Moskauer Demo auf Deutsch – voreingenommene Medien und das beliebte Russland-Bashing

Polizei verhaftet Teilnehmer der nicht genehmigten Demo in Moskau

© Sputnik/ Ramil Sitdikov

Mit heftigen Schlagzeilen haben deutsche Medien die Festnahmen bei den jüngsten Protesten in Russland aufgegriffen. Nur sehr wenige erwähnten dabei jedoch, dass die Aktionen behördlich nicht genehmigt waren. Außerdem sind Verhaftungen bei großen Protesten so gesehen nicht neu – unter Kritik fällt aber meistenteils nur Russland.

Nach Angaben der Polizei nahmen mehr als 7.000 Menschen, darunter unzählige Jugendliche, an der von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny organisierten Demo am Sonntag in Moskau teil. Die Stadtregierung hatte zuvor Nawalnys Antrag auf eine Anti-Korruptions-Kundgebung im Stadtzentrum abgelehnt und den Sokolniki-Park sowie weitere Standorte außerhalb des Stadtkerns angeboten. Dennoch marschierten am Sonntag unzählige Aktivisten auf der zentralen Twerskaja-Straße auf. Auch in anderen Städten Russlands fanden am Sonntag ähnliche Demonstrationen statt.Im Verlauf der Aktion gab es russischen Medienberichten zufolge in Moskau rund 500 Festnahmen. Den Verhafteten wurde Verstoß gegen die öffentliche Ordnung vorgeworfen. Außerdem wurde ein Polizist mit einer Schädel-Hirn-Verletzung ins Krankenhaus gebracht. Wie aus Ermittlungskreisen bekannt wurde, sollen Unbekannte den Beamten absichtlich mit einem Gegenstand im Bereich des Kopfs mehrmals geschlagen haben.

 

Für westliche und insbesondere deutsche Medien waren die Ereignisse vom Sonntag ein guter Vorwand, mal wieder die Demokratie in Russland zu kritisieren. Dabei spielte es für die meisten Nachrichtenportale gar keine Rolle, dass den Demo-Veranstaltern von den Behörden andere Austragungsorte vorgeschlagen wurden, und die Aktivisten sich trotz dieser Tatsache im Zentrum Moskaus versammelten.Wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag erläuterte, war die Anti-Korruptions-Demo verfassungswidrig. Außerdem wurden Minderjährigen ihm zufolge „gewisse Belohnungen“ für ihre Teilnahme an der Aktion versprochen.

All diese Tatsachen scheinen deutsche Berichterstatter außer Achtung gelassen zu haben. Dabei gibt es Festnahmen bei großen Demos eigentlich nicht nur in Russland. Wenn es aber um die USA, Kanada oder Europa geht, ist der Aufschrei nur gering.In diesem Zusammenhang sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow am Montag, er erinnere sich sehr genau daran, wie die Polizei in der EU und den USA gegen Teilnehmer nicht genehmigter Proteste vorgegangen sei.

„Dort werden Knüppel, Tränengas und alles Mögliche eingesetzt. Auch unsere Journalisten sind manchmal in solche Situationen geraten, wie das beispielsweise im vergangenen Herbst in den USA mit einem RT-Team der Fall war, als es versuchte, bei irgendwelchen Protesten von Tumulten zu berichten“, sagte Lawrow.

Am 12. März ging beispielsweise die niederländische Polizei mit Wasserwerfern gegen türkische Demonstranten in Rotterdam vor. Diese protestierten dagegen, dass dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu zuvor die Einreise in die Niederlande verwehrt worden war. Aber um die Lage deutlicher zu beschreiben, sollte man sich einige wesentlichere Beispiele ansehen.

