Anrainerstaaten einigen sich nach 30 Jahren: Eine „Monroe-Doktrin“ für das Kaspische Meer

22. August 2018
Anrainerstaaten einigen sich nach 30 Jahren: Eine „Monroe-Doktrin“ für das Kaspische Meer
INTERNATIONAL

Aktau. Nach fast 30jährigem Ringen haben sich die fünf Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres dieser Tage im #Vertrag von Aktau (Kasachstan) über den künftigen Grenzverlauf im Kaspischen Meer und damit auch über die Aufteilung der Bodenschätze – Erdöl und Erdgas – geeinigt.

Das Gipfeltreffen in Aktau war seit 2002 das fünfte seiner Art. Auf untergeordneter Ebene gab es seit 1991 mehr als 50 Treffen zwischen den Anrainern. Die Übereinstimmung sei „schwer zu erreichen” gewesen und habe „viele gemeinsame Anstrengungen” erfordert, stellte Kasachstans Präsident Nasarbajew fest.

Das jetzt geschlossene Abkommen (offiziell: „Convention on the Legal Status of the Caspian Sea”) sieht vor, daß ein Großteil des Kaspischen Meeres weiter gemeinsam genutzt werden kann. Der Seeboden und die darunter liegenden Bodenschätze wurden aber unter den Anrainern aufgeteilt. Die Erdölvorkommen in der Region werden auf 50 Milliarden Barrel Rohöl geschätzt, die Erdgasreserven auf 300 Billionen Kubikmeter. Der Iran bekommt in dem Abkommen den kleinsten Teil des Meeresbodens zugesprochen und gilt als möglicher Verlierer des Geschäfts. Die iranische Regierung hofft jetzt auf Nachverhandlungen in Detailfragen.

Ein wichtiger Aspekt des Abkommens ist geostrategischer Natur. Rußland konnte in dem Vertragswerk eine Formulierung durchsetzen, wonach Streitkräfte von Nicht-Anrainerstaaten künftig nichts im Kaspischen Meer zu suchen haben. So verpflichten sich die Vertragsparteien in Artikel 3 des Abkommens unter anderem darauf, alle Konflikte friedlich zu lösen, auf Drohungen und Aggressionen zu verzichten und die anderen Anrainer zu respektieren. Vor allem aber einigten sie sich auf das Prinzip: „Keine Präsenz am Kaspischen Meer von bewaffneten Streitkräften, die nicht zu den Vertragsparteien gehören.“

Beobachter interpretieren diese Regelung als eine Art Monroe-Doktrin für das Kaspische Meer – vergleichbar der historischen Monroe-Doktrin vom Jahre 1823, in der der damalige US-Präsident Monroe Nord-, Mittel- und Südamerika offiziell zur Nicht-Einmischungssphäre der europäischen Mächte erklärte. Mit der „Convention on the Legal Status of the Caspian Sea” haben die Anrainer nun eine ähnliche geostrategische Abgrenzung geschaffen.

Der russische Präsident Putin unterstrich diese Bedeutung des Vertragswerkes in seiner Rede in Aktau ausdrücklich und zielte dabei unausgesprochen auf amerikanische Überlegungen an, wonach etwa Aserbaidschan bei einem gewaltsamen Regimewechsel im Iran eine Rolle spielen könnte. Allerdings hat auch die Regierung in Baku wiederholt klargestellt, daß das Territorium Aserbaidschans für Angriffe auf Nachbarn nicht zur Verfügung steht. (mü)

Bildquelle: Wikimedia/Doron/CC BY-SA 3.0 (Bildformat bearb.)

Quelle: zuerst.de vom 22.08.2018

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