Arbeitslose Ukrainer kommen massenweise nach Estland

Ukrainerinnen

© AFP 2017/ Genya Savilov

Laut der estnischen Polizei- und Grenzschutzabteilung hat die Zahl der ukrainischen Staatsbürger, die in den ersten vier Monaten dieses Jahres nach Estland gekommen sind, bereits die Zahl des gesamten Jahres 2016 übertroffen, berichtet EADaily.com unter Berufung auf das Portal err.ee.

2016 lag sie bei 1226, Ende April erreichte sie bereits 1264. Angesichts dessen müsse die Regierung des Landes die Einreisequoten korrigieren, so die Webseite.

Der Vorsitzende des estnischen Arbeitgeberverbandes, Toomas Tamsar, sagte im Interview mit Radio 4, diese Maßnahme sei unvermeidlich, denn sonst würde die Zahl der Ukrainer, die illegal in Estland arbeiten, weiter steigen. Die Veränderung der Quoten würde zu einer legitimen Regelung der mit der Verteilung der Arbeitsplätze unter Einwanderern verbundenen Fragen beitragen. „Einerseits gibt es immer mehr vakante Arbeitsplätze, andererseits aber sehen wir, dass auch die Arbeitslosenzahl größer wird. Der Grund dafür ist ganz einfach: Die Qualifikation der Arbeitnehmer entspricht nicht den Anforderungen. Uns fehlen aktuell Arbeitskräfte, und das wird auch künftig so bleiben. Deshalb müssen wie die Quoten verändern“, so Tamsar.

Auch die Leiterin des Beschäftigungsdienstes bei der estnischen Arbeitslosenkasse, Marta Traks, bestätigte, dass ein Bedarf an neuen Arbeitskräften vorhanden sei. Der Arbeitsmarkt ist ihr zufolge sehr turbulent, und estnische Arbeitgeber bieten mehr als 7500 Stellen. „Die Aktivitäten in Estland sind hoch, aber auf den Markt kommen immer weniger junge Menschen. Laut langfristigen Prognosen wird es in zehn Jahren um etwa 25 Prozent weniger Arbeitnehmer im Alter zwischen 20 und 34 Jahren geben.Derzeit sagen die Arbeitgeber, sie können keine Fachkräfte finden, und eine der Lösungen dieses Problems wäre der ‚Import‘ von Arbeitskräften aus anderen Ländern.“ Das würde jedoch kaum Folgen für die Esten haben, die langfristig keinen Job haben, denn mit ihrer Beschäftigung befasse sich die Arbeitslosenkasse, während der ‚Import‘ von Arbeitskräften für das Wirtschaftswachstum wichtig sei, so Traks. Nach ihren Worten wäre es kein Problem, wenn die Quoten korrigiert werden sollten: „Falls die Quoten aufgehoben werden, werden diverse Novellen zum Ausländergesetz in Kraft bleiben, die diesen Bereich regeln. Das bedeutet nicht, dass unser Arbeitsmarkt nicht geschützt bleiben würde.“

Der Leiter der Stiftung für Integration und Migration „Unsere Menschen“, Dmitri Burnaschew, sagte, dass seine Organisation mit einer beschränkten Zahl ethnischer Ukrainer konfrontiert werde, und vor allem gehe es um Menschen mit estnischen Wurzeln, denen Hilfe beim Umzug in ihre historische Heimat verweigert werde. Allerdings sei das Interesse der Ukrainer für Estland tatsächlich wesentlich größer geworden, räumte Burnaschew ein. „Wir stellen fest, dass die Menschen, die aus der Ukraine kommen, normalerweise sehr motiviert sind, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Zum Beispiel passen sich die ukrainischen Ärzte, die in der Region Ida-Virumaa arbeiten, sehr schnell den sprachlichen und auch anderen Anforderungen an.“ Vertreter des Innenministeriums informierten, dass die Situation mit den Einreisequoten für Ukrainer derzeit analysiert werde und voraussichtlich demnächst von der Regierung abermals behandelt werde.

