Experte der Eliten beunruhigt – AfD-Treffen offenbart beängstigende Dynamik – nicht auf der Bühne, sondern im Publikum

Höcke bei politischem Aschermittwoch der Sachsen-AfD
Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/Björn Höcke beim „Politischen Aschermittwoch“ der AfD in Nentmannsdorf bei Dresden.
  • FOCUS-Online-Redakteur Ulf Lüdeke
Freitag, 16.02.2018, 06:45

Das Auffallendste bei der jüngsten #AfD-Veranstaltung in Mitteldeutschland war ausnahmsweise einmal nicht Hauptredner Björn #Höcke, sondern das Publikum. Es reichten schon harmlose Stichworte, um die rund 1200 Gäste beim „Politischen #Aschermittwoch“ in #Nentmannsdorf bei Dresden lauthals rechte Parolen grölen zu lassen.

Als der neue sächsische AfD-Fraktions- und Landesverbandschef Jörg #Urban den Namen von Ex-Bundespräsident Joachim Gauck aussprach, skandierte die Menge „Volksverräter, Volksverräter, Volksverräter“, wie die „Welt“ berichtet. Beim Seitenhieb gegen Grünen-Politiker Cem Özdemir tönte es „Abschieben! Abschieben!“ Und als der thüringische AfD-Chef Höcke die Kompromisse der Altparteien anprangerte, grölte das Publikum „Widerstand, Widerstand“. Und als die Identitäre Bewegung als „der AfD nahestehend“ bezeichnet wurde, schallte der Reim „Heimat, Freiheit, Tradition – Multikulti Endstation“ durch den Raum.

„#AfD entwickelt sich zu Sammelbecken für #Rechtsextreme“

Die Slogans stammen allesamt aus dem verbalen Repertoire von Pegida und den als rechtsextrem eingestuften Identitären, die in einigen Bundesländern vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Für den Extremismusforscher Steffen Kailitz von der TU Dresden ein „klares Indiz dafür, dass die AfD sich immer stärker zum Sammelbecken für Rechtsextreme entwickelt“. Vor allem in ostdeutschen Länderdreieck Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Kailitz wundert dies keinesfalls. „Seit mit Frauke Petry die letzte zumindest für AfD-Verhältnisse deutliche Stimme gegen eine Zusammenarbeit mit rechtsradikalen Gruppen verschwunden ist, die Gewicht hatte, gewinnen in der AfD immer stärker radikale Strömungen die Oberhand“, so Kailitz zu FOCUS Online. Die Sprechchöre bei der Aschermittwochsveranstaltung wertet er als „klares Indiz“ dafür, dass Anhänger von #Pegida und #Identitären inzwischen „völlig ungeniert und offen“ zusammenarbeiten.

Staatsanwalt prüft Verfahren gegen Sachsen-Anhalts AfD-Chef

Dass die Anhängerschaft dabei die Politiker des völkisch-nationalistisch ausgerichteten „Flügel“ um Höcke herum sogar noch aufwiegelt, ist ebenfalls in Nentmanssdorf zu beobachten gewesen. So ließ Höcke-Intimus #André Poggenburg am Mittwochabend wüste Beschimpfungen gegen die türkische Gemeinde ab. Er sprach von „Kümmelhändlern“ und „Kameltreibern“, die sich „hinscheren [sollen], wo sie hingehören, weit hinter den Bosporus, zu ihren Lehmhütten und Vielweibern“. Inzwischen leitete die Staatsanwaltschaft gegen AfD-Landeschef in Sachsen-Anhalt ein Prüfverfahren ein.

FOCUS Online/WochitKein Islam mehr in der Türkei? So erklärt AfD Höckes umstrittene „Bosporus“-Aussage

„Einen solchen Satz hätte Poggenburg noch vor einem Jahr zumindest öffentlich nicht von sich gegeben“, sagt Extremismusforscher Kailitz. „Doch nachdem Anfang Januar durchgesickert war, dass das Parteischiedsgericht der AfD selbst Björn Höcke wegen seiner skandalösen Ballhaus-Rede vor einem Jahr vermutlich nicht ausschließen wird, weil wohl kein parteischädigendes Verhalten festgestellt worden sei, braucht Poggenburg sich zumindest parteiintern kaum Sorgen machen, für solche Sprüche in Sippenhaft genommen zu werden.“

Höcke hatte am 17. Januar 2017 in Dresden eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ gefordert. Zum Holocaust-Mahnmal in Berlin hatte der ehemalige Geschichtslehrer auch gesagt: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“

„Höcke treibt den Rest der AfD vor sich her“

Dass die Entwicklung in #Ostdeutschland auch direkt Auswirkungen für die Bundespartei haben wird, da ist sich Kailitz sicher. Höckes ‚Flügel‘ treibe den Rest der AfD vor sich her, der Thüringer AfD-Chef sei der starke Mann im Hintergrund und werde immer stärker. „Die rechtsextremen Kräfte dominieren die AfD-Landesverbände von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt inzwischen ganz klar“, so Kailitz.

Dass vom neuen AfD-Bundesvorstand gegen den Höcke-Kurs Widerstand wie zu Petry-Zeiten zu erwarten sei, sei relativ unwahrscheinlich, ergänzt Kailitz. Während von der neuen AfD-Vorsitzenden nach der Bundestagswahl kaum noch etwas zu einem Parteiausschluss von Höcke zu hören ist, dürfte dies bei dem Co-Vorsitzenden Alexander Gauland noch viel weniger der Fall sein. Denn Gauland nennt Höcke nicht nur seinen „Freund“. Er zählt auch zu den Erst-Unterzeichnern der „Erfurter Resolution“, die Höcke und Poggenburg 2015 initiierten. Die Resolution gilt als Gründungsmanifest des völkisch-nationalen „Flügels“.

Quelle: Focus-online vom 16.02.2018

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Birgit
6 Jahre zuvor

Nun habt IHR mal lautstrak gehört, was der Souverän denkt und fühlt !
Höcke ist auf Kurs !
Und Petry konnte ihre Aufgabenstellung, nach den Wünschen von Washington DC, nicht erfüllen.
Dumm gelaufen, für EUCH !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Alexander Berg
6 Jahre zuvor
Reply to  Birgit

Das hat aber nichts mit Souveränität zu tun.

Birgit
6 Jahre zuvor
Reply to  Alexander Berg

Souverän= das Volk
Souveränität= unabhängiger Staat ( also keine Firma sondern wirklich in Staatlichkeit ).

Komm ze misch, isch lenr disch deitsch !

Ulrike
Ulrike
6 Jahre zuvor

Weiterso. Damit die Herrschaften merken wo es lang geht. Bald hat die AfD die grünen Sozen überholt.