Nach Zerstörung von West-Waren: Russland deutet Einlenken im Lebensmittelstreit an

Es klingt wie ein vorsichtiger Rückzug im Handelskrieg mit dem Westen: Der russische Regierungschef Medwedew hat ein Ende des Importverbots für westliche Lebensmittel angedeutet. Zugleich machte er Druck auf einheimische Hersteller.

Medwedew bei der Inspektion von Lebensmitteln: Probleme eingeräumt
AP

Medwedew bei der Inspektion von Lebensmitteln: Probleme eingeräumt

Seit einem Jahr dürfen eine Reihe von Lebensmitteln aus der EU und den USA nicht mehr nach Russland importiert werden. Zuletzt ließ die russische Führung öffentlichkeitswirksam angeblich illegal eingeführte West-Waren zerstören – und erntete dafür viel Kritik im eigenen Land. Bei der Regierung reift offenbar die Überzeugung, dass Sanktionen gegen westliche Lebensmittel auf Dauer nicht sinnvoll sind.

Das russische Importverbot sei zwar kürzlich verlängert worden, „doch wird es nicht ewig gelten“, sagte Regierungschef Dmitrij Medwedew bei einem Treffen mit Regierungsvertretern in Krasnodar im Süden des Landes. Seine Andeutung richtete sich wohl auch an die Erzeuger in Russland. Die Hersteller dort sollten das Zeitfenster nutzen, um ihre Produktion zu stärken, forderte Medwedew.

Hintergrund des Handelskriegs mit dem Westen ist der Ukrainekonflikt. Präsident Wladimir Putin hatte im Gegenzug zu den Sanktionen der EU, der USA und weiterer Verbündeter gegen Russland ein Einfuhrverbot für westliche Lebensmittel verhängt.

Russland will mit dem Embargo offenbar einen geschützten Raum für seinen eigenen Agrarsektor schaffen und so dafür sorgen, dass langfristig überwiegend heimische Waren in den Supermärkten angeboten werden. Regierungschef Medwedew räumte aber nun Schwierigkeiten ein. „Es ist klar, dass der Import nicht vollständig ersetzt werden kann“, sagte Medwedew der Agentur Interfax zufolge. Bei einigen Waren werde der Prozess viele Jahre dauern.

Das Einfuhrverbot für westliche Lebensmittel ließ die Preise in Russland steigen. Neben den Sanktionen des Westens macht Russland der fallende Ölpreis zu schaffen. Im zweiten Quartal rutschte die Wirtschaft tiefer in die Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,6 Prozent. Im ersten Quartal 2015 war das BIP um 2,2 Prozent gesunken.

mmq/dpa

Quelle: Spiegel-online vom 11.08.2015

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