Pegida-Hetzer im Interview – Akif Pirinçci überlegt, das Land zu verlassen

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Autor Akif Pirinçci hat am Montag bei Pegida einen irren Auftritt abgeliefert. Im Interview mit dem stern nennt er seinen KZ-Vergleich mittlerweile einen „Riesenfehler“ – und denkt darüber nach, aus Deutschland zu flüchten.

Von Sophie Albers, Ben Chamo


Akif Pirincci

Bekannt durch Hetze: der Autor Akif Pirincci

Sein hetzerischer Auftritt bei Pegida am Montag in Dresden hat für den Autor Akif Pirinçci schwerwiegende Folgen: Buchverträge wurden gekündigt, und es liegen Strafanzeigen gegen den 56-Jährigen vor wegen Volksverhetzung. Die Satire-Zeitschrift „Titanic“ hat nun einen „illegalen Mitschnitt“ eines Telefonats mit Pirinçci aus dem Sommer veröffentlicht, um zu zeigen, „daß Herr Pirinçci aber tatsächlich vollkommen irre ist“, wie es auf der Webseite heißt. Ein Mitglied der Redaktion hatte sich als Mitarbeiter des (fiktionalen) Bundesamts für Flüchtlingsfragen ausgegeben. In dem Gespräch von 3:23 Minuten scheint Pirinçci wirklich völlig den Verstand verloren zu haben und wirft mit Öbszonitäten und fremdenfeindlichen Bemerkungen nur so um sich. Der stern hat beim Autor nachgefragt, ob das Telefonat tatsächlich stattgefunden hat – und was er jetzt über seinen Pegida-Auftritt denkt.

Herr Pirinçci, ist das Gespräch echt?

Ja, ist es, und ich habe direkt gemerkt, dass das ein Verarsche-Telefonat ist.

Ihre menschenfeindlichen Antworten sind also nur gespielt?

Na klar, ich dachte mir sogar, das wäre „Titanic“. Es kann doch nicht sein, dass das Flüchtlingsamt Herrn Pirinçci anruft und verarscht. Und dann habe ich die Rolle des hetzenden Pirinçci gespielt.

Ich wundere mich, dass Sie überhaupt noch ans Telefon gegangen sind.

Warum? Ich bin ja kein Nazi, ich habe mit Rechten nichts am Hut. Das ist meine Meinung, was ich schreibe. Ich bin ja selbst ein Teil der Medienlandschaft hier, natürlich gehe ich ans Telefon. Der einzige Fehler war, dass ich bei Pegida aufgetreten bin.

Vor allem, wenn Sie mit Rechten angeblich nichts am Hut haben. Also: Warum haben Sie es getan?

Das ist eine gute Frage. Die Tatjana Festerling war eine gute Freundin von mir, und die hat mich angerufen. Ich habe gedacht, das wäre eine Lesung.

Entschuldigung, aber Sie wissen doch ganz genau, was Pegida ist.

Ich sehe das zwar im Fernsehen, aber das ist ja wie ein Rockkonzert, die feiern sich da selbst ab. „Hallo, wir sind Pegida, gimme five.“ Und dann komme ich mit einem total provokanten und polemischen Text daher, der sehr geschraubt ist, und tja… shit happens. Damit habe ich meine Existenz zerstört. Jetzt haben sie sogar die Katzenbücher aus dem Programm genommen. Was können denn die armen Katzen dafür. Heute kam die Kündigung von Random House. Traurig.

Geben Sie sich selbst die Schuld an den Konsequenzen aus Ihrem Auftritt?

Natürlich, wem denn sonst, meiner Mutter, oder was! Das war ein Riesenfehler. Ich bin ein Provokateur, der unterhalten will.

Aber KZ-Vergleiche sind einfach nicht witzig.

Ich habe Ihnen doch gesagt: shit happens. Das war ein Riesenfehler, ein Wendepunkt, gerade weil ich in der Öffentlichkeit stehe. Dresden war nicht mein Ding.

War es ein Fehler, vor diesen Menschen aufzutreten?

Eigentlich schon, damit will ich aber auf keinen Fall sagen, dass ich diese Menschen nicht respektiere. Aber es war nicht mein Publikum. Ganz wertfrei. Und das mit dem KZ, diesem neurotischen deutschen Wort, mittlerweile kann man das ja sagen, war ein noch größerer Fehler. Es lud zur Falschinterpretation geradezu ein.

Und was haben Sie jetzt vor?

Ich weiß es nicht. Ich liebe Deutschland sehr, aber zum ersten Mal denke ich darüber nach, das Land zu verlassen. Ich bin Deutschland unfassbar dankbar. Die Deutschen wissen dieses Land gar nicht zu schätzen. Ich möchte aber nicht in einer muslimischen Gesellschaft leben.

