Gelenkte Öffentlichkeit: ARD stellt Asylkritiker »an den Pranger«

11.08.2015

Peter Harth

Zum ersten Mal debattieren die Deutschen leidenschaftlich über eine entscheidende Frage: Noch mehr Flüchtlinge aufnehmen oder Schotten dichtmachen? Das ist gelebte Demokratie. Gelenkt wird sie aber von Mehrheitsmedien und der Mehrheitspolitik. Beide haben jetzt ihre Mehrheit verloren. Vor allem die Medien reagieren darauf mit Hass und Propaganda. Der Tiefpunkt: Die Tagesthemen nennen Asylkritiker »Idioten«, die »öffentlich an den Pranger« gehören.

Wer sorgt unter Journalisten gerade für eine Welle »Begeisterung«? Heldin der Stunde ist ihre Mit-Journalistin Anja Reschke, weil sie »mutig« war. Hinter der Mattscheibe sitzend, hetzte sie gegen die Asylkritiker im Land und rief alle Zuschauer zum »Aufstand der Anständigen« auf. Das groteske Schauspiel lief zur besten Sendezeit – am Samstagabend in den Tagesthemen der ARD. Zieht hier aber wirklich die anständige Mehrheit gegen ein paar unanständige Asylkritiker, denen es jetzt an den Kragen geht? Mittlerweile lehnen drei von vier Deutschen die Politik der Bundesregierung ab, die eine Flüchtlingswelle nach der anderen aufnehmen will und scheinbar nach dem Motto handelt: Jetzt erst recht.

Drei von vier – und diese rechnerische Mehrheit wächst weiter. Immer mehr schütteln die eingeimpfte politische Korrektheit ab, weil sie merken: Niemand weiß, was diese grenzenlose Offenheit eines Tages kostet. Die negativen Seiten, vor allem die importierte Gewalt der Flüchtlinge, werden verharmlost. Deshalb reagiert das Publikum immer kritischer auf die unkritischen Artikel, die Mehrheitsmedien geraten in Erklärungsnot. Bisher käuen sie weitgehend das wieder, was die Bundesregierung als Flüchtlingspolitik verkauft. Jetzt müssten sie endlich mit offenen Karten spielen und das politische Chaos hinterfragen.

Wieder hat die Mehrheit den Meinungskampf verloren

Die Medien könnten nicht beide Seiten glücklich machen. Entweder für die Mehrheit oder für eine alternativlose Große Koalition, die gemeinsam mit der Opposition auch bei dieser Frage gegen den Willen des Volkes durchregiert. Die Entscheidung ist in der letzten Woche gefallen. Verloren hat wieder die Mehrheit! Seit einigen Tagen läuft eine beispiellose Hetz-Kampagne der deutschen Medien. Leere Wort-Hülsen prasseln auf die Asylkritiker ein – immer mehr und immer rücksichtsloser.

Deshalb war Journalistin Reschke nicht mutig, als sie am Samstag Deutschlands Flüchtlingsdebatte würdelos zum Absturz brachte. Viele andere Journalisten haben daran mitgewirkt. Aufsehenerregend war einzig ihre Wortwahl. Reschke über die wachsende Zahl der Zweifler an der Flüchtlingspolitik: »Wenn man bis dahin ein kleiner rassistischer Niemand war, fühlt man sich da natürlich ganz toll. […] Jetzt kann man sagen: Na gut, Idioten gibt es immer. Am besten ignorieren.«

Toleranz erwarten, aber intolerant handeln

Wer für Toleranz wirbt, sollte erst einmal selber Toleranz gegenüber anderen Meinungen zeigen. Reschke ist aber nicht die einzige Journalistin, die ausgerechnet in der Flüchtlingsdebatte Feindbilder benutzt, also das macht, was sie den vermeintlichen Rassisten vorwirft. Frei nach dem Motto: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Gegen Flüchtlinge ist man in den Augen der Journalistin nur aus ganz niederen Gründen: »Weil alle Flüchtlinge Schmarotzer sind, die verjagt, verbrannt oder vergast werden sollen.« Kein Wort davon, dass die überwältigende Mehrheit durchaus die Wörter Flüchtling und Politik trennen kann – aber wieder vor vollendeten politischen Tatsachen steht.

Reschke unterbietet damit jede Stammtisch-Diskussion zum Thema. Eigentlich müsste niemand diese Frau ernst nehmen. Wenn sie sich nicht vor ein Millionenpublikum in den Tagesthemen gesetzt hätte – und wenn Reschke nicht auch noch zum Kreuzzug aufgerufen hätte – den »Aufstand der Anständigen« gegen die Asylkritiker. Die selbsternannten Guten wollen die vermeintlich Bösen brandmarken oder, um es mit den Worten von Reschke zu sagen: »Öffentlich an den Pranger« stellen. Die Journalistin macht sich zum Ankläger, Richter und Henker in einer Person.

Flüchtlinge: Alles nur eine Frage des Gefühls?

