EDITORIAL AUS DER „NEUEN ORDNUNG“ – Wolfgang Ockenfels: Wer soll wen bereichern?

 
Der katholische Sozialwissenschaftler Prof. Wolfgang Ockenfels ist Chefredakteur der Zeitschrift „Die Neue Ordnung“.

 

Von PROF. WOLFGANG OCKENFELS | Wer ist „die Mutter“ aller politischen Probleme? Nach Horst Seehofers berühmter Bemerkung soll es „die Migration“ sein, nicht die von der #CDU so genannte „Mutti“, die die Grenzöffnung von 2015 zu verantworten hat und dafür immer mehr zur Verantwortung gezogen wird. „Nun sind se halt da“, sagte sie, und #Seehofer beklagte die „Herrschaft des Unrechts“, ohne die Klage juristisch entscheiden zu lassen. Jetzt entscheiden die Wähler in letzter Instanz, und da sieht es für die regierenden #Volksparteien nicht besonders gut aus.

Und auch den Volkskirchen droht Ungemach, deren Vertreter den willigen „Anschluß“ an die regierungsamtliche #Flüchtlingspolitik suchten. Unwillig zum Dialog, den sie sonst gerne mit Kommunisten, Atheisten und Islamisten führen – und unfähig zu einer sozialethisch verantwortbaren Argumentation, die sie schon im Mittelalter von Thomas von Aquin hätten lernen können, versteiften sie sich dogmatisch auf eine Position, die immer mehr in den Verdacht einer institutionellen Selbsterhaltungsideologie gerät. Nicht allein die sexuellen Mißbrauchsfälle, sondern auch der moralpolitische Mißbrauch der Völkerwanderung bewegt viele kritische Christen, ihrer angestammten Kirche untreu zu werden.

Der Seehofersche Begriff der „Mutter“ ist natürlich peinlich für eine mutterlose und kinderfeindliche #Gesellschaft, welche die „eigene“ Unfruchtbarkeit subventioniert, die „fremde“ afrikanisch-arabische Fruchtbarkeit aber auszunutzen versucht. Und zwar unter einem altruistischen Vorwand. Das klingt schon sehr nach einem verdrehten Rassismus mit erneuertem Kolonialismus, was sich die multikulturellen Globalisten in UN und EU mit ihren Bevölkerungsaustauschplänen einfallen lassen. Ihre experimentellen Projekte tragen die Namen „replacement“, „resettlement“ und „relocation“. Sie klingen sehr modern und sogar humanitär.

„Maulhuren“ hätte diese elitären Begriffskünstler ein Politiker wie Franz Josef Strauß genannt – zu einer Zeit, als die parlamentarisch-demokratischen Debatten zwar „populistisch“ zugespitzt und pointiert, aber doch noch von begrifflicher Klarheit gezeichnet waren. Zu einer Zeit also, als die Kritik an politischen Eliten (zu denen man selber gehörte) noch nicht als „populistisch“ denunziert wurde, wie es kürzlich die „Bertelsmann-Stiftung“ tat. Wie luzide und demokratisch heute einem die alten Bundestagsdebatten erscheinen müssen, zeigen die sich zwischen Konrad Adenauer und Strauß mit Herbert Wehner und Helmut Schmidt ereigneten, die man dokumentiert noch bei Youtube bestaunen kann.

