Umbau der russischen Landwirtschaft: Auf dem Weg zur Selbstversorgung

Epoch Times, Freitag, 16. Oktober 2015 20:36
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Laut dem „Gesetz über den Privatbesitz von Gartengelände“ von 2003 hat jeder russische Bürger das Recht, kostenlos und steuerfrei ein Grundstück mit einer Größe zwischen 2,2 bis 6,8 ha als Privateigentum zu erhalten. Der Effekt 2015: Die meisten Nahrungsmittel werden privat angebaut und machen über 50 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion aus.
Eine Ziegenherde in der Nähe von Dmitrov, 100 km von Moskau entfernt. Die Landwirtschaft Russland wächst und zeigt, dass Selbtversorgung möglich ist. 4. August 2015
Eine Ziegenherde in der Nähe von Dmitrov, 100 km von Moskau entfernt. Die Landwirtschaft Russland wächst und zeigt, dass Selbtversorgung möglich ist. 4. August 2015
Foto: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP/Getty Images

Die Landwirtschaft Russlands besteht aus Millionen kleiner Familienbetriebe, die die meisten der Lebensmittel herstellen, die benötigt werden. Die Politik in Russland fördert den eigenen Anbau und die Möglichkeit, Land, das frei zur Verfügung gestellt wird, zu bewirtschaften

Bereits 1999 erwirtschafteten 35 Millionen kleine Familienbetriebe 90 Prozent der Kartoffeln, 87 Prozent der Früchte, 77 Prozent des Gemüse, 59 Prozent des Getreides und 49 Prozent der Milch, die in Russland benötigt werden. (Quelle hier) Ergänzt mit anderen Zahlen zeigt das, dass bereits 1999 geschätzt 105 Millionen Menschen, das sind 71 Prozent der russischen Bevölkerung, das meiste ihrer Lebensmittel selbst anpflanzten.
Gesetz von 2003 erfolgreich: Jeder russische Brüger kann kostenlos ein Grundstück bekommen

Laut dem „Gesetz über den Privatbesitz von Gartengelände“ von 2003 hat jeder russische Bürger das Recht, kostenlos und steuerfrei ein Grundstück mit einer Größe zwischen 2,2 bis 6,8 ha als Privateigentum zu erhalten:

„In 2003 the Russian President signed into law a further “Private Garden Plot Act” enabling Russian citizens to receive free of charge from the state, plots of land in private inheritable ownership. Sizes of the plots differ by region but are between one and three hectares each [1 hectare = 2.2 acres]. Produce grown on these plots is not subject to taxation. A further subsequent law to facilitate the acquisition of land for gardening was passed in June 2006.“ (Quelle)

Und weiter auf deutsch: „Jedes Grundstück kann zum Anbau von Lebensmitteln, aber auch einfach als Ferien- oder Freizeitgelände genutzt werden, die Regierung hat eingewilligt, dieses Land nicht zu besteuern. Das Ergebnis ist phänomenal: Gesamt gesehen bauen russische Familien praktisch alle Lebensmittel, die sie brauchen, selbst an.“
Der Zwang zur Selbstversorgung seit den Sanktionen der EU hat durchaus auch positive Folgen

Die private Land- und Gartenbewirtschaftung ist so effektiv, dass das Produktionsvolumen der Lebensmittel aus diesen Anbau über 50 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion ausmacht. (Quelle: auf russisch)

Die Tendenz, im eigenen oder gemieteten Garten wieder Grundlebensmittel anzubauen, ist weltweit unter den Begriffen Factory Farming, Urbaner Gartenbau oder Urban Farming überall bekannt. In Russland wird diese Art des landwirtschaftlichen Anbaus gefördert und unterstützt. Diese Umbrüche in der russischen Landwirtschaft hängen mit den politischen Umbrüchen zusammen, die viele Menschen wieder „zurück aufs eigene Land“ trieb.