Mit dem „Ansturm“ ukrainischer Gastarbeiter wurde in letzter Zeit auch Litauen konfrontiert. Vor kurzem veröffentlichte die Website 15min.lt die Ergebnisse einer Studie, die dem Schicksal der Arbeitsmigranten aus der Ukraine gewidmet war. Laut offiziellen Angaben entfielen auf Ukrainer im vorigen Jahr fast 60 Prozent aller beschäftigten Ausländer in Litauen. Allerdings werden ukrainische Gastarbeiter oft betrogen.

Als Beispiel führten die Autoren die Situation des Schweißers Oleg Zoma aus der ukrainischen Stadt Kriwoi Rog an. In seiner Heimatstadt hatte er jahrelang in einem Hüttenbetrieb gearbeitet, aber eine Rente in Höhe von 100 Dollar sei ihm zu gering gewesen. Deshalb sei Zoma neben zehn anderen Männern im vorigen Jahr nach Vilnius gezogen. Nach einer viermonatigen Arbeit in einem Beitrieb in Klaipeda habe der Ukrainer verstanden, dass er nur mit 20 Euro pro Woche entlohnt worden sei, wobei man ihm etwa zehn Mal so viel versprochen habe. In diesen vier Monaten habe er insgesamt nur 420 Euro verdient. Zoma behauptete, dass in Litauen jedes Jahr mindestens 200 bis 300 ukrainische Gastarbeiter auf diese Weise betrogen würden.

15min.lt fand heraus, dass es ein ganzes Netzwerk gibt, das Ukrainer nach Litauen lockt, wobei die Vermittler sich das Geld, dass die Gastarbeiter verdienen, aneignen und ihnen nur einen Bruchteil überlassen.

Die Leiterin eines Caritas-Programms zur Unterstützung der Prostitutions- und Menschenhandelsopfer, Kristina Misinene, äußerte: „Leider kamen wieder Ukrainer zu uns. Sie baten uns, ihnen mit Lebensmitteln zu helfen, weil sie kein Geld hatten. Wir haben ihnen ein Paket mit Lebensmitteln überlassen. Sie sagten, sie würden sich sehr schämen, aber solange sie das verdiente Geld nicht bekommen, haben sie einfach keine andere Wahl.“Betrogene Ukrainer beklagen sich bei der Polizei, der Staatsanwaltschaft und der Arbeitsaufsicht. Mitarbeiter dieser Behörden bestreiten nicht, dass dieses Problem akut ist. Der Vizeleiter der Rechtsabteilung der Arbeitsaufsicht, Gediminas Noreika, erzählte:

„Erste Signale erhielten wir im vorigen Jahr. Und inzwischen lässt sich ein richtiger Trend beobachten: In Litauen wird mit Ukrainern quasi gehandelt.“ Die meisten fiktiven Arbeitsverträge mit ukrainischen Staatsbürgern werden unter Vermittlung von polnischen Firmen abgeschlossen, betonte er. „Allerdings behaupten polnische Beschäftigungsagenturen, sich mit solchen Menschen nicht zu beschäftigen“, so Noreika weiter.

Im Januar und Februar haben sich an die Arbeitsaufsicht acht Ukrainer gewandt, die von ihren Arbeitgebern betrogen worden waren. Im ganzen Jahr 2016 hatte diese Zahl 30 betragen. Niemand könne ihnen jedoch garantieren, dass sie das verdiente Geld tatsächlich bekämen. Viele von diesen Menschen müssen mit leeren Händen nach Hause fahren. „Wenn sie weg sind, ist es oft schwer, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, und die Gerichte stellen solche Verfahren einfach ein. Dann kommen neue Menschen, die später ebenfalls betrogen werden, und es entsteht eine Art Teufelskreis“, so der Experte.

Quelle: Sputnik vom 03.05.2017

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