BIELEFELD: Bei der Wiederbelebung bespuckt: Schwestern in Bielefelder Krankenhäusern nicht mehr sicher – insbesondere von südländischen Patienten und Angehörigen

Harter Job: Wenig Zeit, viel zu tun und dann pöbeln auch noch aggressive Patienten und Angehörige auf Krankenschwestern und Pfleger ein. In der Notaufnahme - wie hier im Klinikum Mitte - haben Mitarbeiter mitunter wenig zu lachen. - © Andreas Zobe
Harter Job: Wenig Zeit, viel zu tun und dann pöbeln auch noch aggressive Patienten und Angehörige auf Krankenschwestern und Pfleger ein. In der Notaufnahme – wie hier im Klinikum Mitte – haben Mitarbeiter mitunter wenig zu lachen. | © Andreas Zobe

 

Krankenschwestern berichten von dauernden Respektlosigkeiten und ihrem großen Wunsch nach mehr Sicherheit:“Sind wir nicht schnell genug, dann sind wir ‚Miststücke‘ und ‚Schlampen'“

 Jens Reichenbach
17.03.2018 | Stand 17.03.2018, 17:49 Uhr

Bielefeld. Die Lokalredaktion hat viel Feedback auf die Berichterstattung zu verbalen und körperlichen Übergriffen in Bielefelder Krankenhäusern erhalten. Vor allem junge Krankenschwestern meldeten sich, weil sie sich am eigenen Arbeitsplatz nicht mehr sicher fühlen.

Sie hoffen auf ein Umdenken in den Notaufnahmen und auf den Stationen. Wie berichtet, hat die Evangelische Klinik Bethel jetzt ein Deeskalationsprogramm gestartet und denkt über Selbstverteidigung und Notknöpfe nach. In anderen Großstädten gehören Wachdienste in der Notaufnahme zum Alltag.

Eine junge Krankenschwester (alle berichten anonym) berichtet, dass die Zunahme der verbalen und körperlichen Gewalt schon lange spürbar sei. Beleidigungen seien mittlerweile an der Tagesordnung, gerade von südländischen Patienten und Angehörigen“, erklärt sie: „Die Bedrohungen, die wir uns täglich gefallen lassen müssen, machen fertig.“

Mann mit Husten spuckt vor Schwester, die Patienten wiederbeleben möchte

So berichtet sie von einem schockierenden Fall, bei dem sie im Nachtdienst mit einer Ärztin einen Patienten reanimieren musste. „Als ich den Raum kurz verlassen habe, um Medikamente zu holen, wurde ich von einem Patienten mit Husten angepöbelt, wie lange es noch dauert.“

Als sie ihm berichtete, dass gerade ein lebensbedrohlicher Notfall die volle Aufmerksamkeit des Personals benötige, „hat er mir vor die Füße gespuckt“. Dann rief er erbost: „Muss man sich also auf den Boden werfen, damit man hier behandelt wird.“

Wer eine Notaufnahme betritt, muss mitunter mit langen Wartezeiten rechnen. Dort wird nach Dringlichkeit behandelt, nicht nach Ankunft. - © EvKB
Wer eine Notaufnahme betritt, muss mitunter mit langen Wartezeiten rechnen. Dort wird nach Dringlichkeit behandelt, nicht nach Ankunft. | © EvKB

#Unmut und #Unzufriedenheit vieler Patienten über sehr lange Wartezeiten können Schwestern und Pfleger nachvollziehen: „Jede Schwester, jeder Pfleger, jeder Arzt in den Notaufnahmen versteht, dass niemand Lust hat vier oder fünf Stunden in einem Wartezimmer zu sitzen, ohne dass aus Patientensicht etwas passiert“, schreibt eine Krankenschwester aus Bielefeld. „Auch uns ist es oft unangenehm, Patienten so lange warten zu lassen.“

Während man im Wartezimmer kann, geht es anderen erheblich schlechter

Was den Betroffenen jedoch bewusst werden müsse: „Wenn man im Wartezimmer sitzt, geht es anderen Menschen gerade erheblich schlechter“, erklärt sie. „Auch wenn das viele Patienten mit Schmerzen oft nicht wahrhaben möchten: Niemand möchte hören, dass es einem anderen schlechter geht, aber es ist so.“ Und das müsse einem bewusst sein, wenn man in eine Notaufnahme geht. „Wir tun, was wir können und das tun wir gerne.“

Oft sei zu hören, das Klinikpersonal schenke dem Pizzataxi mehr Aufmerksamkeit als seinen Patienten. Die Wahrheit sei: „Viele von uns können nicht einmal ihre festgelegte Pausenzeit von 30 Minuten einhalten, weil zu viel zu tun ist. Wir beißen schnell mal von unserer kalt gewordenen Pizza ab, damit die Patienten weiter versorgt werden können.“ Oft könnten sie stundenlang gar nichts essen.

Und nun kommt die Angst dazu, insbesondere nachts: „Ich arbeite als Krankenschwester in der Notaufnahme eines Bielefelder Krankenhauses. Den Nachtdienst besetzen wir allein. Schlafen alle Ärzte, sind nur wir – teilweise junge, zierliche Schwestern – in der Notaufnahme“, sagt sie.

Klamottenladen

„Geht es nicht schnell genug, sind wir Miststücke oder Schlampen“

Eine Kollegin sei mit einer Schere attackiert worden, als sie gerade die Wunde eines Patienten versorgen wollte. „Geht es nicht schnell genug, sind wir ‚Miststücke‘, ‚Schlampen‘ und ‚unfähig‘.“ Auch Backpfeifen habe es schon gesetzt – von einer türkischen Mutter, die ihren Sohn begleitet hatte.

„Wir können so den Nachtdienst alleine nicht bewältigen“, betont eine Krankenpflegerin. „Schon gar nicht mit diesem respektlosen Verhalten. Dabei wollen wir alle nur Menschen helfen.“ Viele ihrer Kolleginnen hätten bereits gekündigt, weil sie sich nicht kaputtmachen wollten.

Aber auch Männer reagierten auf die Berichterstattung: „Ich bin selbst Krankenpfleger in Bielefeld und was ich tagtäglich erleben darf, ist absolut nicht mehr gesellschaftsfähig. Ich werde bespuckt, angeschrien, beleidigt und sogar mit Mord wurde mir einmal gedroht. Leider muss wahrscheinlich erst etwas passieren. Traurig, traurig.“

Quelle: Neue Westfälische vom 17.03.2018

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Birgit
6 Jahre zuvor

Wegschicken dieses Gebrassel ! Nicht mehr behandeln, laßt die verrecken !

Ulrike
Ulrike
6 Jahre zuvor

Nicht behandeln. Sollen in ihre Heimat gehen. Da können sie sich dann so dreckig benehmen dieses Gesindel.

Annette
Annette
6 Jahre zuvor

Die Bevölkerung kann nicht durch geistige Zwerge geführt und regiert werden.