Die vier Stadien des monetären Wahnsinns


03.09.2016  |  Michael Pento

Es gibt vier Stadien des Druckens von Fiatgeld, deren sich die Zentralbanken im Laufe ihrer entsetzlichen Geschichte bedient haben, während sie dafür sorgten, dass der Wert des Geldes und die Kreditkosten nicht länger vom Markt bestimmt werden. Mit der Entscheidung, den Goldstandard abzuschaffen, schlugen sie den verhängnisvollen Pfad ein, der in der Vergangenheit unweigerlich zu Hyperinflation und Wirtschaftschaos führte.

Das Anfangsstadium des Wahnsinns ist noch vergleichsweise harmlos, bereitet die Bühne aber für die unheilvollen Konsequenzen der folgenden drei Phasen vor. Auf dieser ersten Stufe der monetären Kreditschöpfung verwendet die betreffende Zentralbank ihre künstlichen Ersparnisse, um das kurzfristige Zinsniveau durch den Kauf und Verkauf von Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit zu regulieren. Dies scheint in den Augen vieler zunächst noch ungefährlich zu sein, ist jedoch auf eine heimtückische Art äußerst destruktiv, weil es verhindert, dass der Markt den Preis des Geldes selbst bestimmt. Das ist von entscheidender Bedeutung, da der Preis aller anderen Vermögenswerte auf der sogenannten „risikofreien“ Rendite beruht.

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Ein Goldstandard verhindert das Anwachsen der Geldbasis um mehr als wenige Prozent im Jahr und schränkt somit die Kreditvergabe der Banken ein. Eine Fiatwährung bedeutet dagegen, dass auch die Geldbasis aus reinem Papiergeld besteht, welches nicht durch echte Vermögenswerte gedeckt ist. Das ermöglicht die ungezügelte Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken und die Entstehung von Spekulationsblasen an den Märkten.

Das zweite Stadium des monetären Wahnsinns gibt es bereits seit Jahrzehnten, ist heute jedoch allgemein unter dem Namen „quantitative Lockerungen“ oder „QE“ bekannt. Nachdem die Leitzinsen im Laufe mehrerer Zyklen auf ein immer niedrigeres Niveau gesenkt wurden, um der Wirtschaft aus einer Reihe von Rezessionen zu helfen, setzten die Zentralbanken die Zinssätze schließlich bei Null Prozent oder sogar darunter fest. Wenn ihnen bei den kurzfristigen Zinsen kein Spielraum nach unten mehr bleibt, bewegen sie sich die Zinsstrukturkurve entlang und beginnen, auch bei langfristigen Schuldverschreibungen die Kreditkosten künstlich zu senken. Es ist wichtig hervorzuheben, dass die Zentralbanken in dieser Phase nur Aktiva aus den Bilanzen der Geschäftsbanken kaufen und zumindest vorgeben, diese Assets eines Tages wieder zu verkaufen.

Aktuell wird der Weltbevölkerung von den Zentralbanken das dritte Stadium des Wahnsinns angedroht. Diese Phase wird als „Helikoptergeld“ bezeichnet und geht auf eine Idee des Ökonomen Milton Friedman zurück. Tatsächlich kamen verschiedene Versionen dieser Maßnahme jedoch bereits zum Einsatz, lange bevor Friedman der großflächigen Geldverteilung durch die Notenbanken einen Namen gab. Friedman argumentierte für einen Rückgriff auf Helikoptergeld, um Deflation zu bekämpfen, doch die Maßnahme wird traditionell von insolventen Regierungen genutzt, um ihnen bei der Bedienung ihrer Schulden zu helfen.

Das Grundprinzip von Helikoptergeld ist definiert als die Herausgabe staatlicher Schuldverschreibungen ohne Fälligkeitsdatum oder die direkte Ausgabe von Krediten an die Öffentlichkeit, finanziert durch die entsprechende Zentralbank. Beide Formen der Geldverteilung funktionieren am effektivsten, wenn das Geschäftsbankensystem dabei umgangen wird. In diesem Fall müssen sich die Regierungen und Notenbanken keine Sorgen darüber machen, dass die Privatbanken womöglich auf den Kauf weiterer Staatsschulden verzichten und es stattdessen vorziehen, die Fiatkredite als überschüssige Reserven zu halten.