Hinterher sagte sie: »Ich wollte nach all den negativen Kommentaren zu Flüchtlingen mal wieder das Gefühl haben, dass die Masse auf der richtigen Seite steht.« Frau Reschke möchte also der Masse das richtige Gefühl einimpfen. Das darf sie als Diplomatin, als TV-Sternchen oder als Fernseh-Predigerin – dummerweise ist sie Journalistin.

Das war unprofessionell und distanzlos. Die gesamte deutsche Medienlandschaft hätte sich dafür auf die Journalistin gestürzt, wenn Reschke nicht im Fahrwasser der Flüchtlingsdebatte mitschwimmen würde. Jetzt geschieht sogar das Gegenteil: Es gibt Lobgesänge für die mutige Heldin. Der Stern schreibt, dass Reschke vor einer neu erstarkten Rechten warnt und mit ihrer »deutlichen Botschaft« für »Begeisterung« sorgt: »Bei Facebook hat das Video in kurzer Zeit bereits über 50.000 Likes bekommen. ›Die Frau ist einfach super!‹, schreibt eine Nutzerin. ›Der beste Kommentar, den ich seit langem gesehen habe. Applaus!‹, erklärt ein anderer.«

Die ARD rechnet sich die negativen Reaktionen klein

Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD Aktuell, freute sich nach der Sendung am Samstag über fünf Millionen Abrufe des Internet-Videos mit Reschke und über eine Flut von Kommentaren. Angeblich nur ein Drittel davon negativ – die zahllosen gelöschten Kommentare selbstverständlich nicht eingerechnet. Laut Hamburger Abendblatt sprach Reschke »Klartext zum Fremdenhass«. Der Berliner Tagesspiegel feierte sie als »Projektionsfläche«, die es tapfer erträgt, jetzt als »Antifa-Nigger-Muslim-Zigeunerhure« beschimpft zu werden. Die »mutige« Anja wird landauf landab von den Medien gefeiert. Hunderte Artikel, abgeschrieben vor allem in Provinzblättern, die dabei gleich mit ihrem verhassten Publikum im Netz abrechnen.

Ausgerechnet wichtige Leitmedien wie Spiegel oder Zeit schweigen. Sie wollen keine Werbung für Gniffkes Flüchtlings-Scoop in der ARD machen, der auch im Netz einschlug. Sie schweigen aber aus egoistischen Gründen, denn die beiden Flaggschiffe lassen längst eigene Kampagnen gegen die Asylkritiker laufen.

Die Medien-Kampagnen gegen die Asylkritiker

Alles begann in der letzten Woche mit einer Sprachzensur der Deutschen Presse-Agentur: Weg mit dem Wort »Asylgegner«, nennt sie Rassisten. Die Zeit machte daraus: »Der neue Name der Rechten […] der fremdenfeindliche Mob heißt nun ›Asylkritiker‹.« Der Spiegel rief schon lange vor der ARD zum »Aufstand der Anständigen« auf und heizte dem »Pöbel« da draußen mal so richtig ein, der in »Freital, Sachsen, und andernorts in fehlerhaftem Deutsch gegen Flüchtlinge hetzt«. Die Mehrheitsmedien scheren inzwischen jeden Asylkritiker über diesen einen Kamm: alles Rassisten. Gibt es in diesem Wahn noch Gegenstimmen? Fehlanzeige. Es wirkt, als ob sich die gesamte deutsche Medienlandschaft bereitwillig die Hände daran schmutzig macht.

Die Flüchtlingsdebatte ist längst eine Machtfrage

Viele Journalisten vermischen die Flüchtlingsdebatte mit ihrem ureigenen Hass auf die Leser im Internet – die sie nur »Hater« nennen: Wer gegen Flüchtlinge ist, motzt auch auf unseren Webseiten und erhält jetzt die Quittung. Das ist aber nur EINE banale und erschreckende Wahrheit dahinter.

Die andere: Wieder einmal haben viel zu viele Journalisten bewiesen, dass sie nicht kritisch berichten können, wenn es darauf ankommt. Die Bundespolitik macht die Flüchtlingsdebatte längst zur Machtfrage. Wer hat im Land das Sagen? Im Zweifel gegen das Volk, zum Wohl des Volkes.

Wenn Mehrheitsverhältnisse für eine Große Koalition schon im Parlament keine Rolle mehr spielen, warum dann noch außerhalb? Auch das ist eine banale und erschreckende Wahrheit über den Zustand unserer gelebten Demokratie, die sich immer mehr wie eine gelenkte Demokratie anfühlt.

Wer wissen will, wie Deutschlands Mehrheitsmedien damit umgehen, wenn sie plötzlich nur noch für eine Minderheit im Land sprechen: Die aktuelle Hetz-Kampagne gegen Asylkritiker wird dafür zum Prototyp. Der Gegenwind des Publikums beeindruckt die Medien nicht. Genauso wenig, dass Meinungsforscher und Experten plötzlich schweigen. Wirklich wichtig ist offenbar allein die Rückendeckung der Politik.

Quelle: Kopp-online vom 11.08.2015

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