Raspails Buch wirkt!

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von Thorsten Hinz

Einwanderer aus Afrika auf einem Schiff vor der Küste Italiens Foto: picture alliance/ROPI

Einwanderer aus Afrika auf einem Schiff vor der Küste Italiens Foto: picture alliance/ROPI

Der sicherste Weg, ein mißliebiges Buch vom Publikum fernzuhalten, ist sein Beschweigen. Merkwürdig und kontraproduktiv mutet daher der Artikel an, mit dem der Berliner Tagesspiegel das Publikum vom Kauf und der Lektüre des „Heerlagers der Heiligen“ von Jean Raspail abzuhalten versucht.


Der Tagesspiegel – soviel zur Erklärung für Nicht-Berliner – war zu West-Berliner Zeiten das liberale Pendant zur Springer-Presse, die den Zeitungsmarkt der Halbstadt beherrschte. Heute ist er voll auf Merkel-Kurs getrimmt und hofft, auf ihrer Schleimspur endlich zur bundesweit anerkannte Hauptstadtzeitung zu werden.

Wenn die Kanzlerin sagt: „Wir schaffen das!“, dann ruft der Tagesspiegel: „Wir schaffen sogar das Doppelte und Dreifache!“ Die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Zeitung halten allerdings nicht Schritt mit ihren hohen Ambitionen. Die Auflage sinkt, und alle Versuche ihrer Alpha-Redakteure, das Weltgeschehen in den Griff zu bekommen, gerät mangels Begrifflichkeit und historischen Wissens regelmäßig zum Griff in das bekannte Becken.

Der Roman hat ihn ergriffen

Im Tagesspiegel erschien nun unter der Überschrift „Das Kultbuch der Neuen Rechten – eine Lesewarnung“ ein ausführlicher Verriß des Raspail-Romans, in dem wirklich keine Bosheit, Unterstellung und Verdrehung fehlt: Nicht der Hinweis auf sein „xenophobes und rassistisches Szenario“, auf die „toxischen Ideen“, auf den „Widerhall in den Parolen der Extremisten von Dresden, Nauen, Dortmund, Heidenau oder Meißen“, auf Brandanschläge, auf die AfD, auf die „Mordaufrufe“ gegen die Kanzlerin und ihren Vize, auf Akif Pirincci usw. usf…

Warum soviel Aufwand für ein Buch, das angeblich nichts taugt? Der Sinn des Text erschließt sich, wenn man ihn gegen den Strich bürstet. Der Schreiber hat sich intensiv mit dem Roman beschäftigt, auch mit angrenzenden Texten Raspails, er giftet und geifert, aber er widerspricht der antizipierten Entwicklung nicht.

Der Roman hat ihn ergriffen, offenbar, weil er die Gegenwart und die eigene Lage darin wiedererkennt. Doch kann er seine Gedanken nur im Modus der Ablehnung veröffentlichen, sein Wut-Artikel ist ein verstecktes Zeigen, ein Appell an die Leser, die Wahrheit über das, was gerade geschieht, nicht länger in den Medien zu suchen.

Aus dem Satz sprechen Panik und Angst

Im Roman geht es nicht zuletzt um den eigene Berufsstand und das eigene Milieu. Der Tagesspiegel-Schreiber zitiert Raspails Worte von den „gebügelten Silberzungen“ und „der große Hure der Massenmedien“. Auch sie werden von den Heerscharen der Armen, die Europa heimsuchen, ehernen Schrittes zerstampft.

Es nützt ihnen nichts, daß sie den Invasoren den Weg geebnet haben, indem sie den europäischen Völkern den Willen zur Selbstbehauptung nahmen und sich die Sache der Dritten Welt namens einer universellen Humanität zu eigen machten. Als Bündnispartner werden sie trotzdem nicht anerkannt.

Denn die armen Teufel haben etwas, das den westlichen Selbstabschaffern völlig abgeht: Stolz! Sie wollen den Reichtum Europas nicht als Geschenk empfangen, sondern ihn sich nehmen mit dem Recht des Siegers! In diesem Handlungsparadigma sind Verräter und Kollaborateure nützlich, doch Achtung und Schonung verdienen sie hinterher keine.

Der Artikel-Schreiber zitiert aus einem früheren Vorwort zum „Heerlager“, in dem Raspail prophezeit: „Diese kommenden Zeiten werden grausam sein.“ Er kommentiert: „Grausam ist diese obszöne Literatur, die sich in blutigen Endzeitfiktionen suhlt.“ Aus dem Satz sprechen Panik und Angst. So beginnt eine Katharsis.

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Quelle: Junge Freiheit vom 29.10.2015

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