250. Geburtstag – Johannes Falk – Weimar erinnert an den Dichter und Sozialpädagoden

Kennen Sie Johannes Falk? Das ist der Mann, der das Weihnachtslied „O du fröhliche“ geschrieben hat – und zwar nicht für einen Chor oder die Kirche, sondern als Geschenk für „seine“ Waisenkinder. Als Sohn eines Danziger Perückenmachers kam Falk vor 250 Jahren auf die Welt, später konnte er trotz seiner Herkunft Theologie in Halle studieren, wollte eigentlich aber lieber Dichter werden. In Weimar machte er von sich reden als Diplomat und Begründer der Jugendsozialarbeit.

Denkmal für Johannes Falk am Graben in Weimar.
Denkmal für Johannes Falk am Graben in WeimarBildrechte: MDR/Karsten Heuke

Mit einem Kantatengottesdienst wird am Sonntag in der Weimarer Stadtkirche Johannes Falk geehrt. Aus Anlass seines 250. Geburtstages am 28. Oktober erinnern Stadt, Kirchengemeinde und Diakonie an den Vorreiter der Sozialpädagogik und inneren Mission.

Wie der Sohn eines Perückenmachers Dichter, Diplomat und Pädagoge wurde

Als Sohn eines Danziger Perückenmachers kam Falk auf die Welt. Der Junge war wissbegierig. Sein Pfarrer erwirkte, dass er mit 16 Jahren weiter zur Schule durfte. Ein Stipendium der Ratsherren seiner Geburtsstadt erlaubte ihm ein Theologiestudium in Halle. Schon nach zwei Semestern wechselte er zu Altphilologie und Philosophie. Mit satirischen Texten bestritt er seinen Lebensunterhalt. Christoph Martin Wieland, Prinzenerzieher aus der Residenz an der Ilm, wurde auf ihn aufmerksam und lud ihn nach Weimar ein. 1797 kam er tatsächlich mit seiner Frau Caroline. Eigentlich wollte er in Weimar ein Auskommen als Dichter finden. Er schrieb weiter satirische Texte, eckte manchmal mit Goethe an, gab eine Zeitschrift heraus. Doch weniger als Dichter denn als Sozialpädagoge, der sich verwahrloster Kinder annahm, sollte sich Falk einen großen Namen machen. Dazu brachten ihn die Umstände in dem kleinen Fürstentum zu Zeiten der napoleonischen Kriege.

Eine Predigt ist keine Tat, aber eine Tat eine Predigt.

Johannes Daniel Falk
Szenenfoto: Sachsen am Abgrund - Friedrich August I. und Napoleon
Europa als Schlachtfeld Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Als 1806 nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt französische Truppen plündernd durch Weimar zogen, trat Falk den Siegern entgegen. Mit diplomatischem Geschick gebot er den Plünderern Einhalt und löste das Versorgungsproblem der Soldaten. Der französische Stadtkommandant machte Falk zu seinem Dolmetscher und Sekretär. Nach dem Tilsiter Frieden 1807 ernannte ihn Herzog Carl August für seine Verdienste zum Legationsrat. Die Zeiten blieben unruhig und die Not wurde 1813, nachdem Preußen Napoleon den Krieg erklärt hatte, noch größer. Hunger und Seuchen grassierten. Als Beauftragter der Regierung kümmerte sich Falk um die Belange der besonders geplagten Landbevölkerung.

 In Weimar ist auf einmal die große europäische Geschichte so hautnah, wie es überhaupt nur geht. Die Erfahrung von Plünderung und Zerstörung ist existenziell.

Christian Hain, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Goethe- und Schiller-Archiv Weimar

Mit dem Stiftsprediger Karl Friedrich Horn gründete Falk die „Gesellschaft der Freunde in der Not“. Sie sammelten Spenden, zunächst um Bauern zinslose Kredite auszureichen. Doch bald standen verwahrloste Kinder vor seiner Tür. Er nahm sich ihrer an zu einer Zeit, als gerade vier seiner eigenen sieben Kinder gestorben waren.

Engagement für verwahrloste Kinder: „Erziehung in Freiheit“

Johannes Daniel Falk, in einer zeitgenössischen Darstellung
Johannes Falk (1768-1826)Bildrechte: dpa

Falks Hauptaugenmerk lag auf ihrer Bildung und Erziehung nach christlich-humanistischen Ideen. Seine Maxime lautete: Erziehung zur Freiheit durch Erziehung in Freiheit. Schläge und Strafen gab es nicht. Er legte Wert darauf, dass die Kinder Verantwortung füreinander übernahmen. Die Älteren unterrichteten die Jüngeren. Gefördert und geachtet werden sollten die Talente jedes einzelnen Kindes. 1815 schenkte Falk seinen Zöglingen zum Weihnachtsfest ein selbstgetextetes Lied: „O du fröhliche“. Dafür ist Falk bis heute weithin bekannt. Für den Theologen Johann Hinrich Wichern (1808-1881), den Gründer des Rauen Hauses und der Inneren Mission, war Falk schon damas das große Vorbild. 1818 hatte er die Idee einer „frommen Missionsanstalt in unserer eigenen Mitte“ niedergeschrieben.

Verein und Archiv in Weimar bewahren Falks Erbe

Heute sieht sich auch der Verein „Johannes Falk – Gesellschaft der Freunde in der Not“ der Tradition dieses sozialen Engagements verpflichtet und würdigt den Pädagogen und Christen zum 250. Geburtstag mit Publikationen und Veranstaltungen. Sitz des Vereins ist der Lutherhof in Thüringen, ein verwunschener Ort in der Nähe des Herderplatzes. Dort lebten einst Falk und seine Zöglinge, wie Vorsitzender Paul Andreas Freyer erklärt.

Screenshot (657)

1821 hat er diesen Lutherhof wieder aufgebaut mit seinen Jugendlichen, seinen Waisenkindern.

Paul Andreas Freyer, Vorsitzender des Falk-Vereins in Weimar

Zeugnisse von Leben und Werk des Dichters, Diplomaten und Sozialpädagogen finden sich heute auch im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. Ein sehr umfangreicher Bestand mit 29.000 Blatt, wie Christian Hain, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter erklärt. Briefe, Tagebücher und sein literarischer Nachlass werden seit 1894 dort verwahrt. Aber auch die Spendenbücher seiner „Gesellschaft der Freunde in Not“ und all das, was er zu seinen Jugendlichen geschrieben hat kann man im Archiv nachlesen.

Der Bestand dokumentiert auch sein karitatives Werk, so etwas vermutet man nicht in einem Literatur Archiv, doch so gewinnen wir authentische Einblicke in die damalige Zeit und das Leben der kleinen Leute.

Christian Hain, Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Goethe- und Schiller-Archiv Weimar

Längst ist noch nicht alles zu Johannes Falk wissenschaftlich und lückenlos aufgearbeitet, doch wer mag, kann – mit Voranmeldung – das kleine Haus des Vereins in der Luthergasse 1a besuchen.

Quelle: MDR vom 28.10.2018

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