Vandalismus gegen christliche Symbole – Gipfelkreuz in Gefahr

Drei Gipfelkreuze sind in den vergangenen Monaten im Tölzer Land zerstört worden. Der oder die Täter sind unbekannt – genauso wie das Motiv. Auch bayerische Kirchen sind immer wieder Ziel von Zerstörungswut, Vandalismus und ausländerfeindlichen Attacken. Was steckt dahinter?

Von: Stefanie Heiß und Anne Hinder

Immer im Morgengrauen schlägt er zu. Drei Gipfelkreuze sind in den vergangenen Monaten mit einer Axt zerstört worden. Zuletzt hier auf dem Schafreuter Gipfel bei Bad Tölz. Wanderer sind entsetzt.

„Respektlos, wenn man da vor einem Kreuz keine Achtung hat, das ist ja ein Wahnsinn. – Kann man bloß sagen, dass das eine Sauerei ist, sowas.“

Wanderer am Schafreuter

Wer macht so was? Und warum? Die Polizei schließt ein religiöses Motiv nicht aus. Schließlich ist das Kreuz eines der wichtigsten Symbole im Christentum.

„Der liebe Gott hat ja quasi diese Bergwelt erschaffen, dass man halt quasi das so symbolisiert mit dem Kreuz.“

Eine Wanderin am Schafreuter

Verwüstete Kirche in Passau

Aber ist Hass auf Christen tatsächlich der Grund für die Taten des unbekannten Gipfelkreuz-Hackers? Angriffe auf Kirchen und christliche Symbole gibt es immer wieder – mit ganz unterschiedlichen Motiven.

Ein besonders heftiger Fall erschüttert aktuell die Kirchengemeinde St. Anton in Passau. Es war am vergangenen Donnerstag, als Manuel Schlögl in die Kirche gerufen wurde. Dort fand er eine regelrechte Spur der Verwüstung.

Manuel Schlögl, Pfarrvikar | Bild: BR

„An dieser Stelle eigentlich ein großes Vortrage-Kreuz, das wurde hier von den Tätern mit brachialer Gewalt in zwei Teile zerbrochen. Leuchter wurden umgeworfen, das Ewige Licht wurde aus der Lampe geschlagen, und hier am Hochaltar haben die Täter die Altardecke auf das Lamm über dem Tabernakel gelegt und angezündet, wahrscheinlich mit der Absicht, den ganzen Altar in Brand zu stecken.“

Manuel Schlögl, Pfarrvikar

 

„Es hat uns alle schockiert“

Der Schaden geht in die Zehntausende. Noch schlimmer für die Gemeinde: der Angriff auf ihren Glauben.

„Es hat uns alle schockiert, manche Mitarbeiter hier in der Kirche sind auch einige Tränen geflossen, weil die Leute das gar nicht begreifen konnten, warum so etwas passieren musste.“

Manuel Schlögl, Pfarrvikar

Die Gemeinde vermutet religiöse Motive, die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Kriminalhauptkommissar Christian Biedermann  hat immer wieder mit Kirchenschändungen zu tun. Die Täter sind oft jugendliche Randalierer, die Schäden normalerweise eher gering. Der Fall in Passau sticht heraus.

„Ja, es ist nicht alltäglich, dass es in der Kirche brennt, und die Kollegen san da natürlich auch betroffen.“

Christian Biedermann, Kriminalhauptkommissar

Unsägliche Parolen in der Kirche

In Würzburg kamen im Frühjahr Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Mitarbeiter des Bistums auf. Kurz danach wurde in der Kiliansgruft im Neumünster randaliert. Bernhard Schweßinger erinnert sich noch genau, wie es damals hier aussah.

 

„Nach der Vesper hat sich ein Tatverdächtiger einsperren lassen und hat hier die Staute besprüht.“

Bernhard Schweßinger, Pressesprecher Bistum Würzburg

Inzwischen ist alles wieder entfernt – auch die Schmierereien an der Wand. Zu lesen damals: Vorwürfe so heftig, dass das Bistum den konkreten Wortlaut nicht veröffentlichen will.

Bernhard Schweßinger, Pressesprecher der Diözese Würzburg  | Bild: BR

„Inhaltlich ging es um den Umgang der katholischen Kirche mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs, und es wurde wurde auch noch eine Person der Bistumsleitung hier auf unsägliche Weise beschimpft.“

Bernhard Schweßinger, Pressesprecher der Diözese Würzburg

 

Kirchenschändung aus Ausländerhass

Eine ähnliche Tat, aber mit anderem Hintergrund, gab es in Rehau bei Hof. Kirchenpfleger Konrad Grimm hat die Altardecke aufbewahrt, die Ende Juli von Unbekannten beschmiert wurde – in diesem Fall mit ausländerfeindlichen Parolen.

„Je mehr ich die Schriften anschaue, umso mehr muss ich sagen mit Entsetzen, dass so etwas überhaupt möglich ist. Ohne jeglichen Respekt!“

Konrad Grimm, Kirchenpfleger

Rechte Hassparolen und Drohungen | Bild: BR

Hassparolen und Drohungen – die Kriminalpolizei ermittelt, doch auch hier konnte bisher kein Täter gefasst werden. Konrad Grimm glaubt, dass sich die Parolen gegen die Flüchtlinge im Ort richten.

Rehau, Würzburg und Passau sind keine Einzelfälle. Allein in Bayern werden jedes Jahr rund 200 Fälle von Kirchenschändung angezeigt. Der emeritierte Professor Friedrich Graf beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit religiöser Gewalt. Angriffe auf religiöse Symbole gab es schon immer, sagt er. Doch in letzter Zeit beobachtet er eine Veränderung.

Prof. Friedrich Wilhelm Graf, Ludwig-Maximilians-Universität München  | Bild: BR

„Das Klima ist zweifellos aggressiver geworden, sowohl was Hassparolen gegen Andersdenkende betrifft, als auch was Ausgrenzungsmechanismen betrifft. Ja, die Aggressivität hat einfach zugenommen.“

Prof. Friedrich Wilhelm Graf, Ludwig-Maximilians-Universität München

 

Aggressivität, die jetzt auch den Wanderern Angst macht. Sie hoffen, dass der Gipfelkreuz-Hacker bald gefasst wird.

Quelle: Bayerischer Rundfunk vom 08.09.2016

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