Das ist doch verrückt: Amerika schmeißt Bomben, aber die EU bekommt die Schuld und die Flüchtlinge!

14.09.2015

Eric Zuesse

2011 begannen die USA damit, Libyen zu bombardieren. Ziel war es, Muammar al-Gaddafi zu stürzen. Heute zerfleischt sich die EU selbst vor lauter Schuldgefühlen wegen ihrer Reaktion auf die Flüchtlingskrise. Auslöser dieser Krise aber waren Amerikas Bombenangriffe auf Libyen und später auf Syrien.

Auch die von den USA geförderten Bombenangriffe in der Ostukraine bescheren Europa Flüchtlinge. (Diejenigen Luftangriffe also, die die 2014 von Amerika installierte antirussische Regierung der Ukraine als »Antiterrormaßnahme« bezeichnet.

Dadurch werden die Bewohner in den prorussischen Gebieten — wo die Bürger den von Amerika geförderten Staatsstreich vom Februar 2014 ablehnen — als »Terroristen« abgestempelt, weshalb es auch in Ordnung ist, sie zu bombardieren und sogar mit Brandbomben anzugreifen.)

Und trotzdem: Die USA sind schuld daran, dass Millionen Flüchtlinge nach Europa strömen. Dennoch erlauben es die Länder Europas den USA weiterhin, Truppen in Europa zu stationieren – und das, obwohl der einzige Grund für die Existenz der NATO (Europa vor einer kommunistischen Invasion aus dem Osten zu schützen) bereits vor Jahrzehnten weggefallen ist. Das sowjetische Gegenstück, der Warschauer Pakt, hat sich 1991 aufgelöst, ebenso wie die Sowjetunion.

Dennoch hat die NATO weitergemacht und betont ständig die »russische Gefahr«, so wie es vorher die sowjetische Gefahr war… als habe der Zusammenbruch des Kommunismus überhaupt nichts verändert, als sei der ideologische Grund für den Kalten Krieg die ganze Zeit nur ein Vorwand gewesen. Für den »Neuen Kalten Krieg« gibt es keinerlei Rechtfertigung.

Inzwischen reagiert Russland auf diese neue, von Amerika erschaffene Feindseligkeit der Europäer. Die abgewandelten, inzwischen gegen Russland gerichteten Kriegsspiele der NATO kontert Russland mit ähnlichen Defensivmanövern, um sich gegen eine NATO-Invasion zu wappnen, ein Szenario, das zusehends realistischer wird.

Also: Auslöser der derzeitigen Flüchtlingskrise war die anhaltende Obsession Amerikas, unbedingt Russland zu zerstören. Die EU macht bei dieser Besessenheit mit und muss nun einen hohen Preis dafür bezahlen. Nicht nur ist Russland als Handelspartner weggefallen, im Zuge dieses Neuen Kalten Kriegs strömen jetzt auch noch Millionen Flüchtlinge nach Europa. Auslöser der Krise waren nicht Russlands Abwehrmaßnahmen gegen die wachsende Aggressivität der NATO, Auslöser waren die Aggressionen der USA, die die EU weiterhin gutheißt. Aber gehen wir noch einmal ganz zum Anfang der aktuellen Krise zurück:

Der große Enthüllungsjournalist Christof Lehmann titelte am 7. Oktober 2013 auf seiner Nachrichtenwebsite nsnbc: »Führende amerikanische und saudi-arabische Vertreter verantwortlich für Chemiewaffen in Syrien«. Er begann seinen Artikel wie folgt:

Die Beweise führen direkt zum Weißen Haus, zu Martin Dempsey, dem Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff, zu CIA-Direktor John Brennan, zum saudi-arabischen Geheimdienstchef Prinz Bandar und zu Saudi-Arabiens Innenministerium. (Die USA und die Königsfamilie Saudi-Arabiens sind seit 1945 verbündet.)