Vegetationsperiode in Russland: 110 Tage

„Denken Sie daran, dass die Vegetationsperiode in Russland nur 110 Tage beträgt – in den USA könnte der Ertrag der Gärtner also ungleich höher sein. Doch heute ist die Rasenfläche in den USA doppelt so groß wie die der Gärten in Russland – und sie dient niemandem, außer einer millionenschweren Rasenpflege-Industrie.“

„Das Modell der Hinterhofgärten ist in ganz Russland so erfolgreich, dass der Ertrag mehr als die Hälfte der gesamten landwirtschaftlichen Produktion des Landes ausmacht. Nach den Zahlen von 2004 beträgt der Gesamtwert der Hinterhoferzeugnisse in Russland umgerechnet 14 Milliarden Dollar, das sind 2,3 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) – und diese Zahl steigt, weil sich immer mehr Russen der Ökodorf-Bewegung anschließen.“ (Quelle: hier)
Ein paar Zahlen: Fast die Hälfte des Anbaus kam 2010 aus den Hofwirtschaften

Folgende Zahlen stammen von der Bundeszentrale für politische Bildung, die schreibt:

„Die Gesamtproduktion hatte 2009 – je nach Erzeugnis – wieder zwischen 80% und 100% des Niveaus von 1992 erreicht und lag in Ausnahmefällen sogar darüber (Getreide: 90%, Gemüse: 134%, Kartoffeln: 79%, Fleisch: 82%, Milch: 69%). Große Flächen sind jedoch brach gefallen und verbuschen; die mit Ackerfrüchten bebaute Fläche betrug 2010 nur 75 Millionen Hektar gegenüber 115 Millionen Hektar im Jahr 1992.“

„Während damals 67% der Produktion aus Großbetrieben und nur 32% von den privaten Hofwirtschaften stammte, haben sich diese Anteile bis 2010 stark verschoben: Nun kommen 44% aus Großbetrieben, 49% von den Hofwirtschaften und 7% von privatbäuerlichen Betrieben. Die Großbetriebe bewirtschaften aber 75% der Ackerfläche, die Hofwirtschaften hingegen nur 4,7% und die privatbäuerlichen Betriebe 21%.“

Vergleicht man das mit den anderen Angaben, dann stellt sich heraus, dass auf den 4,7 Prozent der Fläche der Hofwirtschaften über 50 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion produziert wurden.

„Angaben zu Beschäftigtenzahlen in der Landwirtschaft sind aus verschiedenen Gründen wenig zuverlässig, zeigen aber eindrucksvoll einen Trend, der im ländlichen Raum tiefe Spuren hinterlassen hat: 1990 waren 8,3 Millionen Personen in den Großbetrieben beschäftigt, 2006 waren es nur mehr 2,2 Millionen.“

International ist das russische Agrarland begehrt, da es teilweise ungenutzte Flächen sind, die in riesigem Ausmaß genutzt werden können. So gibt es auch deutsche Landwirte, die etwas größer in Russland einsteigen (Spiegel 2012).

Russische Steuerpolitik: Senkung wichtiger Steuersätze

International kaum beachtet, aber interessant ist auch die 2000 begonnene Reform des Steuersystems, die eine deutliche Senkung der wichtigsten Steuersätze bracht:

– Der Gewinnsteuersatz wurde auf 20 % bis 24 % gesenkt.

– Der Einkommensteuersatz beträgt jetzt 13 %, unabhängig von der Einkunftshöhe.

– Der Vermögensteuersatz erreicht maximal 2,2 %.

– Der Mehrwertsteuersatz wurde Anfang 2004 von 20 % auf 18 % gesenkt.

– Der Höchststeuersatz der „Einheitlichen Sozialsteuer“, die allein von den Arbeitgebern zur Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme aufzubringen ist, wurde Anfang 2005 von 35,6 % auf 26 % verringert. (Wikipedia) (ks)

Quelle: Epoch Times vom 16.10.2015

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Thomas Hanti
Thomas Hanti
8 Jahre zuvor

Dieses Projekt Selbstversorgung interessiert mich sehr. Meine Frage: Kann ich auch als Deutscher an diesem Projekt teilnehmen oder ist es ausschließlich für Russische Staatsbürger. Mein Plan wäre natürlich , auch die Russische Staatsangehörigkeit zu erlangen. Als älterer Mensch und Rentner, liefe es natürlich nur auf Selbstversorgung hinaus.
Es wäre sehr nett wenn mir jemand Informationen zu diesem Thema schreiben würde,
dafür würde ich mich auch ganz herzlich bedanken. Alles Gute.