Helikoptergeld gewährt den Bürgern eines Landes direkten Zugang zu neuen Krediten, ohne dass die Gefahr besteht, dass die Zentralbank die Schuldverschreibungen eines Tages wieder veräußert. Der Hauptunterschied zwischen der Emission von Schulden ohne Fälligkeitsdatum und der direkten Kreditvergabe an die Öffentlichkeit ist folgender: Die erste Option gibt der Regierung die Möglichkeit zu steuern, wer das frisch gedruckte Geld erhält, die zweite überlässt dies den Zentralbanken. In jedem Fall äußert sich Helikoptergeld in der direkten Erhöhung des Geldangebots und führt zu Inflation.

Wie ich in meinem Artikel von letzter Woche erwähnte, ziehen die Bank of Japan und eventuell sogar die EZB ernsthaft in Erwägung, die Hubschrauber bald abheben zu lassen. Wenn das dritte Stadium erst einmal eingeleitet ist, führt der Weg leider unausweichlich weiter zur nächsten Stufe, da es nicht möglich ist, die Helikopter zurückzurufen, ohne einen vernichtenden Absturz der Assetpreise und einen Zusammenbruch der Anleihemärkte zu verursachen. Die Folge dessen wäre ein unüberschaubares wirtschaftliches Chaos.

Das bringt uns nun zur vierten und letzten Stufe der Interventionen durch die Zentralbanken: den unablässigen und direkten Kauf der Staatsschulden durch eine Notenbank mit dem einzigen Ziel, einen unkontrollierbaren Anstieg der Zinssätze zu verhindern. Das vierte Stadium des monetären Wahnsinns erwartet uns also, sobald die Inflation in der Wirtschaft festen Fuß gefasst hat.

Es wäre äußerst töricht anzunehmen, dass die Zentralbanken ihr Inflationsziel von 2% mit untadeliger Präzision erreichen können. All die Jahre der Haushaltsdefizite, der rasant steigenden Verschuldungsquoten und des ungeheuren Anwachsens der Notenbankbilanzen werden letztlich dazu führen, dass das Vertrauen in die Zentralbanken enormen Schaden nimmt, da niemand mehr glauben wird, dass sie in der Lage sind die Kaufkraft der Fiatwährungen zu erhalten. Die Inflationsrate wird ihren Anstieg daher nicht auf magische Weise bei 2% beenden, sondern über dieses Niveau hinausschießen und sich weiter erhöhen.

Das ist allerdings nur das halbe Problem. Die Rendite der Staatsanleihen wurden von den Zentralbanken so weit nach unten manipuliert, dass nun fast 30% aller ausstehenden staatlichen Schuldverschreibungen mit weniger als Null Prozent verzinst sind. Wenn die Inflation zurückkehrt, wird das mit Sicherheit zum Massenexodus der Long-Positionen aus den Anleihemärkten führen, während sich die Zahl der Short-Seller vervielfacht. Auch wenn sich unter den Marktteilnehmern die Erwartung durchsetzt, dass die Notenbanken ihre Anleihekäufe zurückfahren oder gar einstellen werden, wird das eine heftige Reaktion der Anleihemärkte zur Folge haben – die Rendite könnten dann in erstaunlich kurzer Zeit um hunderte von Basispunkten nach oben schießen.

Der sprunghafte Anstieg der fälligen Zinszahlungen wird die überschuldeten Regierung dann selbstverständlich völlig insolvent machen. Als Konsequenz dessen werden die Zentralbanken sich gezwungen sehen, Phase vier einzuleiten.

Unglücklicherweise ist das die Schlussfolgerung, zu der man bei der Betrachtung der künftigen geldpolitischen Entwicklungen in den Industriestaaten gelangt. Die ungefährlich wirkende Lage an den globalen Anleihemärkten sollte Investoren nicht zur Selbstgefälligkeit und Unachtsamkeit verleiten. In Wirklichkeit haben sich die Anleihen tickenden Zeitbomben mit enormer Sprengkraft entwickelt, deren unvermeidliche Explosion für all diejenigen, die nicht darauf vorbereitet sind, verheerende Folgen haben wird.

Quelle: goldseiten.de vom 03.09.2016

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