Lehmann geht ein auf den Chemiewaffenangriff, der am 21. August in Ghuta erfolgte, einem Vorort von Damaskus. Es war dieser Angriff, den US-Präsident Barack Obama als Grund für das Vorhaben anführte, mit Bombenangriffen Baschar al-Assad zu stürzen, den prorussischen Diktator Syriens. Assad war Obama zufolge verantwortlich für den Chemiewaffenangriff.

Doch was ein anderer großer investigativer Journalist, nämlich Seymour Hersh, (unter Verwendung anderer Quellen) am 17. April 2014 in der London Review of Books öffentlich machte, findet sich auch in der früheren Untersuchung von Lehmann: Die USA haben bei dem Chemiewaffenangriff die Fäden gezogen und tatsächlich wurde der Angriff von islamischen Dschihadisten verübt, die die USA über die Türkei versorgten. Wie Lehmann schreibt:

Die amerikanisch-saudi-arabische Achse stand gestärkt da, nachdem die vor allem von Katar unterstützten Moslembrüder und die im Juni und Juli 2012 mit libyschen Kämpfern verstärkten Truppen der Freien Syrischen Armee besiegt worden waren. Von Katarern geführte Brigaden, die nicht kooperierten und die die neuen Kommandostrukturen ablehnten, mussten entfernt werden. In ihrem Bericht »Tentative Jihad« hat die International Crisis Group den Zustrom von Kämpfern der Salafisten und Wahhabiten nach Syrien dokumentiert.

Hershs Bericht ergänzte die Informationen Lehmanns um eine sehr deutliche Bestätigung vonseiten des britischen Geheimdienstes. Dieser stellte nämlich fest, dass Assads Truppen keinesfalls Urheber des Chemiewaffenangriffs hätten gewesen sein können. Natürlich prangerten die Briten Obamas Lüge nicht öffentlich an. So wie Tony Blair als »Schoßhündchen« von George W. Bush bei Irak und Afghanistan fungiert hatte, so ist David Cameron nun Obamas Schoßhündchen, was Syrien und Libyen anbelangt.

Die Angriffe in Libyen haben Libyen in einen gescheiterten Staat verwandelt, ähnlich wie es der Syrien-Feldzug derzeit macht (und wohin sich der Ukraine-Feldzug entwickelt). Europa bekommt nun in Form der Flüchtlinge die Rechnung präsentiert.

Der große Enthüllungsjournalist John Pilger lieferte die beste zusammenfassende Beschreibung der furchtbaren und vorsätzlichen Katastrophe, in die Obama und seine Außenministerin Hillary Clinton das libysche Volk gestürzt haben. So schreibt er beispielsweise: »2011 flog die NATO 9700 Angriffe gegen Libyen, über ein Drittel davon richtete sich gegen zivile Ziele. Es kam Uranmunition zum Einsatz, die Städte Misurata und Sirte wurden mit Flächenbombardements belegt. Das Rote Kreuz hat Massengräber entdeckt und UNICEF meldete, dass der Großteil [der getöteten Kinder] keine zehn Jahre alt war.«

Hier handelt es sich um internationale Kriegsverbrechen, die niemals verfolgt werden. Was sie und Obama mit der Tötung Gaddafis getan haben, löste bei Hillary Clinton (»Wir kamen, wir sahen, er starb (lacht)«) nur ausgelassenen Stolz aus. Wie viele Menschen ihr Leben deswegen verloren haben, ist egal. Jetzt erntet Europa den Sturm, den Amerika gesät hat.

An anderer Stelle habe ich erklärt, dass diese drei Luftkriege Teil der Bemühungen der Regierung Obama und der saudi-arabischen Königsfamilie sind, Europa dazu zu bringen, sein Öl und Erdgas nicht länger hauptsächlich von Russland zu beziehen, sondern von den Saudis und den anderen arabischen Königshäusern.