Klara
Klara
8 Jahre zuvor

Es ist so, dass in Russland verschiedene Kategorien von Land existieren. Aber bei Wikipedia (Russland) steht, dass man heute kein Land mehr vom Staat zur lebenslangen Nutzung bekommt, seitdem das Landesgesetz eingeführt wurde. Für Menschen, die das vor der Einführung des Gesetzes vom Staat zur Nutzung bekommen haben, ändert sich nichts.
Als Ausländer kann man auf keinen Fall Land kaufen, das zur landwirtschaftlichen Nutzung ausgeschrieben ist, eventuell auch nicht das Land für Garten-und Datschenbau. Das ist auch aus dem Grund nicht möglich, da dieses Land niemals eine Adresse bekommen kann und man ganz einfach praktisch so nicht nur keine Post erhalten, sondern sich auch nicht registrieren kann. Aber ohne Registrierung bekommt man weder eine Aufenthaltsgenehmigung noch die Staatsbürgerschaft nach einiger Zeit. Eventuell kann man als Ausländer auch Land kaufen für den Datschen-und Gartenbau, aber es nützt einem nichts, es sei denn man findet jemanden in der Stadt oder in einem Dorf, der einen bei sich registriert und die Post erhält. Und diese Territorien für Datschen-und Gartenbau und landwirtschaftliche Flächen, die für Hausbau und Selbstversorgung genutzt werden, sind auch meistens nicht erschlossen, d.h. es gibt oft keine Wasser oder auch keinen Strom. Die Leute der Anastasia-Bewegung, von denen es einige Dörfer in ganz Russland gibt, haben, so wie ich es verstanden habe, zumeist Land gekauft, das für die landwirtschaftliche Nutzung vorgesehen ist. Sie haben dort Häuser gebaut, was wohl geduldet wird. aber in vielen dieser Dörfer gibt es kein Wasser und auch keinen Strom und sie holen ihr Wasser von weit her und finden manchmal Lösungen für den Strom, z.B. mit kleinen individuellen Windrädern. Als Ausländer bleibt einem eigentlich nichts übrig, als sogenanntes IZhS Land zu kaufen (Individualno-zhilizhnoe stroitelstvo), also Land, das für den Bau von Eigenheimen vorgesehen ist oder auf dem schon eines steht. Dieses Land befindet sich aber meist in schon bestehenden Dörfern, die je nach Region sicherlich auch wenig besiedelt sein können. Also auf Gratisland in Russland kann man als Ausländer auf keinen Fall hoffen, und ich glaube verstanden zu haben, dass es das auch für die Russen nicht mehr gibt. Wenn man in eines der Anastasia-Oekodörfer ziehen möchte, kann eventuell Land von der Dorfgemeinschaft erworben werden, aber es ist handelt sich in allen Fällen, die ich gesehen habe, doch um landwirtschaftliche Flächen, die sicher nicht teuer sind, aber auf denen Sie ein Problem haben werden, sich zum Zwecke der Aufenthaltsgenehmigung zu registrieren. Hinzukommen dann die Wasser- und Stromprobleme. Diese Dörfer entstehen oft wirklich auf dem nackten Feld, ohne Bäume, Sträucher und es dauert 10-15 Jahre, ehe das alles wirklich so wächst, dass es nicht mehr aussieht wie ein Feld mit ein paar Häusern drauf. Es ist dennoch schön, dass die Menschen den Mut und den Enthusiasmus haben, das zu machen. Und was die Selbstversorgung der Russen aus ihren Datschengrundstücken betrifft, so ist das eine Sache, die gewachsen ist, seit vielleicht 50-60 Jahren, da die Menschen früher und vielleicht in einigen Regionen immer noch, schlicht und einfach verhungert wären, da es früher kaum Lebensmittel zu kaufen gab. Und heute gibt es alles, aber die Durchschnittsgehälter und Renten sind immer noch so niedrig und die Lebensmittel kosten fast so viel wie in Deutschland, dass viele Menschen auch heute darauf angewiesen sind. Es ist also immer noch für die meisten eine schlichte ökonomische Notwendigkeit. Mit ökologischem Bewusstsein hat der massenhafte DAtschen-Garten-Besitz nichts zu tun, das interpretieren wir im Westen so da rein.

uffca.ca
7 Jahre zuvor

Zuwachsrate ab 2014 sogar noch erhoht. Der Kreml gibt der Landwirtschaft wieder oberste Prioritat und baut in erster Linie auf gro?