WÄHRUNGSKRIEG – Angriff auf den Dollar: Russland erwägt erstmals Anleihen in Yuan

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Moskau erwägt, erstmals Anleihen in der chinesischen Währung Yuan aufzulegen. Damit würde der Dollar im globalen Währungskrieg erheblich in die Defensive gedrängt.

Russland unterstützt den Yuan. (Foto: dpa)

China will den Dollar als Leitwährung ablösen. (Foto: dpa)

Russland erwägt angesichts der westlichen Sanktionen erstmals eine Schuldenaufnahme in Yuan zum Stopfen von Haushaltslöchern. Sein Land könne dabei über die Ausgabe von Anleihen (OFZ) umgerechnet rund eine Milliarde Dollar in der chinesischen Währung einnehmen und dann in Rubel tauschen, sagte Konstantin Wischkowski, Leiter des Schulden-Managements im Moskauer Finanzministerium, der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag. Russland benötigt frisches Geld, weil der Ölpreis-Rückgang tiefe Löcher in den Staatshaushalt gerissen hat. Zu den westlichen Kapitalmärkten hat Moskau angesichts der Sanktionen wegen des Konflikts mit der Ukraine nur eingeschränkt Zugang. Zuletzt war Russland wegen des Streits deshalb bereits enger an China herangerückt.

Der große Vorteil Russlands: Das Land hat im Vergleich zum Rest der Welt eine nur sehr geringe Staatsverschuldung und daher erheblichen Spielraum.

Sollte Russland tatsächlich eine Anliehe in Yuan auflegen, wäre das eine signifikante Schwächung des Dollars als Weltleitwährung. Der tobende Währungskrieg liefert ohnehin immer wieder neue Bruchlinien. So droht die US-Ratingagentur S&P Großbritannien, das britische Pfund könnte seine Rolle als Weltwährung verlieren.

Der Schachzug Russland könnte Auftakt zu einer interessanten Konstellation sein:

Der Autor James Rickards berichtet in seinem höchst lesenswerten Buch „Währungskrieg: Der Kampf um die monetäre Weltherrschaft“ von einem interessanten War-Game, das die Amerikaner vor einigen Jahren durchgeführt hatten: Die Annahme des Spiels war, dass Russland versuchen könnte, die internationale Weltwirtschaft mit einer neuen, goldgedeckten Währung auf den Kopf zu stellen. Die teilnehmenden Militärs waren verwirrt, hielten den fiktiven Schachzug jedoch für geschickt gewählt und gaben ihm durchaus Chancen auf Erfolg.

Wenige Jahre später zeigt sich in verblüffender Weise, dass die Theorie der Amerikaner von der Praxis eingeholt zu werden scheint. Im vergangenen November gab die russische Notenbank Informationen über ihre großangelegten Goldkäufe bekannt. Für die traditionell schweigsamen Währungshüter in Moskau stand dieser Schritt in Kontrast zur bisherigen Öffentlichkeits-Politik. Sie machte keinen Hehl aus ihrer Unzufriedenheit mit dem Dollar als Leitwährung und erkannte die Möglichkeit, Gold als „Waffe in einem Währungskrieg“ einzusetzen. Das Timing ließ eine Abstimmung mit der Regierung in Moskau erahnen.

Russland ist mittlerweile bei den Ländern mit den größten Goldbeständen auf Rang 6. 1.208, 23 Tonnen Gold hält die russische Zentralbank nach den neuen Käufen der vergangenen Monate vor.

Obwohl Russlands Wirtschaft strukturell schwach ist, sind die monetären Grundlagen des Landes solide. Die Schuldenquote des Landes ist niedrig. Der Goldanteil an den Devisenreserven beträgt zehn Prozent. Das Haushaltsdefizit lag im November bei zehn Milliarden Dollar und damit deutlich unter ein Prozent des BIP, berichtet das Mises Institute. Die Armutsquote sank von 35 Prozent im Jahr 2001 auf zehn Prozent im Jahr 2010. Die Mittelschicht wird verschiedenen Schätzungen zufolge bis zum Jahr 2020 auf 86 Prozent der Bevölkerung anwachsen.

Der Verfall des Öl-Preises hat gleichzeitig zur Abwertung des Rubels geführt. Russland hat eine ressourcenbasierte Wirtschaft und versucht durch die Erhöhung seiner Goldreserven, den Rubel zu stützen. Die Einführung eines goldgedeckten Rubels ist zumindest nicht mehr unwahrscheinlich, sondern wäre die logische Konsequenz.

China würde diesem Trend folgen. Dieser Prozess würde dann eine Spaltung im Weltwährungs-System nach sich ziehen. Eine schwere Inflation in den USA wäre die Folge, weil große Mengen an unerwünschten Dollars über den Atlantik fließen und den US-Markt fluten würden.

„Ein Goldstandard wäre politisch attraktiv und würde den Rubel in eine gewaltige Währung transformieren. Die Mittelabflüsse würden sich deutlich verringern“, sagt der Wirtschaftsprofessor der Universität Turin, Enrico Colombatto.

Doch das Interesse am Goldstandard ist nicht neu. 1998 berichtete der Ökonom Jude Wanninski im Wall Street Journal, dass nur ein goldgedeckter Rubel Russland aus der damaligen Schuldenkrise befreien könnte. Zwei Jahre später wurde Wladimir Putin Präsident und startete eine großangelegte Kampagne für Goldankäufe. Damals kostete eine Unze Gold insgesamt 28 Barrel Rohöl. Russland konnte seine Auslandsschulden erfolgreich abbezahlen.

Während die USA in einer Welt, in der der Dollar die Leitwährung ist, ihre Interessen offensiv durchsetzen können, würde diese Option bei goldgedeckten Währungen wegfallen. Dann hätte Washington beispielsweise nicht die Möglichkeit, internationale Banken dafür abzustrafen, weil diese Handel mit Staaten betreiben, die wiederum von den Amerikanern als „Schurkenstaaten“ klassifiziert werden.

Zu den Verlierern einer russischen Anleihe in Yuan würden auch die großen angelsächsischen Banken zählen.

Vor allem aber würde Russland damit ein Zeichen setzen, dass der Widerstand gegen den Dollar als Waffe tatsächlich massiv wird: Zuletzt hatten sich französische Abgeordnete zu Wort gemeldet und der US-Regierung Erpressung vorgeworfen, weil die US-Justiz europäische Firmen bestrafe, um die Staatskasse zu füllen.

Russlands Finanzreserven schmelzen zusehends ab, weil der Preis für das wichtigste Exportprodukt Öl von Mitte 2014 bis Anfang 2016 eingebrochen ist und sich seitdem nur leicht erholt hat. Um dadurch entstehende Haushaltslöcher zu stopfen, will die Regierung zusätzliche Schulden aufnehmen und Anteile von großen Staatsbetrieben verkaufen.

Quelle: Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 15.10.2016

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