Berlin – Kontrolleure nehmen Facebooks Löschteam ins Visier

In Berlin löscht Dienstleister Arvato für Facebook Nutzerinhalte, laut Mitarbeitern unter unwürdigen Bedingungen. SPIEGEL-Informationen zufolge überprüfen jetzt Behörden den Betrieb – bereits mit ersten Folgen.

© Julia Kneuse

Von Fabian Reinbold

Facebook (Symbolbild)
DPA

Facebook (Symbolbild)

 

Facebooks deutschem Dienstleister für das Löschen von Nutzerbeiträgen droht Ärger mit den Behörden. Die Bertelsmann-Tochter Arvato war nach SPIEGEL-Informationen Ziel einer unangekündigten Betriebsprüfung.

Zwei Mitarbeiter des Berliner Landesamts für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (LaGetSi) haben Ende Februar Mitarbeiter befragt und Unterlagen mitgenommen. Die Behörde prüft, ob Arvato sich ausreichend um die psychische Gesundheit seiner Mitarbeiter kümmert, die ständig belastenden Inhalten ausgesetzt sind, und ob die Firma sich an das Arbeitszeitrecht hält.

In Medienberichten hatten Mitarbeiter anonym geklagt, dass sie verstörende, von Nutzern gemeldete Facebook-Inhalte im Akkord abarbeiten müssten, ohne die nötige psychologische Betreuung zu erhalten. Was die Arbeitsabläufe angeht, hüllt Facebook sich in Schweigen. Dass es das Löschzentrum mit Hunderten Mitarbeitern gibt, wurde erst im Januar 2016 durch einen Bericht des SPIEGEL bekannt.

Politikern und Journalisten wurde der Besuch des Betriebs trotz zahlreicher Anfragen bislang verwehrt.

Psychologische Betreuung ausgebaut

Ausgelöst durch Berichte über die Arbeitsbedingungen (hier und hier) war die Arbeitsschutzbehörde LaGetSi zu einem ersten vereinbarten Termin bei Arvato gekommen. Zum zweiten erschienen die Prüfer nun unangemeldet. Ein Behördensprecher bestätigte die Kontrollbesuche und spricht von „offenen Punkten, die geklärt werden müssen.“

Arvato und Facebook hatten die anonym erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Mittlerweile haben sie allerdings reagiert und nach SPIEGEL-Informationen die psychologische Betreuung ausgebaut. Auf Anfrage heißt es von Arvato dazu lediglich, dass es „umfassende Gesundheitsfürsorge sowie Betreuungsangebote“ für das Personal gebe, die „kontinuierlich weiterentwickelt“ würden. So könne man etwa auch „außerhalb der Arbeitszeiten“ psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Am Freitagabend erklärte der Leiter des LaGetSi, Robert Rath: „Bislang gibt es keinen Anlass für ordnungsbehördliches Handeln“ gegen Arvato.

Mitarbeiter berichten, dass sie bei ihrer Arbeit regelmäßig mit Inhalten konfrontiert würden, die Gewaltszenen, Kinderpornografie oder Tierquälerei beinhalten.

Justizminister droht mit Bußgeldern

Die Abläufe in Facebooks Berliner Löschteam in Berlin dürften bald unter verstärkter Beobachtung stehen, weil Justizminister Heiko Maas (SPD) sozialen Netzwerken auch Vorschriften für deren Beschwerdestellen machen will.

Laut seinem Gesetzentwurf gegen Hassbotschaften und Falschnachrichten im Internet sollen die Plattformen künftig Informationen über „Organisation, personelle Ausstattung, fachliche und sprachliche Kompetenz der für die Bearbeitung von Beschwerden zuständigen Arbeitseinheiten und Schulung und Betreuung der für die Bearbeitung zuständigen Personen“ veröffentlichen. Den „mit der Bearbeitung von Beschwerden beauftragten Personen“ müssen demnach mindestens halbjährlich „deutschsprachige Schulungs- und Betreuungsangebote gemacht werden“ – andernfalls würden Bußgelder fällig.

Diese Regeln dürften insbesondere von den Berichten über die Arvato-Einheit in Berlin geprägt sein. Maas‘ Staatssekretär Gerd Billen hatte selbst mehrfach versucht, sich vor Ort ein Bild der Lage in Facebooks Löschbüro zu machen. Er durfte aber nicht rein.

Quelle: Spiegel-online vom 24.03.2017

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