wenig, wie jeder Webseitenbetreiber bestätigen wird. Interessanter wäre der Vergleich zum Vorjahreszeitraum.