Die wir nicht haben. Toleranz heißt auch Kopftuch neben Minirock.

Das wird nicht möglich sein, wenn wir nicht mehr in der Mehrheit sind. Die Toleranz wird uns Stück für Stück genommen. Und dann fällt es unter Religionsfreiheit, wenn Frauen gesteinigt werden, weil irgendwelche Experten sagen, das steht so im Koran. Ich komme aus einem islamischen Land. Der Islam ist kein Buddhismus. Mittlerweile laufen hier Horden junger, kräftiger Männer herum.

Was an sich nichts Schlimmes ist.

Doch, das ist es. Man braucht jemandem nicht zu drohen. Es gibt Stadtteile, wo sie nicht mehr hinkönnen, ohne dass man ihnen etwas antut.

Und wo wollen Sie hinziehen?

Das weiß ich nicht. Ich habe eine Riesenvilla hier, da kriege ich was für.

Herr Pirinçci, warum benutzen Sie das Wort Ausländer als Schimpfwort, wenn Sie selbst als Ausländer nach Deutschland gekommen sind?

Das ist eine Transformation. Man kommt als Ausländer und entweder bleibt man einer, oder man wird zu einem Deutschen. Mit Deutscher meine ich nicht, dass Jokomito aus Ghana am Ende Schuhplattler tanzen soll. Darum geht es nicht. Aber er muss schon Deutscher werden. Er kann nicht sagen: Ich bleibe Ghanaer, ich halte mich nur an das Grundgesetz. So funktionieren Gesellschaften nicht. Das ist eine Kopfgeburt von irgendwelchen Soziologen, dass jeder sein eigenes Ding macht.

War das Gespräch mit der „Titanic“ eigentlich länger als der veröffentlichte Ausschnitt?

Meiner Erinnerung nach haben die die lustigen Sachen von mir weggeschnitten. Aber ich kann mich auch irren. Ich habe das sowieso nicht ernst genommen. Ich bekomme viele solche Wichsanrufe. Auch von der Antifa. „Hier ist die Gauleitung so und so, Sie müssen jetzt raus“. Oder „Hier ist die Kriminalpolizei, wir kommen gleich.“ Dann gebe ich die entsprechende Antwort.

Die da lautet?

Ich antworte immer obszön, das kommt immer gut an. Dann merken die, dass der Typ irre ist.

Wie irre ist der Typ denn?

Ich bin ein kontrollierter Irrer, das war schon immer so. Das ist keine Masche, die ich erst letztes Jahr erfunden habe.

Quelle: Stern-online vom 22.10.2015

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Jürg Sand
Jürg Sand
8 Jahre zuvor

Hallo Herr Pirincci, freue mich wieder etwas von Ihnen zu hören und gesund vorzufinden. Ich verfolge diese mediale Hexenjagd mit grösstem Interesse. In Deutschland sondert offenbar die Gesinnungsdiktatur, unter dem Druck des Riesenversagens der arroganten Dummheit, giftigen Schleim ab. Jeder der sich ihr kritisch nähert berührt dieses Gift. Besonders gefährlich leben in solchen Zeiten des Zusammenbruchs die Satiriker, weil nur sie den Wahnsinn zu benennen vermögen und so als hochgefährlich gelten. Mein Ratschlag, ziehen Sie zu uns in die Schweiz oder wie es deutsche Schriftsteller vor 80 Jahren taten, an die Ufer des Bodensees, in Reichweite des rettenden Ufers. Auch bei uns herrscht zwar die political correctness, aber weit milder und ist gerade im Begriff Zähne zu verlieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die genannte Diktatur an dieser gigantischen Fehlleistung zerbricht und die selbsternannte „Intelligenzia“ hinwegfegt. Sie sind etwas jünger als ich und ich glaube, dass wir das noch erleben dürfen, die angerichteten Schäden allerdings auch. Ich habe übrigens Ihr Buch „Deutschland von Sinnen“ gelesen und vielfach weiterempfohlen. Jeder der es las hat Sie RICHTIG verstanden, hat seine eigenen, oft unausgesprochenen, Gedanken darin erkannt, hat Ihre Liebe zu Ihrem Land und was Sie antreibt gefühlt. Beste Grüsse und Wünsche, Jürg Sand.

Ralle
Ralle
8 Jahre zuvor

Als Ausgleich würde ich jetzt öffentlich bei den Grünen auftreten und dann das genaue Gegenteil von der PEGIDA-Nummer erzählen. Schließlich dreht sich hier in Deutschland mittlerweile alles nach dem Wind.