ZEW-Studie: Unternehmensstandort Deutschland wird deutlich unattraktiver

Ein Händler in Berlin (Archiv)

© AFP 2018 / TOBIAS SCHWARZ
Paul Linke

Deutschland verliert als Standort für Familienunternehmen massiv an Attraktivität. In einer Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung landet die Bundesrepublik damit abgeschlagen auf Platz 16 von insgesamt 21 Ländern.

Auf der Rangliste der für Familienunternehmen attraktivsten Standorte ist Deutschland um vier Plätze abgerutscht und landet damit im unteren Tabellendrittel. Somit findet sich die Bundesrepublik damit im Ländervergleich der Stiftung Familienunternehmen, den das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellt hat, auf Platz 16 von 21 betrachteten Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – und damit auf ihrer schlechtesten Position in der Geschichte des Rankings. An der Tabellenspitze steht die Schweiz. Dahinter folgen Großbritannien und die USA. Mit Portugal liegt erstmals ein früherer Euro-Krisenstaat auf einer besseren Position als Deutschland.

40 Euro pro Arbeitsstunde

 

In der Steuerpolitik soll den Autoren zufolge der Rangverlust Deutschlands besonders deutlich zu sehen sein. Eine Reihe von Ländern habe gegenüber Deutschland aufgeholt, weil sie in den vergangenen Jahren die Unternehmenssteuern gesenkt hätten, heißt es im „Länderindex Familienunternehmen“. Dabei liegt die jährliche Durchschnittssteuerbelastung pro Familienbetrieb bei 89,5 Millionen Euro. Das sei fast doppelt so viel wie in der Slowakei, die die geringste Steuerbelastung für Firmen mit nationaler Geschäftstätigkeit vorweist (47,4 Millionen). Zudem soll die Erbschaftsteuerreform, die für Familienunternehmen besonders bedeutsam sei, zu erheblichen Erschwernissen geführt haben.Auch die Arbeitskosten in Deutschland seien vergleichsweise hoch, die Staatsausgaben für Bildung hingegen zu niedrig. Knapp 40 Euro würde hier laut der Studie im Durchschnitt eine Arbeitsstunde kosten. Nur in vier der untersuchten Länder seien die Kosten noch höher. Dabei werde durchaus berücksichtigt, dass „hohe Arbeitskosten üblicherweise mit einer hohen Produktivität einhergehen“, was in Deutschland der Fall sei. So liege die Produktivität einer geleisteten Arbeitsstunde hierzulande im Schnitt bei rund 53 Euro. Damit läge sie deutlich höher als die verursachten Kosten.

Positiv: Finanzielle Stabilität

Hervorstechend ist auch, dass Deutschland bei Rechtssicherheit und Korruptionskontrolle nur im mittleren bis oberen Mittelfeld landet. „Die Platzierung beim ethischen Verhalten von Unternehmen fällt dabei deutlich schlechter aus als die Resultate bei den anderen Kennziffern“, betonen die Autoren. „Vorfälle wie der Diesel-Skandal in der Automobilindustrie dürften dabei eine Rolle spielen.“ Die Korruptionskontrolle im öffentlichen Sektor habe sich hingegen deutlich verbessert.

Deutlich zurückgefallen sei Deutschland in der Kategorie Strompreise und liege damit auf dem vorletzten Platz. Nur durchschnittlich sei die digitale Infrastruktur. Als hervorragend würden hingegen die Finanzierungsbedingungen für Familienunternehmen bewertet, bemerkt das ZEW. Die finanzielle Stabilität des Staates, der Banken und der Privatwirtschaft werde nach der internationalen Finanz- und Schuldenkrise inzwischen als großer Vorteil des deutschen Standorts empfunden, so die Autoren der Studie.

„Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt“

 

„Deutschland hat im internationalen Vergleich insgesamt erheblich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, auch wenn das noch durch die gute Konjunkturlage verdeckt wird“, erklärt Prof. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „Die Ergebnisse des Länderindex Familienunternehmen müssen ein Weckruf für die Bundesregierung sein. Die Politik muss endlich die Standortbedingungen Deutschlands wieder in den Fokus rücken. Dringend überfällig sind beispielsweise eine Senkung der effektiven Steuerbelastung von Unternehmen um mindestens fünf Prozentpunkte und ein Ausbau der digitalen Infrastruktur auch in ländlichen Regionen. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln, sonst verliert Deutschland als Standort für Familienunternehmen weiter an Attraktivität.“Etwa 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sollen diesem Unternehmenstypus angehören. Rund 60 Prozent aller Beschäftigten sind in Familienunternehmen angestellt. Seit 2006 wird die Studie im Zweijahresrhythmus im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erstellt.

Quelle: Sputnik vom 07.01.2019


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Birgit
Birgit
5 Jahre zuvor

Genau deshalb hauen Kleinunternehmen in Massen ab !
Im August 2018 waren bereits 35 000 nach Bulgarien verschwunden. Diese Zahl schließt die Ösis mit ein.

Das EU-Ausland freut sich ! Die brauchen dringend Facharbeiter !