Massenverhaftungen in Kanada

2010 fanden, wie Medien damals berichteten, „einzigartige Massenverhaftungen“ in Kanada statt: Bei Protesten im Zusammenhang mit der G20 wurden binnen zehn Tagen mehr als 900 Menschen festgenommen, die meisten davon an nur einem Wochenende. Für europäische Medien war das dennoch kein Thema. Dabei wurden einige Menschen verhaftet, obwohl sie nicht einmal an der Aktion teilgenommen hatten. Unter anderem wurde im Rahmen einer offiziellen Ermittlung festgestellt, dass die „Polizei gegen die Menschenrechte verstieß und Menschen illegal verhaftete“. All das wäre doch eigentlich Grund genug für Kritik, wenn man das Vorgehen deutscher Nachrichtenportale in Bezug auf die jüngsten Ereignisse in Russland in Betracht zieht.

Proteste mit Hunderten Festnahmen in Amerika

2011 wurden bei den „Occupy Wall Street“-Protesten in New York mehr als 700 Menschen verhaftet. Die Aktivisten protestierten damals vor allem gegen soziale Ungleichheit. Die Ordnungskräfte riefen die Demonstranten auf, auf den Bürgersteigen zu bleiben, diese gingen jedoch auf die Fahrbahn. Den Festgenommenen wurde Verstoß gegen die öffentliche Ordnung oder Widerstand bei der Verhaftung vorgeworfen. Auch damals waren europäische Medien leise, was mögliche Verstöße gegen die Menschenrechte seitens der US-Regierung betrifft. Zwar kamen die Festnahmen in die Schlagzeilen, Verurteilungen waren aber nicht zu lesen.

 

Polizei nimmt auch Journalisten fest

Bei Protesten gegen die Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump im Januar dieses Jahres in Washington hat die Polizei einen RT-Journalisten verhaftet und ihm die Teilnahme an Krawallen vorgeworfen. Ihm drohten sogar bis zu zehn Jahren Haft. Die Klage wurde später aufgehoben. Auch Journalisten anderer Medien wurden bei diesen Demonstrationen von den Ordnungskräften festgenommen. Zwar gab es einige Meldungen dazu aus Deutschland, aber wirklich massiv wurde darüber nicht berichtet.

Fazit: Gezielte Reaktion?

Im Fall der russischen Proteste vom Sonntag gab es beinahe eine Medienhysterie in Deutschland. Der Regierung wurde „hartes Durchgreifen“ gegen die Aktivisten vorgeworfen. Indes fordert die EU die „Freilassung der Demonstranten“. Russland solle die Meinungsfreiheit achten, verlautet es aus einem Artikel des „Spiegel“-Magazins vom Montag unter Berufung auf die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini.

Ein kurzer Blick auf die Schlagzeilen zeigt einen Cocktail aus Hetze und Unprofessionalität. Denn wenn man schon kritisiert, sollte man das volle Bild wiedergeben. Das scheinen auch viele Leser mitbekommen zu haben, was an den Kommentaren zu einigen Artikeln zu sehen ist.„Wo steht im Bericht, dass diese Demo nicht genehmigt ist? Es wäre richtig dies zu erwähnen, da es das ganze anders ausschauen lässt“, schreibt ein User zu einem „Focus“-Artikel.

„Die Demonstranten hätten sich doch einfach nur auf das genehmigte Gelände begeben müssen. Aber nein, es musste ja von Nawalny mal wieder provoziert werden. Und unsere westlichen Medien hätten keine Schlagzeile dazu“, lautet ein anderer Kommentar.

 

Einigen Nutzern mangelt es in der deutschen Berichterstattung einfach an Informationen: „Das was ich bei diesem Artikel vermisse, das ist die russische Version, warum man denn so viele Leute festgenommen hatte, damit ich mir ein Bild machen kann.“Indes weisen andere darauf hin, dass wieder das Russland-Bashing im Spiel sei: „Als ich die Nachrichten im öffentlichen Einheitsfernsehen gehört habe und das Wort Russland hörte, wusste ich sofort – jetzt wird gleich wieder über Putin hergezogen… und ich wurde natürlich nicht enttäuscht.“

Quelle: Sputnik vom 28.03.2017

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