Vielleicht kann ja irgendein EU-Oberhaupt erklären, warum die EU-Länder nicht einfach die NATO vor die Tür setzen und sich mit Russland verbünden. Das würde den islamischen Dschihad beenden, der von den Königshäusern der arabischen Ölstaaten finanziert wird, und es würde diesen Quellen der Flüchtlingsströme ein Ende bereiten.

Gleichzeitig wäre es der Auftakt für eine neue, eurasische Wirtschaftsmacht, die endlich das korrupte und im Niedergang begriffene amerikanische Imperium aussticht und es vielleicht zu Fall bringt. Das wäre das Ende der größten Bedrohung des Weltfriedens überhaupt und des wichtigsten Förderers endloser Kriege, den die Welt kennt.

Oder stehen die Anführer der EU auf der Lohnliste Amerikas? Warum sonst sollte Angela Merkels Deutschland 2012 den Dschihadisten-Rebellen in Syrien Spionagehilfe gegeben haben? (Merkels Spione bespitzelten zur selben Zeit Sahra Wagenknecht und andere Mitglieder des Bundestags, die Merkels antirussische Politik ablehnten.)

Damit wird Bundeskanzlerin Merkel mitverantwortlich für die Flut von Syrern, die in Deutschland und anderen europäischen Ländern Zuflucht suchen. (Und auf diese Weise können die EU-Spitzenpolitiker den Aufstieg der rechtsextremen Opposition auf die Flüchtlingsströme zurückführen – ganz so, als hätten sie diesen Zustrom nicht selber mit verursacht, sondern als seien sie dagegen gewesen.) Es fehlen einem die Worte für das Ausmaß an Verdorbenheit, das dahinter steht. Und es fehlt einem das Verständnis für das Ausmaß an Scheinheiligkeit.

Aber warum nehmen es Europas Wähler dann einfach hin? (Warum beispielsweise regiert nicht jemand wie Wagenknecht Deutschland?) Warum sind amerikanische Schoßhündchen wie Merkel an der Macht? Warum werden sie nicht abgestraft? Die Öffentlichkeit leidet sehr stark unter ihnen. Europa wird von diesen Personen zerstört, von Agenten Amerikas.

Wissen denn die Europäer nicht, was hier geschieht und warum? Das amerikanische Joch abzuwerfen hat nichts mit Nationalismus zu tun, es ist auch nicht rechtsextrem – es ist Patriotismus und es ist Fortschritt, kein Rückschritt. Es hat damit zu tun, nach vorne zu blicken, nicht zurück. Es dient dem Volk, das man doch angeblich vertritt. Es ist echte Demokratie. Amerika ist nicht länger die Nation des Marshallplans. Diese Nation wurde bedauerlicherweise ersetzt, jetzt ist dort eine neue Gruppe an der Macht und sie ist besessen von imperialen Träumen.

Oder, wie Präsident Obama höchstpersönlich es so arrogant formuliert hat: »Die Vereinigten Staaten sind und bleiben die einzige unverzichtbare Nation.« Und er versprach, es dabei auch zu belassen: »Dies galt im vergangenen Jahrhundert und es wird auch im nächsten Jahrhundert gelten.« (Da muss man schon dankbar sein, dass er kein Tausendjähriges Reich versprach. Ganz so schlimm ist er dann offenbar noch nicht.)

Das amerikanische Imperium müsse also noch mindestens ein weiteres Jahrhundert bestehen, sagt er. Finden das die Menschen in Europa wirklich akzeptabel, ganz besonders jetzt, wo sie doch sehen können, was es ihnen bringt? Echtes Mitgefühl für diese Flüchtlinge würde bedeuten, dass man von den USA den Rückzug aus dem EU-Gebiet verlangt. Und das Ende der NATO! Warum gibt es in der EU keine gewaltigen öffentlichen Protestmärsche gegen die USA, anstatt gegen die Flüchtlinge? Glauben die Europäer denn tatsächlich, dass die Nation des Marshallplans noch existiert? Falls sie das tun, irren sie sich. Und zwar gewaltig.

Quelle: Kopp-online vom 14.09.2015

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