Inzwischen hat sich eine völlige Vergleichgültigung der politischen und moralischen Sprache herausgestellt, in der sich im Zuge der postmodernen Hermeneutik die radikale Relativierung substantieller ethischer, theologischer und rechtlicher Begriffe darstellt. Daß von diesem Begriffswirrwarr nicht allein die journalistische, sondern auch die ökonomische, politische und sogar kirchliche Zunft ergriffen worden ist, geht schon daraus hervor, daß, wer über das Abstraktum „Migration“ redet, kaum noch die Unterschiede zwischen politischen Asylbewerbern, Bürgerkriegsflüchtlingen und Wirtschaftsflüchtlingen wahrnimmt. Wozu auch diese juristisch-terminologischen Differenzierungen? Sie stören bloß, wenn es hauptsächlich um „Bereicherung“ geht. Denn die Migranten, pardon „die Flüchtlinge“, bedeuteten doch einen ökonomischen Nutzen für Deutschland und Europa. Aber „brauchen wir“, wenn sich schon die meisten Einwanderer nicht als integrationsfähige Teilnehmer an der kapitalorientierten Wirtschaft beteiligen können oder wollen, überhaupt diese grenzenlose Immigration?

Das ist gewiß eine Frage, die über die weltweiten Verarmungs- und Bereicherungsprozesse im Zuge der Gobalisierung und des vor allem afrikanischen Bevölkerungswachstums hinausgeht. Wer aber soll hier wen bereichern? Wer will sich an wem bereichern? Der Doppelsinn der „Bereicherung“ erklärt sich einigermaßen durch die anstehenden Projekte, welche die UN und die EU im Schilde führen. Ihre Pillen- und Abtreibungsprojekte sind nicht erfolgreich gewesen, denn die Afrikaner sind nicht so arm, weil sie so viele Kinder haben, sondern sie haben so viele Kinder, weil sie so arm sind. Die westliche Entwicklungspolitik hat leider vor allem die afrikanischen Eliten gefördert. Anders als die kirchliche.

Aber was sagen die Betroffenen, etwa die afrikanischen Bischöfe dazu? Denen kommen, im Unterschied zu vielen ihrer westlichen Kollegen, von denen sie oft als zu wenig modernisiert belächelt werden, doch einige Einwände. Die meisten afrikanischen Bischöfe sind gegen die Auswanderung ihrer Landsleute, sie warnen vor einem „falschen Paradies“, das ihnen versprochen wird. Sie sehen in der massenhaften Auswanderung eine große Gefahr, daß sie nämlich ihre eigene Jugend verlieren.

Kardinal Peter Turkson aus Ghana, Präfekt eines vatikanischen Dikasteriums, mahnte: „Die Politiker der offenen Türen haben einen Geist geweckt, den sie nicht mehr loswerden“. Inzwischen müßten sich Politiker, wie in Italien und Österreich, mit Altlasten ihrer Vorgänger herumquälen. Kardinal Turkson warnt schon seit Jahren vor den negativen Folgen einer zu starken Einwanderung in Länder mit einer demographischen Abwärtsentwicklung: „Wo es mehr Gäste als Kinder gibt, kommt es immer zu starken Spannungen. Asyl kann dann gewährt werden, wenn die einheimische demographische Entwicklung gesichert ist. Wenn die Geburten zurückgehen, wird die einheimische Bevölkerung von Einwanderern in Sorge versetzt. Die Nationalismen entstehen gerade wegen der Sorge der einheimischen Bevölkerung eines Landes, durch die Einwanderung einer neuen Bevölkerung geschluckt zu werden.“ Wie wahr, wie seiend, könnte man hier mit Heidegger oder einem anderen Großdenker anmerken. Sein Wort in Gottes oder seines Stellvertreters Ohr.

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Wie sollen sich die armen Länder Afrikas entwickeln, wenn ihre klügsten und besten Leute das Land verlassen? Das fragen sich die afrikanischen Bischöfe und hoffentlich bald auch mal die deutschen. Traurig, aber wahr ist, daß sich viel zu wenige, auch katholische deutsche Unternehmer auf Gegenseitigkeit für den afrikanischen Kontinent interessieren. Von afrikanischen Missionaren könnten wir hier, vor allem als Katholiken, im Austausch stark „profitieren“.


(Aus dem Editorial der „Neuen Ordnung“ Nr. 5/2018)

Quelle: pi-news.net vom 12.10.2018

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